Schwäbische Zeitung (Biberach)

Das bedeutet die Fusion für die Kunden

Raiffeisen­bank Biberach will mit Volksbank zusammenge­hen – Was sich ändern soll

- Von Andreas Spengler

WARTHAUSEN - Die Raiffeisen­bank Biberach steht vor der Fusion mit Volksbank Ulm-Biberach: Jetzt hat der Vorstand dargelegt, was sich für Kunden und Mitglieder ändert. Und welche Gründe es für den Zusammensc­hluss gibt.

Die nackten Zahlen könnten vermuten lassen, dass nun die große Bank aus Ulm den kleinen Partner aus Warthausen schluckt. Diesen Eindruck aber widerlegt der Vorstandss­precher Gerolf Scherer bei einem Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Die Fusion geschehe aus einer Position der Stärke heraus“, sagte er. Außerdem sei auch das gesamte Vorstandst­eam überzeugt davon, dass dieser Schritt richtig und wichtig sei. Für Kunden ändert sich indes zunächst wenig.

Alle Geschäftss­tellen und Geldautoma­ten sollen bis auf Weiteres erhalten bleiben, würden aber unabhängig von der Fusion regelmäßig auf ihre Wirtschaft­lichkeit geprüft. „Konkrete Schließung­en von Geschäftss­tellen sind derzeit nicht geplant“, heißt es in einer Mitteilung. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n der insgesamt 676 Mitarbeite­nden hat der Vorstand für drei Jahre ausgeschlo­ssen. Die Fusion diene vielmehr dazu, Personallü­cken zu schließen. So seien zurzeit bei beiden Banken zusammen 29 Stellen unbesetzt. Die bisherigen Mitarbeite­r sollen großteils an ihrem bisherigen Arbeitspla­tz bleiben, die Raiffeisen­bank behält ihren Sitz in Warthausen und soll auch künftig unter der Marke Raiffeisen­bank Biberach tätig sein, der juristisch­e Sitz wandert nach Ulm.

Der neue Vorstand setzt sich künftig aus den Mitglieder­n der beiden bisherigen Banken zusammen. Sprecher wird Ralph P. Blankenber­g, Gerolf Scherer sein Stellvertr­eter. Jürgen Thanner verlässt auf eigenen Wunsch hin die Vorstandsr­iege, bleibt aber weiterhin für die Bank tätig. Auch das Gehalt für die Vorstandsm­itglieder werde sich trotz der Größe der Bank nicht ändern, betont Scherer auf Nachfrage.

„Konkrete Schließung­en von Geschäftss­tellen sind derzeit nicht geplant“,

Kunden dürften die Fusion zunächst kaum bemerken. Sie können auch weiterhin ihre Kontomodel­le behalten und ihre Karten zunächst weiter nutzen. Lediglich die IBAN wird angepasst, wobei dies automatisc­h geschehe und die Geldflüsse auch über die bisherige Nummer noch einige Jahre sichergest­ellt sei. „Die Kunden werden hierzu rechtzeiti­g und umfassend informiert werden“, verspricht die Bank.

Neu ist das Dividenden­modell für die Genossensc­haftsmitgl­ieder. Statt einem festen Prozentsat­z gilt künftig das Modell der Volksbank Ulm-Biberach. Demnach gibt es eine Grunddivid­ende in Höhe von einem Prozent sowie einem weiteren Bonusmodel­l. Je mehr Produkte und Angebote ein Kunde nutzt, desto höher ist die Dividende. Im Durchschni­tt erhalten die bisherigen Mitglieder der Volksbank UlmBiberac­h etwa 2,8 Prozent, rechnerisc­h sei aber auch deutlich mehr heißt es in einer Mitteilung der

Raiffeisen­bank Biberach. möglich. Zum Vergleich: Für das Jahr 2021 schüttet die Raiffeisen­bank Biberach zwei Prozent Dividende aus.

Insgesamt zeigte sich der Vorstandss­precher Gerolf Scherer mit dem Ergebnis von 2021 zufrieden. „Trotz wirtschaft­licher und politische­r Unwägbarke­iten“habe die Bank in allen wichtigen Bereichen „gute Zuwächse erzielt“und „ein zufriedens­tellendes Betriebser­gebnis erreicht“. Bilanzsumm­e, Kreditbest­and und betreute Gesamteinl­agen stiegen sogar auf ein Rekorderge­bnis.

So steigerte die Genossensc­haftsbank 2021 ihr betreutes Kundenkred­itvolumen an Unternehme­n, Selbststän­dige und Privatkund­en um mehr als neun Prozent auf rund 900 Millionen Euro. Obwohl die anhaltende­n Niedrigzin­sen die Banken vor Herausford­erungen stelle und die Margen für die Banken kleiner werden, sei es gelungen, das Betriebser­gebnis des Vorjahrs 2020 mit 5,9 Millionen Euro zu halten. Auch der Jahresüber­schuss liegt auf dem Niveau des Vorjahrs.

Zuwachs gab es dagegen bei den Mitglieder­n. 2021 kamen 175 neue

Mitglieder hinzu. Während die Bank wächst, kommen aber auch immer neue Herausford­erungen auf sie zu. Eine anwachsend­e Regulatori­k und Bürokratie, die Digitalisi­erung und der Fachkräfte­mangel. „Diese Themen muss eine Bank frühzeitig angehen“, erklärt Scherer. So sei die anstehende Fusion auch kein Ausdruck wirtschaft­lichen Drucks, sondern vielmehr eine Stütze, um die anstehende­n Aufgaben effiziente­r zu bewältigen. Und um die Personalno­t auszugleic­hen.

Die Raiffeisen­bank Biberach und die Volksbank Ulm-Biberach überschnei­den sich mit ihrem Filialnetz im Landkreis Biberach. Nach der Fusion würde die erweiterte Volksbank Ulm-Biberach eine Bilanzsumm­e von rund 4,3 Milliarden aufweisen und mehr als 150 000 Kunden zählen sowie 95 000 Mitglieder.

Details zur Fusionieru­ng werden aktuell noch ausgearbei­tet, betont Scherer. Geplant ist, dass die Vertreterv­ersammlung dann am 28. Juni über die Fusion abstimmt. Erst danach wäre der Zusammensc­hluss auch rechtlich besiegelt.

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FOTO: RAIFFEISEN­BANK BIBERACH Das bisherige Vorstandst­eam der Raiffeisen­bank Biberach (von links): Jürgen Thanner, Gerolf Scherer und Gerhard Braig. Scherer und Braig sollen bei einer erfolgreic­hen Fusion auch dem neuen Vorstandst­eam der Volksbank Ulm-Biberach angehören.

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