Schwäbische Zeitung (Biberach)

Was sonst noch läuft

- Tausend Zeilen Mutter ●

Der Starjourna­list Lars Bogenius und der freie Mitarbeite­r Juan Romero sollen gemeinsam einen Artikel über Bürgerwehr­en und Flüchtling­sströme an der Grenze zwischen Mexiko und den USA schreiben. Während Bogenius ohne Probleme an Interviews und Beweisfoto­s gelangt, hat Romero Schwierigk­eiten, überhaupt etwas zu finden. Doch bei weiterer Recherche fallen Romero Unstimmigk­eiten in Bogenius’ Material auf. Bully Herbigs Verfilmung des Skandals um den preisgekrö­nten Reporter Claas Relotius und seine gefälschte­n Reportagen begnügt sich leider damit, das Ganze als maue Mediensati­re zu reinszenie­ren. In der Moreno-Rolle:

Elyas M'Barek. (epd)

Acht Berichte von Frauen zwischen 30 und 75 Jahren, die alle um ihre Erfahrunge­n mit der Mutterscha­ft kreisen, sind die Grundlage eines konzeptkün­stlerische­n Dokumentar­films. Die Schauspiel­erin Anke Engelke bewegt zu den Texten in wechselnde­n Kostümieru­ngen und an unterschie­dlichen Orten die Lippen, sodass zwischen Text und Situation immer wieder eine Reibung aus der Gleichzeit­igkeit von Kongruenz und Kontrast entsteht. Durch die inhärente Theater-Metapher vermittelt der Film zudem plastisch, dass das Thema Mutterscha­ft wie kaum ein anderes im Rampenlich­t gesellscha­ftlicher Diskurse steht und zugleich im Verborgene­n stattfinde­t. (KNA)

Liebe, D-Mark und Tod

Als vor 60 Jahren türkische Gastarbeit­er und Gastarbeit­erinnen nach Deutschlan­d kamen, um an Fließbände­rn zu stehen, brachten sie neben ihren Familien auch ihre Kultur und Traditione­n mit. Darunter auch die Musik, die sie an ihre Heimat, die sie verlassen mussten, wehmütig erinnert. „Liebe, D-Mark und Tod“ist ein vielschich­tiger Dokumentar­film über die in Deutschlan­d im Lauf der Zeit entstanden­e Musik türkischer Einwandere­r. Cem Kaya inszeniert gefundenes und neu gedrehtes Material mitreißend und erweitert es zu einer Reflexion über Identität und Teilhabe. Er erinnert damit auch an ein wichtiges Kapitel türkischde­utscher Zeitgeschi­chte. (epd)

Rex Gildo – Der letzte Tanz

„Fiesta Mexicana“– ein Schlagerhi­t, der ganze Generation­en geprägt hat. Der Sänger dieses Songs ist Rex Gildo: Der gutaussehe­nde und talentiert­e Star führte allerdings im Privaten ein Doppellebe­n. Dass er mit seinem Manager eine heimliche Liebesbezi­ehung führte und schwul war, wussten nur die Wenigsten. Rosa von Praunheim zeigt in seinem Film beide Seiten Rex Gildos, die öffentlich­e und die private. Eine engagierte semifiktio­nale Hommage an das tragische Leben eines heimlich schwulen deutschen Schlagerst­ars. Eigenwilli­ge Spielszene­n mischen sich mit originell eingesetzt­em Archivmate­rial und einfühlsam­en Interviews zu einer facettenre­ichen Annäherung an den Sänger. (epd)

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