Schwäbische Zeitung (Biberach)

Holz-Nasslagerp­latz bei Ertingen wirft Fragen auf

Auf 5,2 Hektar soll eine Einlagerka­pazität von rund 50 000 Festmetern geschaffen werden

- Von Wolfgang Lutz

- Die Landesfors­tverwaltun­g will auf der Gemarkung Ertingen ein Holz-Nasslager errichten. Das vorgesehen­e 5,2 Hektar große Gelände befindet sich im Eigentum des Landes. Der vorgesehen­e Standort wird als alternativ­los angesehen. Darüber hat der Ertinger Bürgermeis­ter Jürgen Köhler den Gemeindera­t informiert. Bei der ersten Besprechun­g mit den zuständige­n Behörden habe er betont, dass in einer Informatio­nsveransta­ltung der Gemeindera­t als auch die Einwohners­chaft über dieses Vorhaben informiert werden müssen. Es müsse auch dargestell­t werden, wie die Zuwegung zum Nasslager über die öffentlich­en Straßen der Gemeinde und über die B 311 geschehen soll.

In einem ersten Vorort-Gespräch trafen sich neben Mitarbeite­rn und Planern der Forst Baden-Württember­g auch Vertreter der entspreche­nden Behörden und Ämter sowie der Gemeinde Ertingen. Von Seiten der Forst BW wurde vor allem die Notwendigk­eit der Schaffung eines Holz-Nasslagers erläutert. Aufgrund

des Wegfalls von zwei Nasslagerp­lätzen im Westen des Landkreise­s Biberach und der zukünftig zu erwartende­n erhebliche­n Zwangsnutz­ungen durch die Klimaverän­derung, werde ein neues Nasslager mit einer Einlagerka­pazität von rund 50 000 Festmetern Holz benötigt.

Seitens des Forstbezir­ks seien alle potenziell geeigneten Standorte für den Nasslagerb­au auf den Prüfstand gestellt worden. Dabei sei der Standort

Ertingen laut Forstbehör­de als der einzige aktuell identifizi­ert worden. Dafür spreche vor allem die ausreichen­de Wasservers­orgung über die Schwarzach und die Nähe zur Bundesstra­ße 311, was für den Holztransp­ort nicht unerheblic­h ist. Fakt ist aber auch, dass die vorgesehen­e 5,2 Hektar große Fläche sich im Eigentum des Landes Baden-Württember­g befindet. Auf dem geplanten Nasslager soll Holz aus den ForstBW-Flächen

gelagert werden. In Notfällen und infolge großer Kamalitäte­n könne der Lagerplatz auch der Landesfors­tverwaltun­g und der Gemeinde Ertingen für eine Nutzung zur Verfügung gestellt werden.

Bei diesem Vor-Ort-Termin fragte Bürgermeis­ter Jürgen Köhler auch nach, ob durch den Nasslagerb­au und den Betrieb die bestehende PFCFahne im Donautal, die noch aus dem Shredderwe­rk-Brand in Herberting­en

resultiert, verändert werden kann. Zudem wollte er wissen, ob sich das Grundwasse­r durch die Stoffeintr­äge aus dem Holz verändert. Für die Forst BW sei klar, dass ein Austrag von PFC-belastetem Wasser auf der Nassfläche ausgeschlo­ssen werden muss, daher würden auch die Untersuchu­ngen des Wassers aus der Schwarzach in Auftrag gegeben. Ferner müsse auch die PFC-Problemati­k geklärt werden.

Bei einer Beregnung des Holzes werde hauptsächl­ich das natürliche Lignin ausgewasch­en, so die Behörde. Das führe zu einer Trübung des abtropfend­en Wassers. Lignin sei schnell abbaubar, wodurch es zu keiner Anreicheru­ng komme oder zu einer Veränderun­g des Grundwasse­rs führen könne. Der Bewuchs und die belebte Bodenschic­ht auf dem vorgesehen­en Nasslagerp­latz dienen als Filter für die ausgewasch­enen Stoffe. Eine Veränderun­g des Grundwasse­rs sei daher ausgeschlo­ssen, so die Forst BW. Über ein „Entnahmeba­uwerk“soll das Wasser aus der Schwarzach entnommen werden. Man geht von einer Entnahmeme­nge von 52 Litern pro Sekunde aus, wobei die Schwarzach im Durchschni­tt 550 Liter pro Sekunde führe.

Die Naturschut­zbehörde im Landratsam­t Biberach pocht darauf, dass ein Artenschut­zgutachten erstellt werden müsse, auch wenn das Vorhaben priviligie­rt sei. Das Landwirtsc­haftsamt wandte ein, dass jährlich viele Hektar landwirtsc­haftlicher Fläche an andere Nutzungsfo­rmen verlorenge­hen. Es sollte deshalb nach Alternativ­standorten gesucht werden. Die Forst BW machte klar, dass dieser Nasslagerp­latz in Ertingen das Ergebnis einer intensiven Suche nach möglichen Lagerplätz­en sei. Mögliche Alternativ­en seien geprüft und aufgrund verschiede­ner Parameter verworfen worden. Die Forst BW werde nun alle Genehmigun­gsunterlag­en zusammenst­ellen, um dann weitere Schritte zu unternehme­n.

Bürgermeis­ter Jürgen Köhler war aber die rechtzeiti­ge Informatio­n von Gemeindera­t und Einwohners­chaft über die Planungen wichtig, wozu auch die Forst BW bereit ist. Dies soll dann in Form einer öffentlich­en Informatio­nsveransta­ltung in Ertingen geschehen.

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Zwischen der Bahnlinie im Osten und der Schwarzach im Westen und gegenüber dem Modellflug­sportplatz soll der Nasslagerp­latz entstehen.

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