Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Trauernde Geschwister – vergessene Trauernde“
Veranstaltungsreihe über Leben, Tod und Hoffnung
BIBERACH (sz) - Trauern ist etwas Urmenschliches. Wenn wir den Tod geliebter Eltern betrauern, so sind viele in der Lage, diesen Tod als letzte Phase des Lebens zu akzeptieren. Der Tod eines Kindes erscheint dagegen inakzeptabel. Hoffnungen und Träume für die Zukunft werden zerstört. Viele bezweifeln, dass das Leben jemals wieder einen Sinn bekommen wird. Die Kooperationsreihe der Selbsthilfegruppen „Kontiki“Biberach und „Lichtblick“Riedlingen, der Kontaktstelle Trauer (Caritas, katholisches Dekanat Biberach und Saulgau) sowie der katholischen Erwachsenenbildung der Dekanate Biberach und Saulgau wollen dieses vermeintliche Tabuthema durchbrechen und in die Öffentlichkeit bringen. Hierzu werden die pandemiebedingten verschobenen Veranstaltungen wieder stattfinden und es wird insgesamt vier Abende geben, an denen das vielschichtige Thema durch Vortrag, Lesung, Musik und in einer Podiumsdiskussion aufgegriffen wird. Hierzu konnten verschiedene Referenten gewonnen werden, die alle auf ihre eigene Art und Weise mit dem Thema in Berührung kommen, sei es als Betroffene oder aber auch im Rahmen ihres Berufes. Angesprochen sind nicht nur betroffene Eltern, sondern auch Haupt- und Ehrenamtliche in helfenden sozialen Arbeitsfeldern sowie grundsätzlich alle Interessierten.
Den Anfang macht der Vortrag „Trauernde Geschwister – die vergessenen Trauernden“mit Dr. Norbert Nitsche am Donnerstag, 7. Oktober, 20 Uhr, im Geimeindezentrum Sankt Martin, Biberach.
Die Beziehung von Geschwistern ist meist innig und vertraut und bleibt ein ganzes Leben bestehen. Umso schlimmer, wenn der Bruder oder die Schwester stirbt. Geschwister, die einen Bruder oder eine
Schwester verloren haben, werden häufig als die „vergessenen Trauernden“bezeichnet.
Der trauernde Geschwisterteil hat nicht nur eine der wichtigsten Bezugspersonen verloren, sondern muss sich als Folge des Verlusts an ein verändertes Familiensystem anpassen. Insbesondere die Trauer der Eltern beeinflusst und behindert unter Umständen die Trauerverarbeitung der hinterbliebenen Geschwister. Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass der Tod eines Geschwisters langfristige psychische Beeinträchtigungen bedeuten kann. Der Vortrag soll einen Überblick geben über die psychischen Folgen des Verlusts eines Geschwisterkindes und die daraus entstehende Familiendynamik. Norbert Nitsche promovierte über die Trauerarbeit von Eltern und Geschwister und leitete lange eine Selbsthilfegruppe.
Der ist Eintritt frei. Anmeldung 3. Oktober unter info@kontikibc.de oder 0172/7358683.
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