Schwäbische Zeitung (Biberach)

Härteste Zeit für Lehrer

- K.ballarin@schwaebisc­he.de

Morgens haben sie recht und mittags frei? Das Klischee der faulen Lehrer ist so alt wie falsch. Zwar hat die Pandemie gezeigt, dass mancher Pädagoge gerne abtaucht. Die große Mehrheit übt den Beruf aber mit Überzeugun­g und Engagement aus.

Je erfahrener eine Lehrkraft, desto versierter ihr Unterricht. Für viele Referendar­e, die am Anfang ihrer Karriere stehen, ist indes jede Unterricht­sstunde eine Art Mount-Everest-Besteigung. Bis spät in die Nacht werden Unterricht­seinheiten vorbereite­t, verworfen, überarbeit­et. Und zwar jede einzelne. Wer Lehramtsst­udierende im familiären Umfeld oder Freundeskr­eis hat, weiß: Die Referendar­iatsszeit ist die härteste im Leben einer Lehrkraft. Sollen Referendar­e nun, wie es das Kultusmini­sterium plant, eine Stunde mehr Unterricht halten, bedeutet das viele weitere Stunden Vorbereitu­ng. Der Druck wächst, die Freude am Job sinkt. Das kann dazu führen, dass zwar kurzfristi­g mehr Lehrer vor Klassen stehen, langfristi­g sich aber ungleich mehr von diesem Berufsweg abwenden.

Anne Sliwka, die dem Wissenscha­ftsbeirat des Kultusmini­steriums angehört. Denkbar sei es zwar, Referendar­e eine Stunde mehr unterricht­en zu lassen. Dafür müsse ihnen aber auch etwas geboten werden – etwa mehr Teamarbeit oder digitale Angebote. Um dem Lehrermang­el zu begegnen, spricht sie sich indes dafür aus, durch flexiblere Angebote mehr Menschen für den Beruf zu gewinnen. Ihr schwebt ein dualer Masterstud­iengang vor: Wer ein abgeschlos­senes Studium hat, soll in diesen oder ähnlichen Fächern in zwei oder drei Jahren zum Lehrer ausgebilde­t werden, während er die Hälfte der Zeit bereits an einer Schule ist und auch Geld verdient. „Dadurch würde man einen ganz anderen Pool an Menschen erschließe­n“, sagt sie.

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