Schwäbische Zeitung (Biberach)
Martin Walke gibt seine Supermärkte ab
Der Edeka-Markt in der Telawiallee hat einen neuen Betreiber, für den am Marktplatz laufen Verhandlungen
- Martin Walke gibt seine drei Supermärkte in Biberach und Ulm-Wiblingen ab und orientiert sich beruflich neu. Die Marktstandorte sollen aber erhalten bleiben. Dies gab der 51-Jährige am Dienstag bekannt und äußerte sich gegenüber der Redaktion auch ausführlich zu seinen Beweggründen.
Bereits am Donnerstag, 29. September, steht im Edeka-Walke-Markt in der Biberacher Telawiallee die Inventur an, denn schon am Freitag übernimmt die Familie Schmid, die bereits Edeka-Märkte in Sigmaringen und Gammertingen führt, den Betrieb. Seine Märkte am Marktplatz 33 in Biberach („nah und gut Walke“) sowie in der Pfullendorfer Straße in Ulm-Wiblingen (Edeka Markt Walke) übergibt er in den nächsten Monaten an andere Betreiber.
Gerüchte, dass Martin Walke sich zurückziehen will, hatten bereits in den vergangenen Wochen in der Stadt die Runde gemacht. „Es war ein längerer Prozess bis zu dieser Entscheidung“, räumt Walke ein. Er blicke auf anstrengende Jahre zurück mit der Corona-Krise und den daraus resultierenden Hygienekonzepten und weiteren Herausforderungen. „Es waren bis zu 120-StundenWochen für mich“, sagt er. Das Abrackern habe sich jedoch gelohnt, seine Märkte liefen wieder passabel. Der Markt in der Telawiallee habe durchaus noch Potenzial nach oben. Leider verzögere sich der nächste Abschnitt im Neubaugebiet noch auf Jahre, so der 51-Jährige.
Insgesamt sei die Lebensmittelbranche sehr gut durch die CoronaZeit gekommen, für Märkte in Innenstadtlagen oder innerhalb großer Shoppingcenter treffe das aber nur
bedingt zu. „Die sind auf zusätzliche Kundenfrequenz angewiesen, die während Corona gefehlt hat. So habe er die größten Umsatzeinbußen während der Corona-Lockdowns von bis zu 60 Prozent am Marktplatz in Biberach gehabt, sagt Walke.
Aktuell verzeichne er dort ein Umsatzminus von 20 Prozent aus anderem Anlass – wegen der Baustelle Wielandstraße/Consulentengasse: „Die Erreichbarkeit dieses einzigen
Lebensmittelgeschäfts in der Innenstadt ist eminent wichtig“, so Walke, weshalb er auch eine etwaige Verkehrsberuhigung des Marktplatzes kritisch sieht. „Ich brauche die vier, fünf Parkplätze vor dem Geschäft und auch die umsteigefreien Buslinien bis an den Marktplatz. „Es wäre eine Katastrophe, wenn beides nicht mehr da wäre.“Er räumt ein, dass auch die aktuellen Debatten um die Marktplatzgestaltung mit zu seiner
jetzigen Entscheidung beigetragen haben.
Während es für den Supermarkt in der Telawiallee bereits einen neuen Betreiber gibt, steht eine Nachfolge für den Standort am Marktplatz noch nicht ganz fest. Er sei jedoch in Gesprächen und optimistisch, dass sich ein neuer Betreiber finde, so Walke. Der Vermieter habe signalisiert, dass ihm an einem Lebensmittelgeschäft dort gelegen sei. „Ich bin zuversichtlich, bis in zwei Wochen schon etwas Konkretes sagen zu können.“Für seinen Markt in Ulm-Wiblingen ist aktuell die Edeka Südwest auf der Suche nach einem neuen Betreiber. Ihm sei vor allem an einem guten Übergang für seine 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelegen, so Walke.
Klar sei für ihn, dass er die Märkte weiterführe, bis ein neuer Betreiber sie übernehme. Allerdings werde er die Öffnungszeiten anpassen. „Der Supermarkt am Biberacher Marktplatz wird künftig noch maximal bis 20 Uhr geöffnet sein.“Auch der neue Betreiber im Talfeld werde den Markt künftig nur noch bis 20 Uhr geöffnet haben und nicht mehr wie bisher bis 21.30 Uhr.
Der „ewige Kampf ums Personal“habe ihn zuletzt zermürbt, sagt Martin Walke und spricht von einem „Hauen und Stechen“im Lebensmittelhandel, den er von der Pike auf gelernt hat und in dem er mehr als 33 Jahre tätig war. Deswegen falle es ihm auch nicht leicht, seinen ersten eigenen Supermarkt am Biberacher Marktplatz, den er im Juni 2000 übernahm, nun abzugeben. Aber die Arbeit sei inzwischen eine so hohe Belastung geworden, die er auf Dauer nicht mehr bewältigen könne. „Ich schaff’ das so nicht mehr“, sagt er.
Was er ab nächstem Jahr genau macht, will Walke erst verraten, wenn er für alle seine Märkte neue Betreiber gefunden hat. Nur so viel: „Ich werde meiner Branche in der Region in beratender Funktion erhalten bleiben.“Als begeisterter Blasmusiker freue er sich außerdem darauf, wieder mehr Zeit für die Familie, die zwei Hunde und auch für Alphorn und Tuba zu haben. Zuletzt war Walke im Musikverein Aßmannshardt aktiv, „pausiere aber aktuell“.