Schwäbische Zeitung (Biberach)
Holz-Nasslagerplatz bei Ertingen wirft Fragen auf
Auf 5,2 Hektar soll eine Einlagerkapazität von rund 50 000 Festmetern geschaffen werden
- Die Landesforstverwaltung will auf der Gemarkung Ertingen ein Holz-Nasslager errichten. Das vorgesehene 5,2 Hektar große Gelände befindet sich im Eigentum des Landes. Der vorgesehene Standort wird als alternativlos angesehen. Darüber hat der Ertinger Bürgermeister Jürgen Köhler den Gemeinderat informiert. Bei der ersten Besprechung mit den zuständigen Behörden habe er betont, dass in einer Informationsveranstaltung der Gemeinderat als auch die Einwohnerschaft über dieses Vorhaben informiert werden müssen. Es müsse auch dargestellt werden, wie die Zuwegung zum Nasslager über die öffentlichen Straßen der Gemeinde und über die B 311 geschehen soll.
In einem ersten Vorort-Gespräch trafen sich neben Mitarbeitern und Planern der Forst Baden-Württemberg auch Vertreter der entsprechenden Behörden und Ämter sowie der Gemeinde Ertingen. Von Seiten der Forst BW wurde vor allem die Notwendigkeit der Schaffung eines Holz-Nasslagers erläutert. Aufgrund
des Wegfalls von zwei Nasslagerplätzen im Westen des Landkreises Biberach und der zukünftig zu erwartenden erheblichen Zwangsnutzungen durch die Klimaveränderung, werde ein neues Nasslager mit einer Einlagerkapazität von rund 50 000 Festmetern Holz benötigt.
Seitens des Forstbezirks seien alle potenziell geeigneten Standorte für den Nasslagerbau auf den Prüfstand gestellt worden. Dabei sei der Standort
Ertingen laut Forstbehörde als der einzige aktuell identifiziert worden. Dafür spreche vor allem die ausreichende Wasserversorgung über die Schwarzach und die Nähe zur Bundesstraße 311, was für den Holztransport nicht unerheblich ist. Fakt ist aber auch, dass die vorgesehene 5,2 Hektar große Fläche sich im Eigentum des Landes Baden-Württemberg befindet. Auf dem geplanten Nasslager soll Holz aus den ForstBW-Flächen
gelagert werden. In Notfällen und infolge großer Kamalitäten könne der Lagerplatz auch der Landesforstverwaltung und der Gemeinde Ertingen für eine Nutzung zur Verfügung gestellt werden.
Bei diesem Vor-Ort-Termin fragte Bürgermeister Jürgen Köhler auch nach, ob durch den Nasslagerbau und den Betrieb die bestehende PFCFahne im Donautal, die noch aus dem Shredderwerk-Brand in Herbertingen
resultiert, verändert werden kann. Zudem wollte er wissen, ob sich das Grundwasser durch die Stoffeinträge aus dem Holz verändert. Für die Forst BW sei klar, dass ein Austrag von PFC-belastetem Wasser auf der Nassfläche ausgeschlossen werden muss, daher würden auch die Untersuchungen des Wassers aus der Schwarzach in Auftrag gegeben. Ferner müsse auch die PFC-Problematik geklärt werden.
Bei einer Beregnung des Holzes werde hauptsächlich das natürliche Lignin ausgewaschen, so die Behörde. Das führe zu einer Trübung des abtropfenden Wassers. Lignin sei schnell abbaubar, wodurch es zu keiner Anreicherung komme oder zu einer Veränderung des Grundwassers führen könne. Der Bewuchs und die belebte Bodenschicht auf dem vorgesehenen Nasslagerplatz dienen als Filter für die ausgewaschenen Stoffe. Eine Veränderung des Grundwassers sei daher ausgeschlossen, so die Forst BW. Über ein „Entnahmebauwerk“soll das Wasser aus der Schwarzach entnommen werden. Man geht von einer Entnahmemenge von 52 Litern pro Sekunde aus, wobei die Schwarzach im Durchschnitt 550 Liter pro Sekunde führe.
Die Naturschutzbehörde im Landratsamt Biberach pocht darauf, dass ein Artenschutzgutachten erstellt werden müsse, auch wenn das Vorhaben priviligiert sei. Das Landwirtschaftsamt wandte ein, dass jährlich viele Hektar landwirtschaftlicher Fläche an andere Nutzungsformen verlorengehen. Es sollte deshalb nach Alternativstandorten gesucht werden. Die Forst BW machte klar, dass dieser Nasslagerplatz in Ertingen das Ergebnis einer intensiven Suche nach möglichen Lagerplätzen sei. Mögliche Alternativen seien geprüft und aufgrund verschiedener Parameter verworfen worden. Die Forst BW werde nun alle Genehmigungsunterlagen zusammenstellen, um dann weitere Schritte zu unternehmen.
Bürgermeister Jürgen Köhler war aber die rechtzeitige Information von Gemeinderat und Einwohnerschaft über die Planungen wichtig, wozu auch die Forst BW bereit ist. Dies soll dann in Form einer öffentlichen Informationsveranstaltung in Ertingen geschehen.