Schwäbische Zeitung (Biberach)
Erfolgreiche Geldhäuser
Deutsche Bank und Commerzbank steigern Gewinne trotz Russland-Risiko
FRANKFURT (dpa) - Deutschlands große Privatbanken sind trotz Belastungen durch den Ukraine-Krieg besser ins Jahr gestartet als erwartet. Die Deutsche Bank steigerte ihren Überschuss im ersten Quartal unter dem Strich um 17 Prozent auf fast 1,1 Milliarden Euro, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Mittwoch mitteilte.
Bereits am Vorabend hatte die Commerzbank vorläufige Zahlen veröffentlicht: Zwar legte das im MDax notierte Institut deutlich mehr Geld für mögliche Rückschläge im Zusammenhang mit Russland zurück als die Konkurrentin. Dennoch sprang der Überschuss der Commerzbank dank kräftig sprudelnder Erträge von 133 Millionen Euro vor einem Jahr auf 284 Millionen Euro.
An der Börse kamen die Zahlen unterschiedlich an: Die DeutscheBank-Aktie verlor zwischenzeitlich mehr als sechs Prozent und war der mit Abstand größte Verlierer im Dax. Die bereinigten Kosten des Konzerns seien mit 5,4 Milliarden Euro höher ausgefallen als erwartet, erklärte Goldman-Sachs-Analyst Chris Hallam. Dies habe auch an höheren Ausgaben für Personal gelegen.
Dagegen gehörte die Aktie der Commerzbank mit mehr als vier Prozent Plus zu den Gewinnern im MDax. Nach vielen Rückschlägen scheint der seit Anfang 2021 amtierende Konzernchef Manfred Knof dank eines verschärften Sparkurses die operative Wende geschafft zu haben. Dieses Jahr will das Institut, dessen größter Anteilseigner der deutsche Staat ist, den Überschuss auf mehr als eine Milliarde Euro steigern.
Auch die Deutsche Bank sieht sich nach dem Milliardengewinn im schwierigen ersten Quartal auf Kurs zu ihrem Renditeziel für 2022. „Der gute Jahresauftakt gibt uns weitere Zuversicht, dass wir unsere Ziele für das laufende Jahr erreichen werden“, bekräftigte Konzernchef Christian Sewing. Das Vorsteuerergebnis lag Ende März mit rund 1,7 Milliarden Euro um vier Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraums. „Die Ergebnisse aller Geschäftsbereiche liegen im oder über dem Plan. Und wir haben unseren höchsten Quartalsgewinn seit neun Jahren erzielt“, sagte Sewing. Die Erträge, also die gesamten Einnahmen, waren mit gut 7,3 Milliarden Euro so hoch wie zuletzt im ersten Quartal 2017.
Hauptgewinnbringer mit 1,5 Milliarden Euro vor Steuern ist weiter das Investmentbanking, in dem die
Deutsche Bank etwa am Handel von Anleihen und Währungen verdient. Aber auch die Unternehmens- und die Privatkundensparte steigerten ihren Vorsteuergewinn in den Monaten Januar bis März stärker als von Analysten erwartet.
2019 hatte Sewing der Bank einen tiefgreifenden Umbau verordnet, die hauseigene Investmentbank gestutzt und den Abbau Tausender Stellen eingeleitet. Ziel ist, bis Ende 2022 die Rendite auf das materielle Eigenkapital auf acht Prozent nach oben zu treiben. Bis 2025 sollen es mehr als zehn Prozent nach Steuern sein.
Doch Analysten haben Zweifel, ob das gelingen wird, denn 2021 betrug die Rendite nur 3,8 Prozent. Und das, obwohl der Konzern ausgerechnet im zweiten Corona-Jahr mit 2,5 Milliarden Euro seinen höchsten Jahresgewinn seit 2011 erzielt hatte.