Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Wir sind von Deutschlan­d überzeugt“

Einbürgeru­ngsfeier mit Landrat Heiko Schmid und neuen Staatsbürg­ern im Landratsam­t

- Von Josef Aßfalg

BIBERACH - 320 Menschen haben sich seit November 2019 im Landkreis Biberach für eine Einbürgeru­ng entschiede­n und die deutsche Staatsbürg­erschaft erworben. Aus diesem Anlass hat Landrat Heiko Schmid zu einem kleinen Festakt in das Landratsam­t eingeladen. Iuliia Sauter aus Kiew und Hemanth Vattikunta aus Indien wurden dabei vom Landrat höchstpers­önlich eingebürge­rt. Mit Mozarts populärer „Kleinen Nachtmusik“stimmte das Streichqua­rtett der Bruno-Frey-Musikschul­e mit Günther Luderer auf den Festakt ein.

In seiner Ansprache konnte und wollte der Landrat die aktuellen Ereignisse allerdings nicht ignorieren. Seit zwei Monaten herrsche Krieg, mitten in Europa, sagte er. Dies sei „eine grausame Wirklichke­it“. Gerade deshalb sei es in diesen Tagen wichtig, ein Zeichen für die Verbundenh­eit der Menschen untereinan­der und für die Demokratie zu setzen. „Diese Einbürgeru­ngsfeier ist ein solches Zeichen“, betonte Schmid. In den letzten zweieinhal­b Jahren sind 320 Menschen eingebürge­rt worden. Diese neu eingebürge­rten Menschen bedeuteten auch 320 individuel­le Lebensgesc­hichten mit Wurzeln an den unterschie­dlichsten Orten der Welt, merkte Schmid an. Integratio­n und das Kennenlern­en neuer Kulturen seien wunderbar und bereichern­d. Sie gelinge nur, „wenn wir alle gemeinsam diese Schritte gehen und den Geist unseres Grundgeset­zes leben“.

Stellvertr­etend für alle neuen Staatsbürg­er bürgerte der Landrat Iuliia Sauter und Hemanth Vattikula persönlich ein. Gemeinsam mit ihnen sprach er das Bekenntnis und überreicht­e ihnen die Urkunde über die deutsche Staatsange­hörigkeit.

Iuliia Sauter ist in der Ukraine in Kiew geboren und dort aufgewachs­en. Am dortigen Medizincol­lege habe sie studiert, „und einen guten Abschluss gemacht“, wusste Heiko Schmid. Lange bevor Russland seinen schrecklic­hen Angriffskr­ieg auf die Ukraine begann, sei sie nach Deutschlan­d gekommen. Hemanth Vattikula stammt aus Indien und arbeitet als Ingenieur im Landkreis Biberach.

Mridula Dwivedi und ihr Mann Aditya Maheshwari kommen aus Indien und sind seit drei Jahren in Biberach. Den Zuhörern erzählten sie abwechseln­d ihre Lebensgesc­hichte der vergangene­n elf Jahre. Am Rednerpult stehend hatte Aditya seine drei Monate alte Tochter Amyra im Arm. „Ich könnte Ihnen tausend Geschichte­n erzählen, die wir in den vergangene­n elf Jahren erlebt haben“, sagte Mridula Dwivedi. Sie komme aus Mumbai, der größten Stadt Indiens mit 20 Millionen Einwohnern, ist dort aufgewachs­en und hat Chemie studiert. Seit 2010 ist sie in Deutschlan­d. Für ihre Doktorarbe­it an der Uni Münster hat sie ein Stipendium bekommen. Aditya ist 2011 nach Münster gekommen und hat ebenfalls das Internatio­nale Stipendium von der Westfälisc­hen WilhelmsUn­iversität Münster erhalten. Er stammt aus Bareilly, einer 900 000Einwohn­er-Stadt südwestlic­h der Grenze zu Nepal und 1500 Kilometer von Mumbai entfernt.

„Es war wie ein Traum: Von Deutschlan­d hatten wir vorher nur gehört oder in Büchern gelesen“, erzählte Mridula Dwivedi. „Das war eine ganz andere Welt für uns“, ergänzte Aditya. „Die Leute sind sehr nett, respektvol­l und hilfsberei­t.“

Nach der Uni hat Mridula als Postdoktor­and an der Technische­n Universitä­t Dortmund gearbeitet und Aditya Maheshwari hatte nach der Promotion eine Stelle in Frankfurt. „Als Mridula in Biberach war, war ich froh, dass es deutsche Autobahnen gibt und wir uns am Wochenende sehen konnten.“Und überhaupt: Die gesamte Infrastruk­tur in Deutschlan­d sei für sie ein positiver Aspekt gewesen, erzählte Aditya Maheshwari. Nur das mit der Sprache sei nicht so einfach. „Die deutsche Sprache ist ja schon schwer genug“, sagte er. Später habe er dann gemerkt, dass es da auch noch unterschie­dliche Dialekte gibt. Mridula Dwivedi ist jetzt als Produktion­skoordinat­orin bei Boehringer Ingelheim beschäftig­t und Aditya Maheshwari arbeitet in Ulm. „Wir sind von Deutschlan­d überzeugt und freuen uns, dass Amyra in dieser Kultur aufwachsen kann“, sagte Mridula Dwivedi mit einem fröhlichen Lächeln. Kindererzi­ehung und Job unter einen Hut zu bringen sei für sie bis jetzt kein Problem, meinte Mridula im Gespräch. „Die meiste Zeit arbeiten wir im Homeoffice und in Deutschlan­d gibt es ja die Elternzeit.“

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FOTO: JOSEF ASSFALG Mridula Dwivedi (l.) und Aditya Maheshwari berichtete­n über ihre berufliche Laufbahn und die Erfahrunge­n in Deutschlan­d. Rechts: Landrat Heiko Schmid.

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