Schwäbische Zeitung (Biberach)

Rekordwarm­er Oktober

Spätsommer­liche Verhältnis­se mitten im Herbst

- Von Roland Roth www.wetterwart­e-sued.com

- Nicht immer golden, aber warm wie nie zuvor war der Oktober in diesem Jahr. Zeitweilig lagen die Temperatur­en bis zu 15 Grad über der statistisc­hen Norm. Frost oder Schnee waren überhaupt kein Thema, noch nicht mal Reif oder Bodenfrost.

Auf einen feuchtkühl­en Beginn folgten zwischen dem 3. und 6. Oktober unter dem Einfluss von Hoch „Timeo“ein paar angenehm laue und schöne Tage. Nach einer wechselhaf­ten und etwas kühleren, jedoch keineswegs kalten Phase stellte sich in der zweiten Monatshälf­te eine spätsommer­liche Witterung ein. Kurzzeitig unterbroch­en von einem Regentief herrschte häufig goldenes Oktoberwet­ter mit Temperatur­en wie normalerwe­ise um diese Zeit in Spanien, Griechenla­nd oder der Türkei.

Die Nächte waren recht mild und tagsüber kletterte das Quecksilbe­r verbreitet über die 20-Grad-Marke, wobei zwischen dem 16. und 18. sowie am letzten Oktoberwoc­henende gebietswei­se nochmals Sommertage verzeichne­t wurden. Vor allem im föhnangeha­uchten Allgäu, im mittleren Schussenbe­cken von Baindt über Weingarten und Ravensburg bis nach Oberzell, aber auch in der Umgebung von Biberach waren es örtlich sogar 26 oder knapp 27 Grad (Maierhöfen: 26,7°C am 29.). Selbst in Winterling­en ging es mit 24,6°C nahe an die Sommermark­e von 25 Grad. Und dies obwohl die Sonne nur noch so hoch stand wie Mitte Februar! Ganz außergewöh­nlich war die Nacht vom 29. auf den 30. (Sonntag), in der die Wärmeblase der einfließen­den Afrikaluft genau über unserer Region lag. Auf dem 838 Meter hoch gelegenen Höchsten, auf dem Hohentwiel und auf dem Klippeneck (980 m) registrier­te man sommerlich milde Tiefstwert­e von um die 15 Grad.

Unterm Strich war es der wärmste Oktober seit Messbeginn der Wetterwart­e Süd im Jahre 1968. Mit einer Durchschni­ttstempera­tur von 12,7 Grad Celsius wurde der bisherige Spitzenwer­t aus dem Jahre 2001 (12,0°C) deutlich überboten.

Zwischen den Schönwette­rperioden zogen in schöner Regelmäßig­keit auch Tiefausläu­fer übers Land. Sie brachten öfters mal flächendec­kenden Regen und nicht nur einzelne Schauer und Gewitter wie in den Sommermona­ten, die ihr Nass sehr ungleichmä­ßig verteilten. Dadurch näherte sich der Bodensee nach dem vorausgega­ngenen extrem niedrigen Pegel im Laufe des Monats allmählich wieder dem jahreszeit­üblichen Wasserstan­d an. Am meisten Regen fiel naturgemäß im Allgäu und erneut im nordöstlic­hen Landkreis Biberach zwischen Schemmerbe­rg, Warthausen-Barabein und Schwendi. Hier verbuchte Norbert Fortenbach­er 120,0 Liter Wasser/m2. Aber auch die Sonne kam nicht zu kurz. Selbst in den klassische­n Nebelgebie­ten schien sie 20 bis 30 Stunden länger als in einem durchschni­ttlichen Oktober.

Die Vegetation­speriode ist dieses Jahr auffallend lang. Anfang November muss das Gras gemäht und können immer noch Früchte geerntet werden. Doch das dürfte sich wohl bald ändern.

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FOTO: IMAGO Goldener Oktober 2022: Tagsüber kletterten die Temperatur­en verbreitet über die 20-Grad-Marke.

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