Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nach 92 000 Impfungen ist nun Schluss
Verantwortliche des Kreisimpfzentrums Ummendorf ziehen ein positives Fazit
BIBERACH/UMMENDORF - Wartelisten und lange Schlangen vor den Impfzentren gehören inzwischen der Vergangenheit an. Die Menschen, die sich für eine Impfung entschieden haben, sind bereits geimpft. Darauf hat die Politik reagiert: Seit 30. September sind immer mehr Zentren geschlossen worden. Auch das Kreisimpfzentrum in Ummendorf beendete am Donnerstag seinen Betrieb. Dieser Tag ist für das gesamte Team – bestehend aus rund 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – mit vielen Emotionen verbunden gewesen. Die Verantwortlichen ziehen nun Bilanz.
„Wir sind zu einer großen Familie zusammengewachsen, das war für mich sehr beeindruckend. Selbst bei kurzfristigen Änderungen oder Hindernissen haben wir immer Lösungen gefunden“, sagt Peggy SchirmerSchmid, Landesdirektorin des DRKKreisverbands Biberach. Dem stimmt Landrat Heiko Schmid zu: „Das Team war mit Herz und Seele dabei und war eine starke Einheit.“Knapp 92 000mal setzte das Team Spritzen im Impfzentrum. „Dabei gab es überhaupt keinen Notfall, das ist aus medizinischer Sicht toll“, so Dr. Jobst Isbary, ärztlicher Leiter. „Durch den Wechsel von Bestimmungen standen wir vor einer großen Herausforderung für die Ärzte. Im besonderen Hinblick auf den Impfstoff Astrazeneca.“Auf plötzliche Änderungen musste das medizinische Personal flexibel reagieren. Am 3. Juli standen die Mitarbeitenden an einem Scheitelpunkt:
Es gab zum ersten Mal mehr Vakzin als Impflinge. „Zu Beginn gab es regelrechte Hahnenkämpfe um die Impfung, zum Schluss mussten wir die Leute zur Impfung animieren“, so Landrat Schmid. Der abrupte Wechsel vom Impfstoffmangel zum Überfluss sei für alle neu gewesen.
„Wir hätten gerne mehr geimpft. 92 000 Impfungen sind toll, lieber hätten wir jedoch 150 000 Menschen geholfen“, so Dr. Isbary. Die Impfquote im Landkreis Biberach beträgt derzeit 58,6 Prozent. Bundesweit sind es 64,3 Prozent. Warum impffähige Menschen trotz großem Angebot das Vakzin ablehnen, bleibt offen. „Ein Teil der Bürger ist unentschlossen oder hat Bedenken. Auch ist die Anzahl der Genesenen ungenau, denn manchmal bleibt die Infektion unbemerkt“, so Schmid.
Die Impfquote, die zufolge des Robert-Koch-Instituts erreicht werden sollte, liegt bei den Zwölf- bis 59-Jährigen bei mindestens 85 Prozent und 90 Prozent bei Menschen ab 60 Jahren. Unter Ungeimpften steigt laut einer Querschnittsstudie der Universität Erfurt unter anderem die Warnehmung, sich selbst nicht impfen lassen zu müssen, wenn es genug andere tun. „Wichtig ist, dabei nicht nur an sich selbst zu denken, sondern auch an andere, die gefährdet sind“, sagt Schmid. „Als die Leute in unser Impfzentrum kamen, waren manche skeptisch. Die anfängliche Anspannung löste sich jedoch sehr schnell“, so Gerd Romer, Leiter des Impfzentrums. „Für uns war der menschliche Aspekt sehr wichtig.“