Schwäbische Zeitung (Biberach)
Italiens bittersüßer Sieg
Die Squadra Azzurra qualifiziert sich für das Finalturnier der Nations League und hadert mit der verpassten WM
(SID) Gianluigi Donnarumma flog zweimal quer durch den Strafraum, dann schien er geschlagen. Doch „Gigio“vereitelte auch die dritte ungarische Chance innerhalb weniger Sekunden – und machte sich damit endgültig zum Mann des Spiels. „Er war außergewöhnlich“, lobte Nationaltrainer Roberto Mancini seinen Schützling im Anschluss an das 2:0 (1:0) seiner Italiener über Ungarn. Zu Recht.
Angeführt von seinem überragenden Torwart fing der Europameister die Magyaren trotz ihres 1:0Coups am vergangenen Freitag in Leipzig gegen die deutsche Elf noch ab und steht somit im kommenden Juni nach den Niederlanden und Kroatien als dritter Teilnehmer im Finalturnier der Nations League. „Es ist wichtig, dass wir das Final Four erreicht haben, wir haben gut
gearbeitet, um wieder in die Gruppe zu kommen“, sagte Mancini. Doch Freude, das wurde auch beim 57-Jährigen recht deutlich, will trotz des Erfolges nicht wirklich aufkommen: „Leider ist die Weltmeisterschaft immer noch ein Wermutstropfen, daran kann ich nichts ändern, ich kann nur im Stillen leiden.“
Im März hatte Italien nach einer 0:1-Blamage gegen Nordmazedonien die WM-Endrunde in Katar (20. November bis 18. Dezember) überraschend verpasst – und das als Europameister. Verarbeitet hat man die Schmach in dem fußballverrückten Land noch immer nicht.
„Italien, ein bitterer Sieg“, kommentierte die „Gazzetta dello Sport“: „Die Azzurri sind zwar in der Final Four, doch der WM-Ausschluss bleibt eine offene Wunde.“Der „Corriere dello Sport“sprach von einem „bittersüßen“Sieg: „Italien zieht in die Final Four, die Azzurri bleiben jedoch die großen Ausgeschlossenen von der WM in Katar und zahlen einen hohen Preis für die vielen Fehler der vergangenen Monate.“
Die Mannschaft befindet sich nach der Enttäuschung aus dem Frühjahr in einem Umbruch, Mancini setzte in Budapest auf junge, international unbekannte Akteure wie Wilfried Gnonto, Giacomo Raspadori und Gianluca Scamacca. „Wir waren gut darin, eine Gruppe neu zu starten und wieder auf die Beine zu stellen, die Werte hat und an der wir arbeiten können“, betonte der ehemalige Nationalspieler.
Dass es noch einige Arbeit für den aktuellen Europameister gibt, zeigte nicht zuletzt die einzige Niederlage in der Nations League – das 2:5 gegen Deutschland.
Nach dem Sieg über Ungarn fand man in der Presse jedoch schon einmal lobende Worte für den gestarteten Neuanfang. „Große Leistung in Budapest. Der Coach hat einen weiteren Schritt für den Neustart geschafft. Die Mannschaft ist da“, berichtete „Tuttosport“. „Wir brauchen diesen Erfolg, um wieder an Enthusiasmus gewinnen“, sagte Matchwinner Donnarumma, auch wenn die verpasste WM-Teilnahme immer noch schmerzt.