Schwäbische Zeitung (Biberach)
Tannheim peilt Hochwasserdamm an
Die nächsten Schritte und der Zeitplan als Reaktion auf die Starkregenfälle
TANNHEIM - Der Tannheimer Gemeinderat hat den ersten Schritt für den Bau eines Damms zur Hochwasserrückhaltung beschlossen. Dazu werden in diesem Jahr noch mehrere Berechnungen im Raum Tannheim erfolgen, die die anfallenden Wassermassen bei einem Hochwasser bestimmen.
Die Starkregenereignisse haben im Juni in Tannheim zur Überschwemmung geführt. Um solche Ereignisse künftig zu verhindern oder zumindest in ihren Folgen abzuschwächen, will die Gemeinde Maßnahmen ergreifen. Dazu stellte Jürgen Rapp, Ingenieur vom Büro Rapp und Schmid, in der jüngsten Gemeinderatssitzung ein Grobkonzept zum Hochwasserschutz vor. Der Schwerpunkt des Büros sei der Wasserausbau, im Bereich Hochwasserschutz sei Rapp schon in mehreren Projekten der Region eingebunden.
Den Gemeinderäten stellte der Ingenieur zunächst das Wassereinzugsgebiet Tannheims vor. Die Hochwasser-Hauptgefahr gehe dabei vom Tannschorrenbach aus. Dieser entspringt im Wald zwischen Tannheim und Haslach und fließt durch die Ortschaft. Mit solchen Naturereignissen sei in Zukunft außerdem öfter zu rechnen. „Starkregen gab es zwar schon immer, aber durch die Klimaveränderung verlangsamt sich die Zirkulation und Starkregenwolken ziehen langsamer über ein Gebiet“, so Rapp.
Um Überschwemmungen künftig zu vermeiden, sei die sinnvollste Lösung, vor dem Ort eine Hochwasserrückhaltungsanlage zu bauen. Dabei solle ein Damm auf einer Wiesenfläche vor Tannheim entstehen, durch die der Bach hindurchfließt. Alternativen wie der Vollausbau des Tannschorrenbachs
oder der Objektschutz von Gebäuden seien unwirtschaftlich beziehungsweise nicht wirksam genug.
Vor der eigentlichen Planung müsse zunächst eine Hydrologie-Berechnung erfolgen. Dabei wird die anfallende Wassermenge in Tannheim bei einem 100-jährlichen Hochwasser berechnet, also eine Abflussmenge, die im Durchschnitt nur einmal alle 100 Jahre vorkommt. In einer Hydraulik-Berechnung wird zudem die Abfluss-Leistungsfähigkeit des Tannschorrenbachs gemessen. Die Kosten für solche Berechnungen würden sich auf rund 30 000 Euro belaufen. Das Land übernimmt bei solchen Maßnahmen bis zu 70 Prozent der Kosten.
„Ich denke, um diese Berechnung kommen wir auf jeden Fall nicht herum“, sagte Thomas Wonhas, Bürgermeister der Gemeinde Tannheim. Diese positiven Aussichten und die Notwendigkeit der Maßnahmen bewegten die Gemeinderäte dazu, einstimmig für die Berechnungen noch in diesem Jahr zu stimmen. Der Förderungsantrag solle ebenfalls zeitnah gestellt werden. Ganz fertiggestellt werde das Projekt laut Rapp frühestens zum Jahreswechsel 2023/ 2024. Die Planungskosten würden sich bis dahin auf rund 100 000 Euro belaufen. Die Rückhalteanlage selbst würde nochmal ungefähr 1,5 bis zwei Millionen Euro kosten.
Die Fragen der Gemeinderäte, was man in naher Zukunft gegen Hochwasser tun könne, beantwortete Rapp ebenfalls. „Man kann nur optimieren und zum Beispiel versuchen, die Leistungsfähigkeit des Gewässers zu erhöhen“, so der Ingenieur. Die Abflussleistung könne man jedoch um maximal zehn Prozent erhöhen. Für einen effektiven Schutz sei der Damm unerlässlich.