Schwäbische Zeitung (Biberach)
Havarie am Meeresgrund
Die Gaspipelines Nordstream 1 und Nordstream 2 sind offenbar beschädigt – Viele Fragen bleiben offen
BERLIN (dpa) - Es fließt zwar kein Gas durch die Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2, dennoch sorgen die Leitungen für Unruhe. Offenbar sind sie stark beschädigt.
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In der Nacht zum Montag war zunächst in einer der beiden Röhren der Pipeline Nord Stream 2 ein starker Druckabfall festgestellt worden. Am Montagabend meldete dann auch der Betreiber von Nord Stream 1 einen Druckabfall. Am Dienstag teilte die dänische Energiebehörde mit, es gebe insgesamt drei Gaslecks nahe der Insel Bornholm, zwei Lecks an Nord Stream 1 sowie eines an Nord Stream 2.
Wie ist es zu den Lecks gekommen?
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Was ist passiert?
Die Ursache sei bislang nicht geklärt. Jedoch spricht den Angaben zufolge einiges für Sabotage. Sollte es sich um einen Anschlag handeln, würde angesichts des technischen Aufwands eigentlich nur ein staatlicher Akteur infrage kommen. Darüber hatte zuvor der „Tagesspiegel“berichtet. Nach Ansicht des polnischen Regierungschefs Mateusz Morawiecki sind die Lecks auf Sabotage zurückzuführen. Auch Russland schließt Sabotage oder andere Gründe nicht aus.
Was spricht etwa gegen einen Schiffsunfall?
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Laut Nord-Stream-2-Sprecher Ulrich Lissek sind die Leitungen so verlegt, dass eine gleichzeitige Beschädigung mehrerer Rohre etwa durch einen einzelnen Schiffsunfall höchst unwahrscheinlich ist. Auch ein Experte für Unterwasserroboter verwies im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur auf die extrem hohen Sicherheitsstandards und die sehr robuste Bauweise der Leitungen.
Wie sieht es vor Ort aus?
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Gesehen hat die Lecks noch niemand. Erahnen lassen sie sich aber schon jetzt: Das dänische Militär veröffentlichte am Dienstag erste Aufnahmen von einer gewaltigen Menge an Blasen an der Wasseroberfläche. Aus dem Leck an Nord Stream 2 ströme derzeit „richtig, richtig viel Gas“, wurde der Leiter
der dänischen Energiebehörde, Kristoffer Böttzauw, von der Zeitung „Berlingske“zitiert. Die Bereiche, in denen die Wasseroberfläche unruhig ist, haben demnach Durchmesser von Hunderten Metern.
Geht von den Lecks Gefahr aus?
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Zumindest direkt über den Gaslecks besteht für die Schifffahrt Gefahr. Nach Angaben der dänischen Energiebehörde
können Schiffe den Auftrieb verlieren, wenn sie in das Gebiet hineinfahren. Zudem bestehe möglicherweise eine Entzündungsgefahr. Die dänische Schifffahrtsbehörde hat für den Schiffsverkehr Sperrzonen eingerichtet. In Deutschland sieht das für die hiesigen Pipeline-Abschnitte zuständige Bergamt Stralsund keine unmittelbare Gefahr einer Verschlimmerung der Lage
Wie geht es weiter?
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Da eines der Lecks in schwedischen Hoheitsgewässern liegt, wurden sowohl in Schweden als auch Dänemark am Dienstag Krisenstäbe einberufen. Als man von den Lecks erfahren habe, sei das Krisenmanagement zusammengerufen worden, an dem mehrere Ministerien und Behörden beteiligt seien, sagte die schwedische Außenministerin Ann Linde der Zeitung „Aftonbladet“.
Man veranlasse derzeit Untersuchungen, sagte ein Sprecher der Nord Stream AG, die für Nord Stream 1 zuständig ist. Ein Experte für Unterwasserroboter geht nach eigenen Angaben davon aus, dass sich die Behörden mit Tauchrobotern ein
Bild von der Lage machen werden.
Haben die Schäden Auswirkungen auf die Gas-Speicherbefüllung?
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Nein. Nord Stream 2 war bislang nicht in Betrieb genommen worden. Den Gastransport durch Nord Stream 1 hatte Russland am Morgen des 31. August eingestellt. Seitdem bekommt Deutschland kein Erdgas mehr aus Russland. Trotzdem können die Gasspeicher in Deutschland weiter befüllt werden. Derzeit erhält Deutschland Erdgas über Pipelines aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Mittlerweile sind die deutschen Speicher laut Bundesnetzagentur zu 91,3 Prozent gefüllt. Eine weitere Entlastung der Gasversorgungslage wird für den Jahreswechsel erwartet: durch die geplante Inbetriebnahme von drei Terminals an Nord- und Ostseeküste zur Anlandung von verflüssigtem Erdgas. Allerdings zog der Preis für europäisches Erdgas am Dienstag an. Der Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas stieg bis auf rund 194 Euro je Megawattstunde an. Zuletzt lag er bei rund 188 Euro, das waren etwa 8 Prozent mehr als am Vortag.