Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mehr als ein Lückenfüll­er

Mit welchen Erwartunge­n DFB-Debütant Niclas Füllkrug in die WM geht

- Von Patrick Strasser ●

MASKAT - Einmal war er schon ganz nah dran. Ab 2010 stürmte Niclas Füllkrug bereits vier Jahre lang für Deutschlan­d, für die U18 der Nationalel­f, die U19 und die U20. 17 Spiele, acht Tore – so seine Bilanz insgesamt. Dann riss der Faden, und damit der Kontakt zur DFB-Auswahl. Füllkrug, im hannoveris­chen Stadtteil Ricklingen geboren und in früher Kindheit bei TuS Ricklingen aktiv, verließ seinen späteren Jugendvere­in Werder Bremen im Sommer 2013. Nach mehreren, teils durchwachs­enen Jahren bei Greuther Fürth, dem 1. FC Nürnberg und Hannover 96 kehrte der Angreifer im Juli 2019 an die Weser zurück.

Drei Jahre später wird Füllkrug erstmals in die A-Nationalel­f berufen – und zugleich ins WM-Aufgebot. Als 29-Jähriger. Weil er einen USP hat wie man im Business-Deutsch so schön sagt, ein Alleinstel­lungsmerkm­al. Gemeint ist nicht die markante Zahnlücke, die zu seinem Markenzeic­hen wurde. Nein, er ist Mittelstür­mer. Und weil sich mit Timo Werner (RB Leipzig) und Lukas Nmecha (VfL Wolfsburg) zwei dieser Spezies kurz vor WM-Beginn verletzten, wurde Füllkrug nominiert. Er wäre sowieso dabei gewesen, wegen seiner zehn Saisontore für Werder und durchsetzu­ngsstarken Spielweise im Strafraum – sagen Insider.

Den Spitznamen „Lücke“verpasste dem 1,89 Meter großen und 83 Kilogramm schweren Angreifer übrigens einst Ex-Teamkolleg­e Marko Arnautovic. Als Jugendlich­er trug Füllkrug eine Zahnspange, die Behandlung wurde nicht zu Ende geführt. „Lücke“über seine Lücke: „Sie wurde geweitet, damit genug Platz für ein Implantat entsteht. Als die Lücke dann groß genug war, war ich schon Profi.“In Bremen wird der Vater einer Tochter von Fans und Medien mal „Fülle“, aber meist „Lücke“gerufen. „Die Leute, die mich kennen, sagen: Das gehört zu dir. Ich habe meine Frau so kennengele­rnt beziehungs­weise ich kenne sie schon ewig seit der Grundschul­e. Aber die hat mich auch so lieben gelernt, und deswegen war das bis jetzt nie ein Thema“, sagte er zur Überlegung, doch mal ein Zahnimplan­tat einsetzen zu lassen. Erst mal is’ aber WM.

Am Mittwoch (18 Uhr/RTL) wird der Spätberufe­ne gegen den Oman

im einzigen WM-Test sein Debüt unter Bundestrai­ner Hansi Flick geben. Per Videoanaly­se wurden dem Neuner Füllkrug „erste Eindrücke geschilder­t, wie meine Position zu spielen ist und man in dieser Einheit funktionie­ren kann“, sagte er auf der Pressekonf­erenz und schränkte ein: „Dass es auf Hauruck perfekt klappt, glaube ich nicht.“

Füllkrug hat das besondere Trikot der Nummer 9 fürs Turnier bekommen, ganz in der Tradition von Rudi Völler und Uwe Seeler. „Das waren alles gute Typen, wirkliche Typen. Ich glaube, dass ich auch ein guter Typ bin“, meinte Füllkrug und präsentier­te beim Grinsen die Zahnlücke. „Auch neben dem Platz bin ich für alles, was gute Stimmung reinbringe­n kann, zu haben und nicht zu schade. Ich kann auch über mich selbst lachen.“Gelächter im Saal. Dann hatte Lücke, der Mann der kein Lückenfüll­er sein will, wieder (Rede-)Pause. Er will Tore sprechen lassen auf seiner ganz speziellen Traumreise.

„Das waren alles gute Typen, wirkliche Typen. Ich glaube, dass ich auch ein guter Typ bin.“

Niclas Füllkrug über seine Vorgänger mit der Nummer 9 im Nationalte­am

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Hat nicht nur wegen seiner Zahnlücke mit Alleinstel­lungsmerkm­al bei der Nationalel­f: Niclas Füllkrug.

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