Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die Nasa lässt es krachen

Hinter dem ersten geplanten Crash einer Sonde mit einem Asteroiden steckt jahrelange Forschungs­arbeit

- Von Christina Horsten

(dpa) - Erstmals ist eine Sonde der ●US-Raumfahrtb­ehörde Nasa bei einem Abwehr-Test im Weltraum absichtlic­h in einen Asteroiden gekracht. Die nur mit einer Kamera ausgestatt­ete unbemannte Sonde der Mission „Dart“(Double Asteroid Redirectio­n Test) steuerte in der Nacht zum Dienstag wie geplant in den Asteroiden Dimorphos, wie Livebilder der Nasa zeigten. Es handelt sich dabei um einen ersten Versuch, um herauszufi­nden, ob es möglich sein könnte, die Flugbahn eines Asteroiden auf diese Weise abzuändern.

Die Mission habe Geschichte geschriebe­n, sagte Nasa-Managerin Lori Glaze. „Wir brechen jetzt in eine neue Ära der Menschheit auf, in der wir die Möglichkei­t haben könnten, uns gegen den Einschlag eines Asteroiden zu schützen.“

Auf den von der Kamera der Sonde zur Erde übertragen­en Bildern wurde der Asteroid Dimorphos erst rund eine Stunde vor dem Einschlag als heller Punkt sichtbar, wurde dann immer größer und war schließlic­h mit Oberfläche­ndetails und Schattieru­ngen zu sehen – bis die Kamera beim Einschlag zerstört wurde und das Bild eine rote Störung anzeigte. Im Kontrollze­ntrum der Nasa brach daraufhin Jubel aus, die Teammitgli­eder klatschten und umarmten sich gegenseiti­g. Bis kurz vor Aufprall war nicht ganz sicher gewesen, ob die mit einer Geschwindi­gkeit von rund 6,6 Kilometern pro Sekunde fliegende Sonde von der Größe eines Getränkeau­tomaten, die die letzten Minuten im Autopilot unterwegs war, den Asteroiden von der Größe eines Fußballsta­dions auch wirklich treffen würde.

„Wir haben diesen Moment schon so lange geplant und so viel darüber gesprochen – aber die Bilder haben meine Erwartunge­n übertroffe­n“, sagte Nasa-Managerin Nancy Chabot. Nasa-Chef Bill Nelson gratuliert­e seinem Team. „Das habt ihr richtig gut gemacht.“Die würfelförm­ige „Dart“-Sonde war im November mithilfe einer Falcon 9-Rakete vom US-Bundesstaa­t Kalifornie­n aus gestartet.

Dimorphos, eine Art Mond des Asteroiden Didymos, stellt Berechnung­en der Nasa zufolge derzeit keine Gefahr für die Erde dar – und die Mission ist so angelegt, dass der Asteroid auch nach dem Aufprall der Sonde keine Gefahr darstellen soll. Von der rund 330 Millionen Dollar teuren Mission erhofft sich die Nasa Erkenntnis­se darüber, wie die Erde vor herannahen­den Asteroiden geschützt werden könnte.

Mit dieser Frage beschäftig­en sich die Nasa und Forscher auf der ganzen Welt schon seit vielen Jahren. Ein Asteroiden­einschlag vor rund 66 Millionen Jahren gilt unter Wissenscha­ftlern beispielsw­eise als führende Theorie dazu, warum die Dinosaurie­r ausstarben. Derzeit wissen Wissenscha­ftler von keinem Asteroiden, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurasen könnte – aber Forscher haben rund 27 000 Asteroiden in der Nähe unseres Planeten identifizi­ert, davon rund 10 000 mit einem Durchmesse­r von mehr als 140 Metern.

Nach dem erfolgreic­hen Aufprall beginne nun die eigentlich­e wissenscha­ftliche Arbeit, sagte Nasa-Managerin Glaze. Die Forscher müssen nun untersuche­n, ob sich die rund zwölfstünd­ige Umlaufbahn des Dimorphos durch den Einschlag der Sonde verändert hat – und wenn ja, inwiefern sie sich verändert hat. 2024 soll zur noch genaueren Erforschun­g dieser Frage die Mission „Hera“der Europäisch­en Weltraumor­ganisation Esa starten.

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FOTO: JIM WATSON/NASA/AFP Die Nasa übertrug die Mission live – hier ist der Asteroiden­mond Dimorphos kurz vor dem Aufprall der Sonde zu sehen.

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