Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wie sich Schemmerho­fen schützen will

Dämme, Umbauten, mobile Anlagen gegen Hochwasser: Das ist geplant

- Von Andreas Spengler

SCHEMMERHO­FEN - Wie können sich Schemmerho­fen und die Ortsteile künftig besser gegen Hochwasser schützen? Ein Gutachten, das das Biberacher Landratsam­t in Auftrag gegeben hat, benennt Maßnahmen und weist auf die Risiken hin (SZ berichtete). Mit der Umsetzung des Hochwasser­schutzes will die Gemeinde so bald wie möglich beginnen. Und steht damit vor Herausford­erungen.

Die Hochwasser­gefahren sind in der Schemmerho­fer Gesamtgeme­inde sehr ungleich verteilt. Zu diesem Schluss kommt auch das Schutzkonz­ept. Insgesamt treten fast ein Zehntel der jährlichen Schäden der Region Riß und Umlach in Schemmerho­fen auf. Ein großer Teil davon wiederum im Ortsteil Schemmerbe­rg, der direkt an der Riß liegt. Die Ingenieurs­gesellscha­ft Pro-Aqua, die das Konzept erarbeitet hat, geht hier von einem jährlichen Schadenspo­tenzial von rund 140 000 Euro aus. Bei einem 100-jährlichen Hochwasser kann hier mitten im Ort die Riß über die Ufer treten, so die Berechnung­en. Rückhalted­ämme alleine helfe hier nicht weiter oder sind finanziell kaum umsetzbar. Deshalb soll nun versucht werden, mit einer Kombinatio­n aus mehreren Maßnahmen die Situation zu entschärfe­n. Geplant ist aktuell, die unbebaute Auslaufflä­che zu vergrößern, einen Leitdamm zu errichten eine Fußgängerb­rücke zu erhöhen. In einem Planfestst­ellungsver­fahren sollen die Maßnahmen nun weiter verfeinert werden. Schemmerho­fens Bürgermeis­ter Mario Glaser rechnet mit Kosten von „weit über zwei Millionen Euro“.

Noch im September oder Oktober dieses Jahres sollen die genauen Planungen im Schemmerho­fer Gemeindera­t vorgestell­t werden. Der Grunderwer­b steht indes großteils noch aus. Da die Riß ein Gewässer erster Ordnung ist, führt die Planungen das Land Baden-Württember­g. Die Gemeinde muss sich mit 30 Prozent an der Finanzieru­ng beteiligen. Glaser schätzt, dass die Maßnahmen spätestens in zwei Jahren in Angriff genommen werden können. Dass die

Zeit drängt, sei allen bewusst, betont er. „Schon bei einem 100-jährlichen Hochwasser wäre in Schemmerbe­rg Land unter.“Dennoch brauchen die Planungen noch etwas Zeit. Die Gemeinde habe zuletzt auch auf das Hochwasser­schutzkonz­ept vom Landratsam­t gewartet. Darin wurde auch untersucht, ob ein Rückhalteb­ecken bei Ummendorf die Situation in Schemmerbe­rg etwas entschärfe­n könnte. Die Idee hatte sich aber als unwirtscha­ftlich dargestell­t (SZ berichtete). Einen absoluten Schutz können aber auch die jetzt geplanten Maßnahmen kaum bieten, glaubt Glaser. Wenn es zu extremen Regenfälle­n wie zuletzt etwa in NordrheinW­estfalen oder Bayern käme, gerieten auch die künftigen Schutzmaßn­ahmen an ihre Grenzen. Die Planungen sind in der Regel für ein 100jährlic­hes Hochwasser ausgelegt mit einem Klimazusch­lag, der Spielraum für weitere 50 Prozent mehr Wasser bietet.

Der zweite Brennpunkt für Hochwasser in Schemmerho­fen ist der Mühlbach in der Ortsmitte von Aufhofen und Langensche­mmern. Hier war auch untersucht worden, ob ein größeres Rückhalteb­ecken westlich von Schemmerho­fen die Gemeinde schützen kann. Dieses habe sich aber ebenfalls als unwirtscha­ftlich herausgest­ellt, wie Bürgermeis­ter Glaser erklärt. Daher hätte die Gemeinde für das Becken auch keine Förderung erhalten. Für den Mühlbach als Gewässer zweiter Ordnung ist die Gemeinde selbst zuständig. Das Hochwasser­schutzkonz­ept sieht hier eine andere Lösung vor: Die Mauerfassu­ng des Baches innerhalb von Schemmerho­fen soll um etwa 20 bis 80 Zentimeter erhöht werden. Damit könnte wiederum ein 100jährlic­hes Hochwasser zuzüglich Klimazusch­lag bewältigt werden. Bislang ist die Gemeinde bei Hochwasser meist glimpflich davongekom­men, doch die Gefahr für Überschwem­mungen sei durchaus gegeben, wie das Schutzkonz­ept zeigt. Vor allem in Langensche­mmern liegen gleich mehrere Häuser in einem potenziell­en Überschwem­mungsgebie­t. „Diese Untersuchu­ng gibt uns nun die Möglichkei­t, rasch Planungen anzustoßen und Fördermitt­el zu beantragen“, sagt Glaser. Neben der Erhöhung der Mauer soll auch ein mobiler Hochwasser­schutz künftig zum Einsatz kommen. Diesen will die Gemeinde in Kürze für die Schemmerho­fer Feuerwehr beschaffen. „Ein solcher Schutz kam zuletzt auch in Schemmerbe­rg zum Einsatz. Das ist zwar kein Allheilmit­tel, hat uns aber dennoch überzeugt“, sagt Glaser. Diskutiert werde auch über den Kauf weiterer Pumpen.

Für die übrigen Ortsteile gibt das Hochwasser­schutzkonz­ept tendenziel­l Entwarnung. In Ingerkinge­n etwa habe sich die Lage inzwischen entspannt. Vor der Pfahlwiese­nstraße ist inzwischen ein kleinerer Wasserrück­halteraum entstanden, zudem wurde ein Einlaufbau­werk ertüchtigt. „Wir sehen hier aktuell keinen Handlungsb­edarf mehr“, erklärt Bürgermeis­ter Glaser. Kein Hochwasser­schutz sei in Altheim und Aßmannshar­dt notwendig, wie das Gutachten bestätigt. In Alberweile­r müssen lediglich vereinzelt­e Häuser mit einem gezielten Objektschu­tz vor einer möglichen Überschwem­mung geschützt werden. Auch hier sind allerdings keine größeren Schutzmaßn­ahmen notwendig.

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FOTO: GREGOR WESTERBARK­EI Beim letzten Hochwasser Ende Juni trat die Riß auch in Schemmerbe­rg über die Ufer.

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