Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wie sich Schemmerhofen schützen will
Dämme, Umbauten, mobile Anlagen gegen Hochwasser: Das ist geplant
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SCHEMMERHOFEN - Wie können sich Schemmerhofen und die Ortsteile künftig besser gegen Hochwasser schützen? Ein Gutachten, das das Biberacher Landratsamt in Auftrag gegeben hat, benennt Maßnahmen und weist auf die Risiken hin (SZ berichtete). Mit der Umsetzung des Hochwasserschutzes will die Gemeinde so bald wie möglich beginnen. Und steht damit vor Herausforderungen.
Die Hochwassergefahren sind in der Schemmerhofer Gesamtgemeinde sehr ungleich verteilt. Zu diesem Schluss kommt auch das Schutzkonzept. Insgesamt treten fast ein Zehntel der jährlichen Schäden der Region Riß und Umlach in Schemmerhofen auf. Ein großer Teil davon wiederum im Ortsteil Schemmerberg, der direkt an der Riß liegt. Die Ingenieursgesellschaft Pro-Aqua, die das Konzept erarbeitet hat, geht hier von einem jährlichen Schadenspotenzial von rund 140 000 Euro aus. Bei einem 100-jährlichen Hochwasser kann hier mitten im Ort die Riß über die Ufer treten, so die Berechnungen. Rückhaltedämme alleine helfe hier nicht weiter oder sind finanziell kaum umsetzbar. Deshalb soll nun versucht werden, mit einer Kombination aus mehreren Maßnahmen die Situation zu entschärfen. Geplant ist aktuell, die unbebaute Auslauffläche zu vergrößern, einen Leitdamm zu errichten eine Fußgängerbrücke zu erhöhen. In einem Planfeststellungsverfahren sollen die Maßnahmen nun weiter verfeinert werden. Schemmerhofens Bürgermeister Mario Glaser rechnet mit Kosten von „weit über zwei Millionen Euro“.
Noch im September oder Oktober dieses Jahres sollen die genauen Planungen im Schemmerhofer Gemeinderat vorgestellt werden. Der Grunderwerb steht indes großteils noch aus. Da die Riß ein Gewässer erster Ordnung ist, führt die Planungen das Land Baden-Württemberg. Die Gemeinde muss sich mit 30 Prozent an der Finanzierung beteiligen. Glaser schätzt, dass die Maßnahmen spätestens in zwei Jahren in Angriff genommen werden können. Dass die
Zeit drängt, sei allen bewusst, betont er. „Schon bei einem 100-jährlichen Hochwasser wäre in Schemmerberg Land unter.“Dennoch brauchen die Planungen noch etwas Zeit. Die Gemeinde habe zuletzt auch auf das Hochwasserschutzkonzept vom Landratsamt gewartet. Darin wurde auch untersucht, ob ein Rückhaltebecken bei Ummendorf die Situation in Schemmerberg etwas entschärfen könnte. Die Idee hatte sich aber als unwirtschaftlich dargestellt (SZ berichtete). Einen absoluten Schutz können aber auch die jetzt geplanten Maßnahmen kaum bieten, glaubt Glaser. Wenn es zu extremen Regenfällen wie zuletzt etwa in NordrheinWestfalen oder Bayern käme, gerieten auch die künftigen Schutzmaßnahmen an ihre Grenzen. Die Planungen sind in der Regel für ein 100jährliches Hochwasser ausgelegt mit einem Klimazuschlag, der Spielraum für weitere 50 Prozent mehr Wasser bietet.
Der zweite Brennpunkt für Hochwasser in Schemmerhofen ist der Mühlbach in der Ortsmitte von Aufhofen und Langenschemmern. Hier war auch untersucht worden, ob ein größeres Rückhaltebecken westlich von Schemmerhofen die Gemeinde schützen kann. Dieses habe sich aber ebenfalls als unwirtschaftlich herausgestellt, wie Bürgermeister Glaser erklärt. Daher hätte die Gemeinde für das Becken auch keine Förderung erhalten. Für den Mühlbach als Gewässer zweiter Ordnung ist die Gemeinde selbst zuständig. Das Hochwasserschutzkonzept sieht hier eine andere Lösung vor: Die Mauerfassung des Baches innerhalb von Schemmerhofen soll um etwa 20 bis 80 Zentimeter erhöht werden. Damit könnte wiederum ein 100jährliches Hochwasser zuzüglich Klimazuschlag bewältigt werden. Bislang ist die Gemeinde bei Hochwasser meist glimpflich davongekommen, doch die Gefahr für Überschwemmungen sei durchaus gegeben, wie das Schutzkonzept zeigt. Vor allem in Langenschemmern liegen gleich mehrere Häuser in einem potenziellen Überschwemmungsgebiet. „Diese Untersuchung gibt uns nun die Möglichkeit, rasch Planungen anzustoßen und Fördermittel zu beantragen“, sagt Glaser. Neben der Erhöhung der Mauer soll auch ein mobiler Hochwasserschutz künftig zum Einsatz kommen. Diesen will die Gemeinde in Kürze für die Schemmerhofer Feuerwehr beschaffen. „Ein solcher Schutz kam zuletzt auch in Schemmerberg zum Einsatz. Das ist zwar kein Allheilmittel, hat uns aber dennoch überzeugt“, sagt Glaser. Diskutiert werde auch über den Kauf weiterer Pumpen.
Für die übrigen Ortsteile gibt das Hochwasserschutzkonzept tendenziell Entwarnung. In Ingerkingen etwa habe sich die Lage inzwischen entspannt. Vor der Pfahlwiesenstraße ist inzwischen ein kleinerer Wasserrückhalteraum entstanden, zudem wurde ein Einlaufbauwerk ertüchtigt. „Wir sehen hier aktuell keinen Handlungsbedarf mehr“, erklärt Bürgermeister Glaser. Kein Hochwasserschutz sei in Altheim und Aßmannshardt notwendig, wie das Gutachten bestätigt. In Alberweiler müssen lediglich vereinzelte Häuser mit einem gezielten Objektschutz vor einer möglichen Überschwemmung geschützt werden. Auch hier sind allerdings keine größeren Schutzmaßnahmen notwendig.