Schwäbische Zeitung (Biberach)
Das bedeutet die Fusion für die Kunden
Raiffeisenbank Biberach will mit Volksbank zusammengehen – Was sich ändern soll
WARTHAUSEN - Die Raiffeisenbank Biberach steht vor der Fusion mit Volksbank Ulm-Biberach: Jetzt hat der Vorstand dargelegt, was sich für Kunden und Mitglieder ändert. Und welche Gründe es für den Zusammenschluss gibt.
Die nackten Zahlen könnten vermuten lassen, dass nun die große Bank aus Ulm den kleinen Partner aus Warthausen schluckt. Diesen Eindruck aber widerlegt der Vorstandssprecher Gerolf Scherer bei einem Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Die Fusion geschehe aus einer Position der Stärke heraus“, sagte er. Außerdem sei auch das gesamte Vorstandsteam überzeugt davon, dass dieser Schritt richtig und wichtig sei. Für Kunden ändert sich indes zunächst wenig.
Alle Geschäftsstellen und Geldautomaten sollen bis auf Weiteres erhalten bleiben, würden aber unabhängig von der Fusion regelmäßig auf ihre Wirtschaftlichkeit geprüft. „Konkrete Schließungen von Geschäftsstellen sind derzeit nicht geplant“, heißt es in einer Mitteilung. Betriebsbedingte Kündigungen der insgesamt 676 Mitarbeitenden hat der Vorstand für drei Jahre ausgeschlossen. Die Fusion diene vielmehr dazu, Personallücken zu schließen. So seien zurzeit bei beiden Banken zusammen 29 Stellen unbesetzt. Die bisherigen Mitarbeiter sollen großteils an ihrem bisherigen Arbeitsplatz bleiben, die Raiffeisenbank behält ihren Sitz in Warthausen und soll auch künftig unter der Marke Raiffeisenbank Biberach tätig sein, der juristische Sitz wandert nach Ulm.
Der neue Vorstand setzt sich künftig aus den Mitgliedern der beiden bisherigen Banken zusammen. Sprecher wird Ralph P. Blankenberg, Gerolf Scherer sein Stellvertreter. Jürgen Thanner verlässt auf eigenen Wunsch hin die Vorstandsriege, bleibt aber weiterhin für die Bank tätig. Auch das Gehalt für die Vorstandsmitglieder werde sich trotz der Größe der Bank nicht ändern, betont Scherer auf Nachfrage.
„Konkrete Schließungen von Geschäftsstellen sind derzeit nicht geplant“,
Kunden dürften die Fusion zunächst kaum bemerken. Sie können auch weiterhin ihre Kontomodelle behalten und ihre Karten zunächst weiter nutzen. Lediglich die IBAN wird angepasst, wobei dies automatisch geschehe und die Geldflüsse auch über die bisherige Nummer noch einige Jahre sichergestellt sei. „Die Kunden werden hierzu rechtzeitig und umfassend informiert werden“, verspricht die Bank.
Neu ist das Dividendenmodell für die Genossenschaftsmitglieder. Statt einem festen Prozentsatz gilt künftig das Modell der Volksbank Ulm-Biberach. Demnach gibt es eine Grunddividende in Höhe von einem Prozent sowie einem weiteren Bonusmodell. Je mehr Produkte und Angebote ein Kunde nutzt, desto höher ist die Dividende. Im Durchschnitt erhalten die bisherigen Mitglieder der Volksbank UlmBiberach etwa 2,8 Prozent, rechnerisch sei aber auch deutlich mehr heißt es in einer Mitteilung der
Raiffeisenbank Biberach. möglich. Zum Vergleich: Für das Jahr 2021 schüttet die Raiffeisenbank Biberach zwei Prozent Dividende aus.
Insgesamt zeigte sich der Vorstandssprecher Gerolf Scherer mit dem Ergebnis von 2021 zufrieden. „Trotz wirtschaftlicher und politischer Unwägbarkeiten“habe die Bank in allen wichtigen Bereichen „gute Zuwächse erzielt“und „ein zufriedenstellendes Betriebsergebnis erreicht“. Bilanzsumme, Kreditbestand und betreute Gesamteinlagen stiegen sogar auf ein Rekordergebnis.
So steigerte die Genossenschaftsbank 2021 ihr betreutes Kundenkreditvolumen an Unternehmen, Selbstständige und Privatkunden um mehr als neun Prozent auf rund 900 Millionen Euro. Obwohl die anhaltenden Niedrigzinsen die Banken vor Herausforderungen stelle und die Margen für die Banken kleiner werden, sei es gelungen, das Betriebsergebnis des Vorjahrs 2020 mit 5,9 Millionen Euro zu halten. Auch der Jahresüberschuss liegt auf dem Niveau des Vorjahrs.
Zuwachs gab es dagegen bei den Mitgliedern. 2021 kamen 175 neue
Mitglieder hinzu. Während die Bank wächst, kommen aber auch immer neue Herausforderungen auf sie zu. Eine anwachsende Regulatorik und Bürokratie, die Digitalisierung und der Fachkräftemangel. „Diese Themen muss eine Bank frühzeitig angehen“, erklärt Scherer. So sei die anstehende Fusion auch kein Ausdruck wirtschaftlichen Drucks, sondern vielmehr eine Stütze, um die anstehenden Aufgaben effizienter zu bewältigen. Und um die Personalnot auszugleichen.
Die Raiffeisenbank Biberach und die Volksbank Ulm-Biberach überschneiden sich mit ihrem Filialnetz im Landkreis Biberach. Nach der Fusion würde die erweiterte Volksbank Ulm-Biberach eine Bilanzsumme von rund 4,3 Milliarden aufweisen und mehr als 150 000 Kunden zählen sowie 95 000 Mitglieder.
Details zur Fusionierung werden aktuell noch ausgearbeitet, betont Scherer. Geplant ist, dass die Vertreterversammlung dann am 28. Juni über die Fusion abstimmt. Erst danach wäre der Zusammenschluss auch rechtlich besiegelt.