Schwäbische Zeitung (Biberach)
Bonbons und Büchlein für kreative Wanderer
Warum Lilo Aßhauer-Hennenlotter Ausflüglern bei Oberessendorf den Tag versüßen will
OBERESSENDORF - Wenn Wanderer auf dem Weg zwischen Oberessendorf und Mittishausen unterwegs sind, treffen sie auf halbem Weg auf ein Wanderbuch. Auf mehr als 100 Seiten haben sich mittlerweile zahlreiche Ausflügler verewigt.
„Es ist doch toll, wie viel Freude man mit so wenig Aufwand machen kann“, sagt Lilo Aßhauer-Hennenlotter. Die 69-jährige Oberessendorferin hatte die Idee zu dem Buch. Ursprünglich kommt sie aus Bielefeld, wo sie bis 2002 gelebt hat und immer noch regelmäßig alte Freunde besucht. Aus der dortigen Zeitung habe sie von einer ähnlichen Aktion erfahren und beschlossen, diese in ihrer neuen Heimat zu wiederholen. „Den Artikel habe ich aufgehoben und habe mir gedacht: ,Das ist so was tolles, das machst du auch“, erzählt Aßhauer-Hennenlotter.
Seit Februar dieses Jahres liegt nun eine Keksdose auf halbem Weg zwischen Oberessendorf und Mittishausen auf einer Bank. In der blechernen Dose befinden sich das Buch und zusätzlich noch einige Bonbons. Bevor man das lauschige Plätzchen zu Gesicht bekommt, müssen sich die Wanderer aber eine Anhöhe hinaufarbeiten. „Die meisten sind dann froh, wenn sie hier oben ankommen und die Bank sehen. Sowohl die Fahrradfahrer als auch die mit den schweren Rucksäcken“, sagt die gebürtige Bielefelderin.
Der Wanderweg, auf dem die Ausflügler dabei unterwegs sind, gehört zu einem Jakobsweg. Dieser verläuft in Richtung Bodensee. An der Stelle, an der das Buch liegt, gibt es zwar keine große Sehenswürdigkeit, dafür aber eine schöne Aussicht. „Manchmal kann man hier auch Rehe entdecken“, sagt Aßhauer-Hennenlotter. Kleine Geschichten, Danksagungen und Lebensweisheiten stehen auf den mehr als 100 Seiten. „Eigentlich wollte ich nicht spazieren laufen, aber meine Mama wollte. Nun habt ihr mir den Tag versüßt“, zum Beispiel.
Ein anderer Wanderer bedankt sich für die Überraschung und beschreibt seinen Weg: „Ich fahre von Biberach zum Bodensee. Eigentlich komme ich aus Berlin und mache in Biberach eine Weiterbildung zum Lehmbauer.“Schon aus den verschiedensten Winkeln Deutschlands hätten sich Vorbeikommende eingetragen. So haben sich beispielsweise Leute aus Hannover, die auf eine Pilgerfahrt waren, hier verewigt. „Nur ganz selten haben welche etwas reingeschmiert. Die allermeisten Texte sind richtig nett“, sagt die 69-Jährige.
Das Büchlein ist Aßhauer-Hennenlotter heilig. Jede Seite davon hat sie fotografiert und kopiert. Mehrmals in der Woche sieht sie an der Bank nach dem Rechten. Dabei fülle sie immer wieder die Bonbons in der Dose auf. „Diese tolle Idee zaubert in solchen Zeiten ein Lächeln“, sagt die Oberessendorferin.