Schwäbische Zeitung (Biberach)
Schreibende Frauen erinnern sich
Zweite Auflage des „Marienland“-Projekts in Bad Schussenried, Gutenzell und Heiligkreuztal
BAD SCHUSSENRIED/REGION - Das Literaturnetzwerk Oberschwaben setzt 2021 das vor einem Jahr erfolgreich gestartete „Marienland“-Projekt fort. In Erinnerung an die Schriftstellerinnen Maria Beig, Maria Menz und Maria Müller-Gögler sind Autorinnen von heute aufgefordert, eigene Texte vors Publikum zu bringen. Autobiografisches Schreiben steht dabei im Vordergrund. Eingeladen wird dazu an drei September-Sonntagen jeweils um 16 Uhr „umsonst“und bevorzugt „draußen“, was Corona geschuldet ist. Zu hören sein werden Auszüge aus Romanen, Mundart-Gedichte, Geschichtliches, Erlebtes, aber auch Erdachtes.
Nachdem der erste Termin wetterbedingt ausfallen musste, ist Start am 5. September im Klostergarten von Gutenzell-Hürbel. Lore Kipphan aus Opfenbach, Gärtnerin und Postbotin, trägt ihre biografische Geschichte „Noch eine Maria“vor. Kindheitserinnerungen werden von Anne Hepp aus Äpfingen zu hören sein. Die Krankenschwester Klara Öngel wird die Biografie der Waldburger Hebamme Maria Geng vorstellen. Die Künstlerin Simone Schulz liest aus ihrer Erzählung „Der blühende Richtpfahl zu Marchtal“, in der sie die Frauenverfolgungen und Verurteilungen in den Jahren 1745 bis 1752 thematisiert. Die Malerin und Galeristin Dorothea Schrade blättert ein weiteres Kapitel ihrer Lebensgeschichten „Oh Fortuna, du Luder“, auf. Die Natur- und Gartenliebhaberin Renate Ill mit den Lieblingsbeschäftigungen Malen, Lesen und Schreiben hat „Lesung mit Joan Walldorf“an diesem Nachmittag ausgewählt.
Am 12. September sind die Arkaden des Bad Schussenrieder Klosters Schauplatz für die „Marienland“-Lesung. Eröffnet wird sie von Marlies Grötzinger, in Burgrieden und am Bodensee zu Hause. Und dort spielt auch ihr jüngster Roman „Seerausch“, in den sie Einblick schenkt.
Dodo Kromer, die in Erisdorf wohnt, wagt bei ihrem Auftritt ein augenzwinkerndes Gedankenexperiment zum Jahr 5021. Mit auf eine Zugfahrt von Ulm nach Mengen nimmt die Lehrerin für Sonderpädagogik, Ulla Leinß aus Ostrach, die Zuhörerinnen in ihrer Kurzgeschichte „Ei(n)wandfrei“. Susanne Waldner aus Riedlingen unternimmt eine Rückreise zu ihren Wurzeln, in der sie kurze wahre Erlebnisse in kleine Geschichten verpackt hat. Hanna Nuber aus Dürnau lässt in „Kindermund“das Publikum an lustigen Geschichten mit ihren Kindern und Enkeln teilhaben. Hannelore Nussbaum aus Bad Schussenried stand in engem Kontakt zu Maria Menz. In ihrem Buch „Die offene Tür“erzählt sie von ihren Begegnungen mit der Dichterin.
Der Herrengarten des einstigen Zisterzienserinnen-Klosters Heiligkreuztal ist Schauplatz der dritten Lesung am Sonntag, 19. September. Gabi Rief-Mohs, Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, hat aus ihrem reichen Fundus Gedichte in schwäbischer Mundart ausgesucht, die alltägliche Beobachtungen aufgreifen, sowie eine kurze Geschichte zum Landleben vor mehr als 50 Jahren.
Die Psychologin und Psychotherapeutin Jutta Merkt-Schmidt, die in Bad Saulgau geboren wurde und in Tuttlingen lebt, hat sich für eine kleine Biografie des Schreibens entschieden.
Petra Schoch ist Schulamtsdirektorin und lebt in Laupheim. Mit ihrem 2020 erschienenen Roman „Body-Life-Balance“wollte sie auf unterhaltsame Art Selbstmanagementund Coachingprozesse bekannter machen. Sie liest „Grete im Himmel“. Zeitungsberichte über kommunales und anderes Geschehen sind das tägliche Brot von Waltraud Wolf aus Altheim. Bei „Marienland“erinnert sie sich an ihren Vater und wie er sie geprägt hat, liest aber auch kleine Glossen, wie man sie von ihr kennt.
Mit der Erzählung „Mein Got scho, got scho Onkel Gustav“von Hildegard Kussauer aus Bad Wurzach-Hauerz schließt sich der Kreis der kurzen „Marienland“-Auftritte der insgesamt 17 Frauen, die Schreiben als ihre Passion pflegen. Moderiert wird die Lesung von der Journalistin Annette Rieger. Gefördert wird die Veranstaltungsreihe vom Land Baden-Württemberg dank des Impulsprogramms „Kunst trotz Abstand“.
Für die Teilnahme an den „Marienland“-Lesungen ist eine Anmeldung unter https://lio-netzwerk.org notwendig.