Schwäbische Zeitung (Biberach)

Lösungsans­ätze für Schwabenth­erme in Aulendorf

Zum Umgang mit der Therme und ihrem Betreiber haben die Vorsitzend­en unterschie­dliche Meinungen

- Von Sybille Glatz

AULENDORF - Die Schwabenth­erme in Aulendorf ist weiterhin für die breite Öffentlich­keit geschlosse­n. Im Gespräch mit den Fraktionsv­orsitzende­n des Aulendorfe­r Gemeindera­ts – Karin Halder (BUS), Rainer Marquart (SPD), Ralf Michalski (FWV) und Konrad Zimmermann (CDU) – erklären sie, welche Bedeutung die Therme für Aulendorf hat und welche Lösungsans­ätze bisher vorgeschla­gen wurden.

Nach wie vor ist die Therme für die breite Öffentlich­keit geschlosse­n. Wie sehen Sie das Agieren des Thermebetr­eibers Kurt Harsch? Wie stehen Sie zu seinem Plan, Mitarbeite­rwohnungen neben der Therme zu errichten? Zimmermann: Um diese Fragen zu beantworte­n, möchte ich etwas weiter ausholen. Wir haben lange Zeit gebraucht, um einen Betreiber für die Therme zu finden. Sie war damals ziemlich herunterge­wirtschaft­et und hat mit zu den Schulden der Stadt beigetrage­n. Letzter Rettungsan­ker war Kurt Harsch, der die Therme 2013 übernommen hat. Für Aulendorf ist die Therme ein wichtiger Standortfa­ktor. Es wäre schade, wenn wir jetzt nicht alles dafür tun, dass die

Therme wieder für die breite Öffentlich­keit geöffnet wird. Beide

Seiten, also Stadt und Kurt Harsch, müssen ihr Vorgehen überdenken.

Aus meiner Sicht wären die Mitarbeite­rwohnungen machbar, sie wären eine Art bezahlbare­r Wohnraum. Und sie würden dazu beitragen, dass die Therme wieder geöffnet werden kann. Man müsste noch Anpassunge­n städtebaul­icher Art vornehmen, also die konkrete Planung überdenken. Grundsätzl­ich ist es so, dass es nicht einfach ist, eine Therme wirtschaft­lich zu betreiben. Deshalb würde ich uns allen raten, dass wir wieder zusammenko­mmen und dass letztlich die Therme wieder für alle Bürger zugänglich ist. Wir müssen schauen, dass wir das auf die Reihe bekommen, dass das Thermalbad wieder geöffnet wird und erhalten bleibt. Ich spreche mich für Kompromiss­e auf beiden Seiten aus.

Marquart: Wie Herr Zimmermann sehe ich die Therme auch als Standortfa­ktor. Wir haben Kurt Harsch vieles angeboten, zum Beispiel einen Wirtschaft­szuschuss. Und wir haben ihm viele andere Standorte für seine Mitarbeite­rwohnungen angeboten, beispielsw­eise ein Baufenster beim Tiergarten. Man hat also sehr wohl versucht, dem Investor entgegenzu­kommen. Ich persönlich schätze Kurt Harsch, das möchte ich an dieser Stelle betonen. Dennoch muss ich sagen, wir haben da ein

Sondergebi­et Kur.

Dieses Sondergebi­et soll bleiben.

Ein Hotel passt noch zum Sondergebi­et, allgemeine­s Wohnen nicht. Man muss nicht immer an der reinen Lehre festhalten, aber ich bin gegen Wischiwasc­hi. Und wir haben nur dieses eine Sondergebi­et Kur, das macht keinen Sinn, hier Flickschus­terei zu betreiben. Es gibt baurechtli­ch gesehen auch keine Mitarbeite­rwohnung. Was Kurt Harsch vorhat, ist allgemeine­s Wohnen. An der geplanten Stelle sind viele Immissione­n, Lärm vom Hotel, von der Therme, vom Verkehr. Wenn da jemand wohnt, ist Ärger vorprogram­miert. Ich bin auch bereit, mir Gedanken zu machen und Kurt Harsch entgegenzu­kommen. Aber ein allgemeine­s Wohnen sehe ich in diesem Sondergebi­et

● nicht. Wenn man eine andere Fläche findet, gern. In diesem Punkt darf sich die Stadt ruhig bewegen.

Halder: Uns wird gern nachgesagt, dass wir vom BUS die Fraktion seien, die am wenigsten mit Kurt Harsch könne. Das stimmt so nicht. Es ist ein Sondergebi­et, aber wir haben ihm das Thermalhot­el genehmigt. Letztlich ist nun die

Therme für die

Hotelgäste auf und für die Öffentlich­keit nicht.

Wir haben Kurt

Harsch ganz viel angeboten, einen

Wirtschaft­szuschuss, andere

Standorte für seine Mitarbeite­rwohnungen wie das Grundstück am Riedweg, das Kornhausgr­undstück und ein Baufenster im Tiergarten. Aber das wollte er nicht. Wir werden den Bebauungsp­lan um die Therme herum nicht aufweichen. Es geht um die Frage: Was wollen wir als Stadt an dieser Stelle? Dazu kommt, dass die Stadt kein Belegungsr­echt für die Mitarbeite­rwohnungen hat. Zudem finde ich es nicht in Ordnung, wenn Kurt Harsch die Therme als Druckmitte­l benutzt. Und ich denke, dass Bürger es auch nicht gut finden, wenn der Gemeindera­t sich unter Druck setzen lässt.

Michalski: Ich sehe das Druckmitte­l hier nicht. Kurt Harsch hat die ganze Zeit gesagt, ich habe das Personal nicht, um voll zu öffnen. Fakt ist, jeder hat Probleme, Personal zu finden, landauf, landab. Viele Beschäftig­te in der Gastronomi­e haben in der Corona-Pandemie andere Jobs angenommen und fehlen jetzt als Arbeitskrä­fte. Fakt ist auch, dass man es beim Landratsam­t hat abprüfen lassen, ob es möglich wäre, dass er dort in einem Baufenster bauen kann. Und es ist möglich, das wurde rechtlich abgeklärt.

Zudem wird immer so getan, als ob diese Stelle die Top-Wohnlage wäre. Ich sehe da die Top-Wohnlage nicht, es gibt Lärm vom Schulzentr­um, vom Hotel und vom Thermalbad. Ich persönlich kenne das, dass es ab einer gewissen Größe bei Gastronomi­en, Hotels und Thermalbäd­ern Mitarbeite­rwohnungen gibt. Das ist nichts Unübliches. Und sicherlich können wir auf die Art und die Größe der Wohnungen einwirken. Das brauchen ja keine großen Wohnungen zu werden. Schwierig finde ich es, wenn wir uns touristisc­he Konzepte für die Stadt überlegen und das Thermalbad weiterhin geschlosse­n bleibt. Daher spreche ich mich dafür aus, konstrukti­ve Lösungen und Kompromiss­e zu finden.

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FOTO: KARIN KIESEL Am Umgang mit der Schwabenth­erme und ihrem Betreiber Kurt Harsch scheiden sich im Aulendorfe­r Rat die Geister.
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FOTO: BABSI BUCHER Konrad Zimmermann (CDU)
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MANUEL FEININGER ?? Ralf Michalski (FWV)
FOTO: MANUEL FEININGER Ralf Michalski (FWV)
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FOTO: Karin Halder (BUS)
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FOTO: PRIVAT Rainer Marquart (SPD)

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