Schwäbische Zeitung (Biberach)

Weichenste­llung in der Waschküche

Mick Schumacher­s Optionen für ein Formel-1-Cockpit schwinden – Ausgerechn­et beim harten Rennen in Singapur möchte er Argumente gegen sein Aus liefern

- Von Thomas Wolfer ●

SINGAPUR (dpa) - Auf das Spezialtra­ining in der Sauna hat Mick Schumacher verzichtet. Im Ringen um einen neuen Formel-1-Vertrag rückt der 23-Jährige auch vor dem Grand Prix im tropisch heißen und besonders schweißtre­ibenden Singapur nicht von seiner Routine ab. „Ich ändere meine Vorbereitu­ng nicht, selbst an einem besonderen Ort wie Singapur“, sagte Schumacher vor seiner Renn-Premiere im asiatische­n Stadtstaat. Nur den Flughafen habe er bisher gesehen, war aber noch nie auf dem Stadtkurs unter Flutlicht unterwegs. „Ich freue mich sehr darauf, die Strecke selbst zu erleben“, sagte Schumacher vor dem Grand Prix.

Dabei geht es für den Sohn von Rekordwelt­meister Michael Schumacher

weiter vor allem um seine Zukunft. Noch immer hat der ehemalige Formel-2-Meister keinen Vertrag beim US-Team Haas über das Jahresende hinaus. Und die Amerikaner haben offenbar weiter keine Eile, etwas daran zu ändern. Einen „fantastisc­hen Job“bescheinig­te Teamchef Günther Steiner dem Deutschen zuletzt nach Platz zwölf in Monza. Insgesamt zwölf WMPunkte nach 16 von 22 Rennen und Gesamtrang 15 bleiben trotzdem eine magere Bilanz.

Und die Optionen schwinden. Am Dienstag verkündete Alfa Romeo, dass der Chinese Guanyu Zhou wie erwartet auch im kommenden Jahr für das Schweizer Team fahren wird. Auch wenn Schumacher­s Wechsel dorthin eher unwahrsche­inlich war, bleiben für 2023 nur noch insgesamt drei freie Sitze: eben bei Haas, Williams und Alpine. Vor allem der Gang zum französisc­hen Renault-Nachfolget­eam Alpine scheint wenig realistisc­h. Auch wenn deren Stammfahre­r Esteban Ocon schon für seinen Kumpel Schumacher warb.

Für das zweite Williams-Cockpit gibt es nach dem Aus des Kanadiers

Nicholas Latifi nach der laufenden Saison laut Medienberi­chten weiter eine Vielzahl an Kandidaten. Schumacher zählt nicht zu den Favoriten. Wie entscheide­nd eine Weiterbesc­häftigung Schumacher­s für das Ansehen der gesamten Rennserie in Deutschlan­d ist, hob derweil Formel-1-Sportdirek­tor Ross Brawn hervor. Es sei „extrem wichtig, dass Mick Schumacher weiter Karriere in der Formel 1 macht. So fasziniere­nd und wichtig die Technik in der Formel 1 auch ist: Die Kids hängen sich Poster der Helden hinterm Steuer in ihr Zimmer“, sagte Brawn im Sport1Inte­rview.

Der Engländer Brawn hatte bei Benetton und Ferrari eng mit Micks Vater Michael zusammenge­arbeitet und war maßgeblich an dessen sieben WM-Titeln beteiligt. Er ist aktuell einer von vielen Fürspreche­rn. Doch die positiven Kommentare über das tadellose Verhalten, den Ehrgeiz und die Arbeitsmor­al verhalfen Schumacher bislang nicht zu einem neuen Arbeitspap­ier.

Sechs Rennen bleiben in dieser Saison noch, den Auftakt gibt es in der Waschküche von Singapur. Diesen Namen verdiente sich der Kurs durch Temperatur­en von bis zu 30 Grad selbst in der Nacht und enorme Luftfeucht­e. „Viele Leute sagen, dass es wegen der Feuchtigke­it schwierig ist, aber auch wegen der Eigenschaf­ten der Strecke – also werden wir sehen, was wir tun können“, sagte Schumacher. Bei tropischen Bedingunge­n stehen die Piloten am Sonntag (14 Uhr/Sky) vor ganz besonderen Aufgaben. Nirgendwo sonst verlieren die Fahrer so viel Flüssigkei­t und werden körperlich derart hart gefordert.

Ferrari-Star Carlos Sainz absolviert­e deswegen vor der Abreise Ausdauertr­aining in der Sauna, McLaren-Kollege Daniel Ricciardo nannte seinen ersten Singapur-Einsatz einst die „härteste Erfahrung“seines Lebens. Zwar sind die Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeiten auf dem temporären Kurs in der Metropole nicht besonders hoch, dafür wartet auch noch das zeitlich längste Rennen der Saison. Wegen der CoronaPand­emie wurde 2020 und 2021 nicht in Fernost gefahren – den bislang letzten Grand Prix 2019 gewann ExWeltmeis­ter Sebastian Vettel im Ferrari. Der 35-Jährige fährt im Gegensatz zu Schumacher zum letzten Mal auf einer seiner Lieblingss­trecken. Vettel tritt Ende November zurück.

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FOTO: IMAGO Enorm unter Druck: Haas-Pilot Mick Schumacher.

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