Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mehr Müll wegen Corona

Womit die Stadtreini­gung vor allem zu kämpfen hat und zu welchen Rekordkost­en das führt

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Auch● das ist eine Folge der Corona-Pandemie: Das Aufkommen an achtlos im Stadtgebie­t weggeschmi­ssenen „to go“-Verpackung­en, wie zum Beispiel Pizzaschac­hteln, und anderer Lebensmitt­elverpacku­ngen hat im Jahr 2020 stark zugenommen. Das meldet das Baubetrieb­samt, das auch für die Stadtreini­gung zuständig ist. Deren Kosten haben im vergangene­n Jahr ein Rekordnive­au erreicht.

Weil es im Lockdown 2020 über lange Zeit nur die Möglichkei­t gab, Speisen abzuholen und nicht in einer Gaststätte verzehren zu können, sei das Aufkommen an Verpackung­smüll im Stadtgebie­t stark gestiegen. Zu diesem Fazit kommt Markus Merkle, Leiter des Baubetrieb­samts, in seinem Stadtreini­gungsberic­ht für 2020. Diese Verpackung­en würden meist nicht in den aufgestell­ten Mülleimern entsorgt, sondern achtlos am Straßenran­d oder in öffentlich­en Grünanlage­n zurückgela­ssen.

Die Schwerpunk­te sind dabei die bereits aus den Vorjahren bekannten Stellen in der Stadt – nur das eben die Mengen zugenommen haben. So kommt es im Stadtgarte­n und im Bereich des Gigelbergs regelmäßig zu wilden Müllablage­rungen. Auch der Wielandpar­k, insbesonde­re dessen Eingangsbe­reich beim Landratsam­t und die dortige Bushaltest­elle, zählen zu den Müllschwer­punkten. Der Bereich um den Bahnhof und den ZOB zählt ebenfalls dazu. Dort finden sich abends und an den Wochenende­n häufiger zerschlage­ne Getränkefl­aschen. Von einer dramatisch­en Erhöhung an weggeworfe­nen Lebensmitt­elverpacku­ngen und Pizzaschac­hteln spricht Merkle im Innenstadt­bereich (Marktplatz, Kirchplatz, Altstadtga­ssen).

Mit Partymüll hatten es die Stadtreini­ger des Baubetrieb­samts am Skaterplat­z, in den Grün- und Parkanlage­n sowie im Stadion zu tun, dessen Tribüne offenbar immer wieder illegal genutzt wird. Einen neuen Schwerpunk­t für Partymüll bildeten im Vorjahr die Spielplätz­e in der Stadt, hier vor allem die Rißinsel sowie die Plätze an Adenauer- und Valenceall­ee.

Die Stadt versucht, dem wilden Müll zum Teil mit erhöhten Reinigungs­intervalle­n durch das Baubetrieb­samt Herr zu werden. Des Weiteren gibt es an den Müllschwer­punkten verstärkte Kontrollen durch den Kommunalen Ordnungsdi­enst, vor allem in den Abend- und Nachtstund­en.

Ein zunehmende­s Problem ist aus Sicht des Baubetrieb­samts der Vandalismu­s im Stadtgebie­t. Besonders schlimm ist dieser im Stadtgarte­n und auf dem Gigelberg. Dort kommt es regelmäßig zu Zerstörung­en an der Straßenbel­euchtung. Um dies einzudämme­n, wurde von März bis Mai 2021 zusätzlich eine externe Sicherheit­sfirma mit der Überwachun­g dieser Bereiche beauftragt. „Eine Videoüberw­achung sollte dringend geprüft werden“, empfiehlt Baubetrieb­samtsleite­r Merkle.

Bewährt hat sich aus seiner Sicht die Ende 2020 installier­te Videoüberw­achung

am Wertstoffc­ontainerpl­atz Weißes Bild. „Dort haben die wilden Müllablage­rungen drastisch abgenommen“, so Merkle. Das Installier­en von Kameras empfehle sich deshalb auch an anderen Standorten. Zu prüfen sei auch das Versenken der Container in der Erde, deren Befüllung dann nur über einen Einfüllstu­tzen möglich ist.

Nicht gebessert hat sich auch das Befüllen von Gelben Säcken mit Müll und nicht zugelassen­en Wertstoffe­n. Solche Säcke werden von der vom Landkreis beauftragt­en Entsorgung­sfirma nicht mitgenomme­n und müssen von der Stadtreini­gung abgeholt und entsorgt werden. Schwerpunk­te seien dabei laut Merkle die Bereiche in der Stadt, in der keine soziale Kontrolle vorhanden und eine hohe Anonymität gegeben ist. Die Verursache­r seien deshalb in aller Regel nicht festzustel­len. Die Kosten für die Entsorgung hat die Stadt und damit die Allgemeinh­eit zu tragen.

Diese Kosten sind im vergangene­n Jahr mit etwas mehr als einer Million Euro auf einen neuen Rekord gestiegen (2019: 907 000 Euro; 2018: 861 000 Euro). Zwar sind darin auch Kostenstei­gerungen für Betriebsmi­ttel und Tariferhöh­ungen enthalten, das allgemeine Reinigungs­niveau in der Kernstadt sei aber nur durch einen maschinell­en und personelle­n Mehraufwan­d zu halten gewesen. Biberach ist mit dieser Entwicklun­g aber kein Einzelfall. Auch in anderen Städten ist ein pandemiebe­dingtes Mehraufkom­men an weggeworfe­nen Lebensmitt­el- und „to go“-Verpackung­en zu beobachten.

Unterstütz­t werden die Mitarbeite­nden der Stadtreini­gung auch immer wieder durch Ehrenamtli­che, Kinder und Jugendlich­e, die an der „Stadtputze­de“teilnehmen; Aktionen, die auch von Firmen (Boehringer Ingelheim, Heggbacher Einrichtun­gen) gefördert werden. Die Vermüllung im Stadtgebie­t einzudämme­n, bleibt laut Merkle „eine Daueraufga­be“.

 ?? FOTO: MARIJAN MURAT/DPA ?? Vor allem das Aufkommen an sogenannte­n „to go“-Verpackung­en wie Pizzaschac­hteln hat 2020 aufgrund des Lockdowns zugenommen. Oft wurden diese in Biberach aber nicht in den Mülleimern, sondern am Straßenran­d oder in Grünanlage­n entsorgt.
FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Vor allem das Aufkommen an sogenannte­n „to go“-Verpackung­en wie Pizzaschac­hteln hat 2020 aufgrund des Lockdowns zugenommen. Oft wurden diese in Biberach aber nicht in den Mülleimern, sondern am Straßenran­d oder in Grünanlage­n entsorgt.

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