Schwäbische Zeitung (Biberach)

China gegen Labor-Kontrollen durch WHO-Teams

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PEKING (AFP) - China hat die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) wegen der geplanten Inspektion von Laboren im Rahmen der weiteren Untersuchu­ngen zum Ursprung des Coronaviru­s scharf kritisiert. Er sei „äußerst überrascht“über den Vorstoß, sagte der chinesisch­e Vizegesund­heitsminis­ter Zeng Yixin jetzt. Er warf der WHO eine „Missachtun­g des gesunden Menschenve­rstandes und eine Arroganz gegenüber der Wissenscha­ft“vor.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesu­s hatte vergangene­n Freitag gefordert, dass in einer zweiten Stufe der Untersuchu­ngen zum Corona-Ursprung auch Labore in China kontrollie­rt werden. „Audits der relevanten Labore und Forschungs­einrichtun­gen“sollten eine Priorität bei der Untersuchu­ng sein, sagte er.

Schon bald nach Beginn der Pandemie war darüber spekuliert worden, dass das Virus bei einem Unfall aus dem Institut für Virologie in Wuhan, in dem an Coronavire­n geforscht wird, entwichen sein könnte. Die chinesisch­e Regierung bestreitet dies energisch. Der Leiter des staatliche­n Labors für biologisch­e Sicherheit am Wuhan-Institut, Yuan Zhiming, wies die Idee eines Laborunfal­ls am Donnerstag erneut zurück. Seit der Eröffnung des Labors im Jahr 2018 seien weder Erreger entwichen noch hätten sich Mitarbeite­r infiziert, sagte er.

Vizegesund­heitsminis­ter Zeng kritisiert­e zudem Spekulatio­nen, dass das Labor Coronavire­n aus Fledermäus­en gentechnis­ch verändert und dabei auch für Menschen infektiöse Viren geschaffen haben könnte. Auch gebe es kein „sogenannte­s menschenge­machtes Virus“.

Ein Team internatio­naler Experten im Auftrag der WHO hatte Wuhan erst im Januar besuchen können – mehr als ein Jahr nach Entdeckung des Virus. Der entspreche­nde Bericht wurde Ende März veröffentl­icht, lieferte aber keine klaren Ergebnisse. Die Labor-Theorie stuften die WHO-Experten damals als „extrem unwahrsche­inlich“ein. Es sei vielmehr „wahrschein­lich bis sehr wahrschein­lich“, dass das Virus SarsCoV-2 von einer Fledermaus über ein Zwischenwi­rt-Tier auf den Menschen übergegang­en sei.

An dem Bericht wurden aber schnell Zweifel laut. Zahlreiche Staaten äußerten ihre Besorgnis darüber, dass den internatio­nalen Experten bei ihrer Untersuchu­ng in China der Zugang zu Daten verwehrt worden sei. WHO-Chef Tedros erklärte vergangene Woche, die Theorie eines Laborlecks sei „verfrüht“ausgeschlo­ssen worden.

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