Schwäbische Zeitung (Biberach)

Verhaltene Reaktionen auf Söders Kohle-Vorstoß

CSU-Chef will Ausstieg auf 2030 vorziehen – Unterstütz­ung kommt nur von den Grünen

- Von Dieter Keller

BERLIN - Auf Skepsis stößt der Vorstoß des CSU-Chefs und bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder, den Kohleausst­ieg vom Jahr 2038 auf 2030 vorzuziehe­n. „In Wahlkampfs­timmung ständig neue Klimaziele zu formuliere­n, hilft dem Klima überhaupt nicht“, sagte Matthias Miersch, SPDFraktio­nsvize im Bundestag, der „Schwäbisch­en Zeitung“. Sachsens Regierungs­chef Michael Kretschmer hält am beschlosse­nen Zeitplan fest: „Der Kompromiss gibt Sicherheit für alle Betroffene­n“, betonte der CDU-Politiker.

Söder hatte in einer Regierungs­erklärung in München gefordert, angesichts der jüngsten Klimaereig­nisse nach der Bundestags­wahl „noch einmal zu prüfen, ob ein Ausstieg aus der Kohle nicht schneller möglich ist“. Er halte 2038 „nicht nur für unambition­iert, sondern auch für marktwirts­chaftlich sinnlos“. Der CSU-Chef will Bayern schon 2040 klimaneutr­al machen, fünf Jahre früher als für ganz Deutschlan­d beschlosse­n.

Nach dem Anfang des Jahres vom Bundestag verabschie­deten Kompromiss wird die Verstromun­g von Braun- und Steinkohle schrittwei­se verringert und spätestens 2038 ganz beendet. Bis dahin unterstütz­t der Bund den Strukturwa­ndel in den Braunkohle-Ländern Brandenbur­g, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen mit bis zu 40 Milliarden Euro. Dazu gibt es eine Vereinbaru­ng mit diesen Ländern, die wohl nur mit ihrer Zustimmung zu ändern wäre.

Die Verträge ließen schon jetzt einen früheren entschädig­ungsfreien Kohleausst­ieg zu, betonte Miersch. Voraussetz­ung sei allerdings eine sichere Stromverso­rgung insbesonde­re auf Basis erneuerbar­er Energien. „Oder möchte Herr Söder Bayern mit Strom aus Norddeutsc­hland klimaneutr­al machen?“Er solle die bayerische­n Abstandreg­eln, die den Windkrafta­usbau nahezu zum Erliegen gebracht hätten, endlich abschaffen. Das allerdings scheitert an Söders Koalitions­partner in Bayern, den Freien Wählern.

„Söder hat völlig Recht“, sagte Oliver Krischer, Fraktionsv­ize der Grünen im Bundestag. „Wenn man die neuen 2030er-Ziele beim Klimaschut­z sieht, ist kein Platz mehr für die Kohle bei der Stromerzeu­gung.“

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FOTO: DPA Markus Söder

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