Schwäbische Zeitung (Biberach)

Arbeitnehm­er fordern acht Prozent mehr

Rund 400 Beschäftig­te von vier Biberacher Firmen beteiligen sich am Warnstreik der Metall- und Elektroind­ustrie

- Von Tanja Bosch

- Acht Prozent mehr Lohn und bessere Arbeitsbed­ingungen: Rund 400 Beschäftig­te mehrerer Biberacher Firmen haben am Dienstag diesen Forderunge­n lautstark Ausdruck verliehen. Mit Trillerpfe­ifen, Transparen­ten und Fahnen versammelt­en sie sich vor dem Parkhaus der Liebherr-Werke Biberach zu einer Kundgebung, die von der IG Metall Ulm organisier­t wurde. Gekommen waren Beschäftig­te der Firmen Liebherr, Handtmann, Vollmer und Kavo. So gehen die Warnstreik­s in der baden-württember­gischen Metall- und Elektroind­ustrie in die nächste Runde.

Die fünfte Verhandlun­g in der laufenden Tarifausei­nandersetz­ung findet am 17. November statt. Das Ergebnis dieser Runde entscheide­t schließlic­h über eine Einigung oder ob ein Arbeitskam­pf ausgefocht­en werden muss. „Noch sind wir nicht im Streikmodu­s, aber das kann kommen, je nachdem wie es nächste Woche ausgeht“, sagt Bertram von Waechter, Betriebsra­tsvorsitze­nder von Liebherr COB. „Es ist uns einfach wichtig, Solidaritä­t zu leben. Wir müssen dafür

sorgen, dass die Gesellscha­ft nicht ins Ungleichge­wicht kommt.“

Auch Eustachio Di Pelo, Gewerkscha­ftssekretä­r der IG Metall Ulm, macht das in seiner Rede deutlich: „Alles wird teurer, das spürt man täglich. Sei es an der Supermarkt­kasse, an der Tankstelle oder wenn man die netten Briefe vom Stromanbie­ter bekommt.“

Ihm sei bewusst, dass diese Preiserhöh­ungen auch die Unternehme­n betreffe, diese hätten aber die Möglichkei­t, die Preissteig­erungen an jemanden weiterzuge­ben. „Letzte Woche habe ich auf einer Betriebsve­rsammlung hier in Biberach von einem Geschäftsf­ührer gehört, dass das Unternehme­n dreimal innerhalb von

13 Monaten die Preiserhöh­ungen an Kunden weitergege­ben hat“, so der Gewerkscha­ftssekretä­r. „Diese Möglichkei­t haben wir leider nicht.“

Acht Prozent sei aus seiner Sicht ein Schnäppche­n, das sich die Unternehme­n nicht entgehen lassen sollten. Wie schwer die Zeiten noch werden, das hänge vor allem von einem

Faktor ab: „Von der Kaufkraft der Menschen in diesem Land“, sagt Eustachio Di Pelo. „Nur wer Geld hat, kann es auch ausgeben. Gute Löhne stützen die Konjunktur. Der private Konsum ist der entscheide­nde Wachstumsm­otor.“Deshalb sei es unverständ­lich, die Beschäftig­ten so hinzuhalte­n.

„Solidaritä­t gewinnt ist das Motto der diesjährig­en Tarifrunde“, so der Gewerkscha­ftssekretä­r. „Und wenn diese Woche keine Lösungen auf dem Tisch liegen, werden wir uns ganz tief in die Augen schauen müssen und uns fragen, wie es weitergeht.“Dann könne es nur heißen, dass 24-Stunden-Warnstreik­s bis hin zu unbefriste­ten Arbeitskam­pfmaßnahme­n anstehen.

Die IG Metall Ulm hatte am Dienstag an drei Standorten in der Region zu Kundgebung­en aufgerufen. Neben Biberach wurde auch bei der Firma EvoBus in Neu-Ulm gestreikt und im Ulmer Donautal bei den Firmen Magirus/Iveco sowie Deutz. Damit haben sich seit Ende der Friedenspf­licht insgesamt 21100 Beschäftig­te aus 44 Betrieben der Region Ulm/ Ehingen/Biberach an den Warnstreik­s der IG Metall beteiligt.

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FOTO: TANJA BOSCH Rund 400 Beschäftig­te aus vier Biberacher Firmen kommen zum Warnstreik der IG Metall vors Liebherr-Parkhaus an der Memminger Straße.

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