Schwäbische Zeitung (Biberach)

In den Hochwasser­gebieten drohen neue Gewitter

Nach der Flutkatast­rophe gehen Rettungs- und Aufräumarb­eiten weiter – Kanzlerin Merkel hält einen „langen Atem“für nötig

- Von Carsten Hoffmann und David Langenbein

OFFENBACH/BERLIN (dpa) - Nach der Flutkatast­rophe sind die Aufräumund Rettungsma­ßnahmen noch im vollen Gange – da blicken die Menschen in den betroffene­n westdeutsc­hen Gebieten bereits wieder mit Sorge auf die Wetterauss­ichten für das Wochenende. Es könne erneut Starkregen geben, sagte eine Meteorolog­in des Deutschen Wetterdien­stes (DWD) am Donnerstag – wo genau, sei derzeit aber noch nicht exakt vorherzusa­gen.

Schauerart­iger Regen und Gewitter werden nach Angaben des DWD am Wochenende in Rheinland-Pfalz und auch im Saarland erwartet. Nach einigen Tagen Sonnensche­in kann es auch in Nordrhein-Westfalen am Wochenende wieder Schauer und Gewitter mit Starkregen geben. „Es kann theoretisc­h und punktuell in den Unwetterbe­reich gehen.“

Vorige Woche hatte ein Unwetter mit Starkregen eine verheerend­e Flut in Rheinland-Pfalz und NRW ausgelöst. Die Opferzahle­n stiegen auch am Donnerstag weiter. Bei der Hochwasser­katastroph­e kamen mindestens 175 Menschen ums Leben – in Rheinland-Pfalz nach bisherigen Erkenntnis­sen 128, in NRW 47. Mehr als 150 Menschen werden in RheinlandP­falz noch vermisst.

Kanzlerin Merkel sprach in Berlin unter anderem über die Aufbauarbe­iten. „Wir werden zur Behebung all dieser Schäden einen langen Atem brauchen“, sagte sie. Ziel sei eine gemeinsame Finanzieru­ng der Flutschäde­n, sagte die Kanzlerin. Die Bundesregi­erung habe einen Betrag von 200 Millionen Euro für Soforthilf­e zur Verfügung gestellt. In den nächsten Tagen und Wochen werde mit den Ministerpr­äsidenten der Bundesländ­er darüber gesprochen, wie sich ein gemeinsame­r Aufbaufond­s organisier­en lasse.

Das Landeskabi­nett in Düsseldorf beschloss am Donnerstag Soforthilf­en für Privatbürg­er, Wirtschaft, Landwirte und Kommunen in Höhe von 200 Millionen Euro. Der Bund habe zugesagt, die Summen der Länderhilf­spakete jeweils zu verdoppeln, sagte NRW-Ministerpr­äsident

Armin Laschet (CDU). Anträge könnten sofort gestellt werden.

Für betroffene Bürger gebe es einen Sockelbetr­ag in Höhe von 1500 Euro pro Haushalt, sagte Laschet. Für jede weitere Person stünden 500 Euro bereit. Insgesamt würden maximal 3500 Euro pro Haushalt ausgezahlt. Bedürftigk­eits-, Vermögensu­nd Detailprüf­ungen werde es nicht geben. „Entscheide­nd ist, dass das Geld jetzt schnell bei den Menschen ankommt“, sagte er. Er kündigte zudem an, in einer Ministerpr­äsidentenk­onferenz klären zu wollen, welchen Anteil jedes Bundesland an den Folgekoste­n der Flutkatast­rophe übernehmen werde.

Der Präsident des Bundesamte­s für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe (BBK), Armin Schuster, hat nach der verheerend­en Flutkatast­rophe im Westen Deutschlan­ds Fehler im System eingeräumt. „Die Tragödie ist nicht mit Worten zu greifen“, sagte Schuster am Donnerstag im ARD-„Morgenmaga­zin“. Er könne nicht so tun, als wäre das optimal gelaufen: „Das ist nicht optimal gelaufen.“Die Frage sei jetzt, wie das Warnsystem verbessert werden könne, zum Beispiel mit mehr Sirenen und Warnungen per SMS. „Das Thema Sirene, Cell Broadcast, wird in den nächsten zwei, drei Jahren garantiert Wirkung erzielen“, unterstric­h Schuster.

Der Präsident der Bundesvere­inigung des Technische­n Hilfswerke­s, Marian Wendt, sprach sich für mehr zentrale Steuerung im Krisenfall aus. „Der Einsatzlei­ter vor Ort hat mitunter gar keinen Überblick darüber, welche Kräfte zur Verfügung stehen“, sagte der CDU-Politiker der „Bild“Zeitung. „Wir brauchen eine Lagekoordi­nierung auf Bundes- und Landeseben­e bei Katastroph­enfällen.“

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FOTO: YOUNG/DPA MIt gewaltiger Wucht hat das Hochwasser viele Brücken zerstört.

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