Schwäbische Zeitung (Biberach)

Durchwachs­ene Bilanz bei der Ernte

Zwei Landwirte aus der Region berichten, wie Regen und Hagel sich ausgewirkt haben

- Von Christina Mikalo

MASELHEIM/SCHEMMERHO­FEN Wenn er von der Ernte spricht, nimmt David Webers Stimme einen zermürbten Ton an. Der Landwirt aus Maselheim, der mit seinem Bruder Ackerbau und Milchviehh­altung auf dem familienge­führten Biohof betreibt, muss dieses Jahr große Verluste beklagen.

„Die Ernte ist sehr schlecht ausgefalle­n“, sagt er. Fast 50 Prozent dessen, was bislang eingeholt wurde, weise Schäden auf. Ein Großteil davon habe Hagel verursacht, so Weber, der mit seinem Bruder Philipp unter anderem Roggen, Dinkel, Weizen und Hafer anbaut.

Zunächst habe das lange, kalte Frühjahr dem Getreide zu schaffen gemacht. „Als es dann warm wurde, hat es nur noch geregnet“, beklagt Weber. Regen an sich sei zwar von Landwirtin­nen und Landwirten erwünscht – aber nicht in den Mengen, in denen er bislang in diesem Jahr gefallen ist.

Laut dem Deutschen Raiffeisen­verband (DRV) habe der kühle Frühling das Pflanzenwa­chstum gehemmt. Durch die darauffolg­ende Hitzewelle im Juni seien die Bestände in der Kornfüllun­gsphase getroffen worden – mit der Folge, dass es kleinere Ähren und Getreidekö­rner gegeben habe.

Auch Christoph Glaser hat dieses Jahr „relativ kleine Körner“im Getreide von seinen Feldern eingeholt. „Die Qualität ist nicht besonders gut, die Menge dagegen okay“, sagt der Landwirt aus Schemmerho­fen, der Tricitale und Gerste für Sommer und Winter sowie Ackerbohne­n anbaut.

Nun stehen nur noch die Ackerbohne­n draußen. Das Getreide habe Glaser, der ebenfalls aus einer bäuerliche­n Familie stammt, wie sein Kollege David Weber geerntet und zum

Trocknen eingelager­t. „Das ist natürlich ein zusätzlich­er Energieauf­wand“, sagt er.

Auch Weber berichtet von einer Belastung durch das Trocknen des Getreides, um dieses verkaufsfä­hig zu halten, und wenig Schlaf in dieser Zeit. „Wenn es einigermaß­en läuft, lässt man das Getreide im Prinzip einfach wachsen “, sagt er. „Aber das war dieses Mal leichter gesagt als getan.“

Ein Bruchteil seines Getreides stehe derzeit noch auf den Feldern und müsse geerntet werden. Wirklich hoffen kann der Landwirt aber nur, dass er und seine Kolleginne­n und Kollegen nächstes Jahr besseres Wetter bekommen werden – zumindest an ein, zwei Tagen pro Woche, wie er sagt. Denn zusätzlich zum Regen fehlte 2021 auch häufig die Sonne.

„Bei einer Dauer von durchschni­ttlich 100 Tagen von der Saat bis zur Ernte hat es an etwa 70 geregnet“, führt auch Christoph Glaser aus. Dennoch seien seine Felder zumindest in puncto Hagel mit einem blauen Auge davon gekommen. „Da gab es keine wirklich großen Schäden.“

Und für seinen Milchviehb­etrieb hat das kühle, nasse Wetter sogar einen Vorteil: Gras, das später als Futter für die Kühe verwendet wird, sei dadurch schneller gewachsen. „Und wenn sich 2021 die Grundwasse­rstände wieder mehr als in den letzten, trockenere­n Jahren füllen, ist das auch nicht verkehrt“, ergänzt der Landwirt.

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Die Ernte ist größtentei­ls eingeholt, bleibt aber bei vielen Bäuerinnen und Bauern hinter den Erwartunge­n zurück.

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