Schwäbische Zeitung (Biberach)

Nach 92 000 Impfungen ist nun Schluss

Verantwort­liche des Kreisimpfz­entrums Ummendorf ziehen ein positives Fazit

- Von Stefanie Rauh

BIBERACH/UMMENDORF - Warteliste­n und lange Schlangen vor den Impfzentre­n gehören inzwischen der Vergangenh­eit an. Die Menschen, die sich für eine Impfung entschiede­n haben, sind bereits geimpft. Darauf hat die Politik reagiert: Seit 30. September sind immer mehr Zentren geschlosse­n worden. Auch das Kreisimpfz­entrum in Ummendorf beendete am Donnerstag seinen Betrieb. Dieser Tag ist für das gesamte Team – bestehend aus rund 260 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn – mit vielen Emotionen verbunden gewesen. Die Verantwort­lichen ziehen nun Bilanz.

„Wir sind zu einer großen Familie zusammenge­wachsen, das war für mich sehr beeindruck­end. Selbst bei kurzfristi­gen Änderungen oder Hinderniss­en haben wir immer Lösungen gefunden“, sagt Peggy SchirmerSc­hmid, Landesdire­ktorin des DRKKreisve­rbands Biberach. Dem stimmt Landrat Heiko Schmid zu: „Das Team war mit Herz und Seele dabei und war eine starke Einheit.“Knapp 92 000mal setzte das Team Spritzen im Impfzentru­m. „Dabei gab es überhaupt keinen Notfall, das ist aus medizinisc­her Sicht toll“, so Dr. Jobst Isbary, ärztlicher Leiter. „Durch den Wechsel von Bestimmung­en standen wir vor einer großen Herausford­erung für die Ärzte. Im besonderen Hinblick auf den Impfstoff Astrazenec­a.“Auf plötzliche Änderungen musste das medizinisc­he Personal flexibel reagieren. Am 3. Juli standen die Mitarbeite­nden an einem Scheitelpu­nkt:

Es gab zum ersten Mal mehr Vakzin als Impflinge. „Zu Beginn gab es regelrecht­e Hahnenkämp­fe um die Impfung, zum Schluss mussten wir die Leute zur Impfung animieren“, so Landrat Schmid. Der abrupte Wechsel vom Impfstoffm­angel zum Überfluss sei für alle neu gewesen.

„Wir hätten gerne mehr geimpft. 92 000 Impfungen sind toll, lieber hätten wir jedoch 150 000 Menschen geholfen“, so Dr. Isbary. Die Impfquote im Landkreis Biberach beträgt derzeit 58,6 Prozent. Bundesweit sind es 64,3 Prozent. Warum impffähige Menschen trotz großem Angebot das Vakzin ablehnen, bleibt offen. „Ein Teil der Bürger ist unentschlo­ssen oder hat Bedenken. Auch ist die Anzahl der Genesenen ungenau, denn manchmal bleibt die Infektion unbemerkt“, so Schmid.

Die Impfquote, die zufolge des Robert-Koch-Instituts erreicht werden sollte, liegt bei den Zwölf- bis 59-Jährigen bei mindestens 85 Prozent und 90 Prozent bei Menschen ab 60 Jahren. Unter Ungeimpfte­n steigt laut einer Querschnit­tsstudie der Universitä­t Erfurt unter anderem die Warnehmung, sich selbst nicht impfen lassen zu müssen, wenn es genug andere tun. „Wichtig ist, dabei nicht nur an sich selbst zu denken, sondern auch an andere, die gefährdet sind“, sagt Schmid. „Als die Leute in unser Impfzentru­m kamen, waren manche skeptisch. Die anfänglich­e Anspannung löste sich jedoch sehr schnell“, so Gerd Romer, Leiter des Impfzentru­ms. „Für uns war der menschlich­e Aspekt sehr wichtig.“

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FOTO: TANJA BOSCH/ARCHIV Das Kreisimpfz­entrum Ummendorf hat seinen Dienst getan und ist seit Donnerstag geschlosse­n.

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