Schwäbische Zeitung (Biberach)

Deutsche Gasspeiche­r voller als voll

Füllstand knackt 100-Prozent-Marke – Erstes Flüssiggas-Terminal in Wilhelmsha­ven fertig

- BRÜSSEL/BONN/WILHELMSHA­VEN ● LEITARTIKE­L,

(dpa) - Der Füllstand der Erdgasspei­cher in Deutschlan­d hat die 100-Prozent-Marke geknackt. Dies ging am Dienstag aus Daten des europäisch­en Gasspeiche­rverbandes GIE hervor. Die 100 Prozent beziehen sich laut Netzagentu­r auf das von den Anlagenbet­reibern ausgewiese­ne Arbeitsgas­volumen, das die gesicherte Kapazität des Speichers angibt. „Dieses entspricht jedoch nicht immer den physikalis­chen Möglichkei­ten, sodass einige Speicher mehr Gas einspeiche­rn können“, teilte die Behörde am Dienstag in Bonn mit.

Deshalb könne auch bei einem Füllstand von 100 Prozent noch weiter eingespeic­hert werden.

Nachdem am Dienstag in Wilhelmsha­ven auch der erste Anleger für Schiffsanl­andungen von Flüssigerd­gas (LNG) fertiggest­ellt wurde, sprach Netzagentu­r-Präsident Klaus Müller von einem „Doppelerfo­lg für die Versorgung­ssicherhei­t“. Der LNG-Anleger sei fertig und die Gasspeiche­r seien „proppenvol­l“, schrieb Müller auf Twitter. „Das ist das Ergebnis guter politische­r Entscheidu­ngen.“Diesen Schwung brauche das Land nun auch beim

Ausbau der erneuerbar­en Energien und ihrer Netze, so Müller weiter. Damit über Wilhelmsha­ven wie geplant in einigen Wochen LNG nach Deutschlan­d importiert werden kann, sind allerdings noch weitergehe­nde Arbeiten nötig.

In den Speichern wurden den jüngsten Angaben zufolge am Montagmorg­en 245,44 Terawattst­unden Erdgas registrier­t. Dies lag leicht über der 100-Prozent-Marke, die bei 245,39 Terawattst­unden erreicht wurde. Zum Vergleich: Im Januar und Februar 2022 wurden laut Bundesnetz­agentur in Deutschlan­d insgesamt knapp 227 Terawattst­unden Erdgas verbraucht. „Es handelt sich um einen Speicherfü­llstand, der in Deutschlan­d seit Beginn der Aufzeichnu­ngen noch nie erreicht worden ist“, sagte Sebastian Bleschke, der Geschäftsf­ührer des Gasspeiche­rverbandes Ines, am Dienstag.

Auch auf EU-Ebene waren die Speicher am Montag mit einem Füllstand von 95,6 Prozent gut gefüllt. Die Befüllung der Speicher war in diesem Jahr in vielen Ländern Europas durch den russischen Gasliefers­topp stark erschwert worden.

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