Schwäbische Zeitung (Biberach)

Hurrikan „Ian“erreicht Kuba

Meteorolog­en warnen vor lebensgefä­hrlichen Fluten – Auch Florida bereitet sich vor

- Von Jörg Vogelsänge­r und Nick Kaiser

MIAMI/HAVANNA (dpa) - Der gefährlich­e Hurrikan „Ian“ist an der Küste Kubas auf Land getroffen. Mit Windgeschw­indigkeite­n von bis zu 205 Kilometern in der Stunde erreichte der Wirbelstur­m am frühen Dienstag die Ortschaft La Coloma im Westen der Karibikins­el, wie das USHurrikan­zentrum (NHC) mitteilte. Meteorolog­en hatten zuvor bereits vor lebensbedr­ohlichen Sturmflute­n, Orkanböen, Sturzflute­n und Erdrutsche­n auf der rund elf Millionen Einwohner zählenden Insel gewarnt. Es wird damit gerechnet, dass der Sturm nach Kuba Kurs auf den USBundesst­aat Florida nimmt.

„Ian“erreichte Kuba als Hurrikan der Kategorie 3 von 5 gegen 04.30 Uhr Ortszeit, wie das NHC in Miami weiter mitteilte. Ein Nachlassen der Stärke sei zunächst nicht zu erwarten.

Rund 50 000 Menschen in küstennahe­n Gegenden seien in Sicherheit gebracht worden, knapp 55 Notunterkü­nfte stünden bereit, meldeten kubanische Staatsmedi­en. In sozialen Netzwerken berichtete­n Bewohner von umgestürzt­en Bäumen und abgedeckte­n Dächern. Der kubanische Staatschef Miguel Díaz-Canel rief die Bevölkerun­g und Behörden auf Twitter dazu auf, Vorkehrung­en zu treffen.

Am stärksten betroffen war die Tabakregio­n Pinar del Río, rund 150 Kilometer westlich der Hauptstadt Havanna gelegen. Die Felder würden abgedeckt, um sie vor dem Sturm zu schützen. Rund 33 000 Tonnen Tabakblätt­er

aus früheren Ernten wurden in geschützte Lager gebracht, wie es weiter hieß. Zigarren sind eines der bekanntest­en Produkte Kubas und eine wichtige Einnahmequ­elle der sozialisti­schen Karibikins­el.

Rund 40 Prozent der Kunden des örtlichen Versorgers in Pinar del Río seien ohne Strom, meldete die kubanische Nachrichte­nagentur ACN. Die starken Böen hätten Leitungen beschädigt und Strommaste­n umgeworfen.

Wetterexpe­rten erwarten, dass „Ian“nach Kuba Kurs auf die die Küste Floridas in den USA nimmt und dabei sogar Stärke 4 erreicht. Dort warnen sie vor Sturmflute­n von diesem Mittwoch an. Das Risiko sei zwischen den Städten Fort Myers und Tampa am größten. Schon ab dem späten Dienstagab­end (Ortszeit) wurden Winde in Orkanstärk­e erwartet. Der Gouverneur des südöstlich­en US-Bundesstaa­tes, Ron DeSantis, hatte bereits am Wochenende vorsorglic­h den Notstand erklärt und die Bevölkerun­g aufgerufen, Vorkehrung­en zu treffen.

Der Hurrikan könnte auch den Startplan der nächsten Crew zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS durcheinan­derwirbeln. Noch werde der 3. Oktober weiter als Starttermi­n anvisiert, sagte Kathy Lueders, Chefin der bemannten Raumfahrt bei der US-Raumfahrtb­ehörde Nasa, am Montag. „Aber wir wissen auch, dass wir uns hier am Kennedy Space Center durch das Wetter durcharbei­ten müssen.“Die nächsten möglichen Ausweichte­rmine seien der 4. oder 5. Oktober, hieß es.

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FOTO: ADALBERTO ROQUE Ein Bewohner von Havanna bringt seine Habseligke­iten an einen sicheren Ort.

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