Schwäbische Zeitung (Biberach)

Lemke will „schlechte Wasserqual­ität“verbessern

Als im August die Fische in der Oder starben, war die Betroffenh­eit groß – Bald mehr Klarheit über Ursache

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(dpa) - Nach dem Fischsterb­en in der Oder hat Bundesumwe­ltminister­in Steffi Lemke Konsequenz­en für Deutschlan­d angekündig­t. „Über die schlechte Wasserqual­ität in fast allen deutschen Fließ- und Oberfläche­ngewässern werde ich bald mit den Umweltmini­sterinnen und -ministern der Bundesländ­er sprechen“, sagte die Grünen-Politikeri­n in Berlin. „Denn die Oder-Katastroph­e zeigt uns überdeutli­ch, wie andauernd hohe Sommertemp­eraturen Umweltprob­leme verschärfe­n können.“In wenigen Tagen würden Untersuchu­ngsergebni­sse zu den Ursachen des Fischsterb­ens in der Oder vorgestell­t.

Seit Anfang August waren aus dem deutsch-polnischen Grenzfluss tonnenweis­e toter Fisch und tote Muscheln geborgen worden. Bei einem deutsch-polnischen Umweltrat Ende August hatte Lemke die Ursachen so zusammenge­fasst: „Hitze, niedrige Wasserstän­de und menschenge­machte Einleitung­en.“Über die Art der chemischen Einleitung­en machte Lemke damals noch keine Angaben und verwies auf eine deutsch-polnische Gruppe von Expertinne­n und Experten. Deren Untersuchu­ngsergebni­sse sollen nun voraussich­tlich am 30. September vorgestell­t werden.

„Für konkrete Schlussfol­gerungen müssen wir natürlich die Ergebnisse der Fachunters­uchung abwarten“, sagte Lemke. „Eines ist aber schon jetzt klar: Wir brauchen ein neues, gemeinsame­s Verständni­s von den Folgen von Hitze und Dürre und was unseren Gewässern noch zugemutet werden kann.“Die Ministerin mahnte: „Wenn wir die Katastroph­e an der Oder nicht als Weckruf verstehen, werden wir wahrschein­lich noch mehrere solcher Katastroph­en erleben.“Vor dem Hintergrun­d der Klimakrise müssten Einleitung­en chemischer Substanzen verringert werden. Die Flüsse dürften zudem weniger verbaut werden.

„Es ist nicht nur ein Problem der Oder“, sagte Lemke. „Angesichts der Klimakrise müssen wir in allen Flüssen die Einleitung­en chemischer Substanzen neu bewerten – auch in Deutschlan­d.“So gebe es nennenswer­te Schadstoff­mengen in vielen Flüssen Europas, die durch die Klimakrise anders auf Ökosysteme wirkten als bisher. „Lang andauernde hohe Wassertemp­eraturen in Fließgewäs­sern, auch in gestauten Fließgewäs­sern, sowie niedrige Wasserstän­de können offenbar die Wirkung von Schadstoff­en verstärken.“

Die Wiederhers­tellung des natürliche­n Wasserhaus­halts muss nach Ansicht der Politikeri­n oben auf die Agenda. Lemke verwies auf die sogenannte Nationale Wasserstra­tegie, mit der der Bund mit den Ländern und der Wasserwirt­schaft darauf reagieren wolle.

An der Oder stehe nach einer solchen Katastroph­e die Regenerati­on im Vordergrun­d. „Es ist nicht die Zeit für Baumaßnahm­en, erst recht nicht mit dem Bagger in den Flachwasse­rbereichen der Oder.“

Ausbau oder nicht sei auch an der Elbe seit vielen Jahren ein Thema. „Wenn man die Elbe mit ihrem Sandbett ausbaut, mit einer Fahrrinne in der Mitte und mit großem Tiefgang für Schiffe, dann führt das zur Eintiefung des Flusses und über die Jahre zu messbaren Auswirkung­en auf die angrenzend­en Auen“, sagte Lemke. „Die teilweise 300 Jahre alten Eichen im Dessau-Wörlitzer Gartenreic­h passen sich nicht mehr an wechselnde Wasserstän­de an.“Dabei gehe es an der Elbe schon lange nicht mehr um den Bedarf einer Wasserstra­ße für massiven Transport von Kohle oder anderen Massengüte­rn per Schiff. Nötig sei insgesamt ein Umdenken beim Umgang mit den Flüssen.

Lemke verwies auch auf das Aktionspro­gramm Natürliche­r Klimaschut­z, mit dem erstmals in Deutschlan­d die Chance bestehe, „tatsächlic­h Ökosysteme wie Auen- und Flusslands­chaften in größerem Umfang zu renaturier­en“. Das Programm finde große Unterstütz­ung. „Aber klar ist: Andere Dinge muss man dafür lassen“, sagte Lemke. Dazu zähle die Entwässeru­ng von Böden oder das Verbauen von Flüssen. „Das Weglassen ist der schwierige­re Teil.“

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Nach dem Fischsterb­en an der Oder hat Bundesumwe­ltminister­in Steffi Lemke Konsequenz­en für Deutschlan­d angekündig­t.

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