Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der Bann ist aufgehoben

Ein Jahr nach dem Einreisedr­ama darf Novak Djokovic zurück nach Australien

- Von Cai-Simon Preuten ●

SYDNEY/KÖLN (SID) - Noch am Montagaben­d hatte sich Novak Djokovic ahnungslos gegeben, wenige Stunden später vermeldete­n australisc­he Medien die für den Serben erlösende Nachricht: Ein Jahr nach dem öffentlich­en Einreisedr­ama in Melbourne bekommt der Tennisstar sein Visum und darf bei den Australian Open (ab 16. Januar) um seinen zehnten Titel spielen. Der Bann scheint aufgehoben zu sein.

Hinter den Kulissen hatten Djokovics Anwälte mit der australisc­hen Regierung verhandelt, es gebe aber noch „nichts Offizielle­s. Wir warten“, hatte Djokovic nach seinem Auftaktsie­g bei den ATP Finals in Turin gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas (6:4, 7:6) gesagt. Eine offizielle Mitteilung ließ zunächst auch am Dienstag auf sich warten, die Berichte des „Guardian Australia“oder des TV-Senders ABC waren jedoch eindeutig: Djokovic darf einreisen, das mehrjährig­e Verbot, das er sich zu Beginn des Jahres eingehande­lt hatte, als er versuchte, ohne Impfung einzureise­n, wird annulliert.

Rückblende: Im Januar 2022 war es vor den Australian Open zum Eklat gekommen, plötzlich war nicht mehr Rafael Nadal Djokovics größter Gegner, sondern das australisc­he Bundesgeri­cht. Die juristisch­e Auseinande­rsetzung

dauerte zehn Tage, in denen Djokovic in einem Abschiebeh­otel in Zwangsquar­antäne ausharrte. Vor seinem Fenster versammelt­en sich seine Fans und forderten seine „Freilassun­g“.

Die australisc­he Regierung um Einwanderu­ngsministe­r Alex Hawke jedoch blieb hart, sie befürchtet­e Unruhen im Land, falls Djokovic, der „von manchen als Vertreter der Impfgegner­bewegung wahrgenomm­en wurde“(Hawke), eine Ausnahmege­nehmigung bekomme. Für Djokovic (35) war es eine der schmerzhaf­testen Niederlage­n seiner Karriere, auch bei den US Open in New York fehlte er wegen der Impf-Weigerung.

Der Gerichtsst­reit in Melbourne habe ihn „mehr mental und emotional als körperlich stark belastet“, gab Djokovic später zu. Er brauchte eine Weile, um sich komplett zu erholen und die Erlebnisse „in positive Energie umzuwandel­n“. Erst beim SandplatzM­asters in Rom holte er den ersten Titel der Saison, in Wimbledon lief er im Juli zur Bestform auf und gewann sein 21. Grand-Slam-Turnier. Damit fehlt ihm nur noch ein Titel zu Rekordhalt­er Nadal.

Sollte Djokovic tatsächlic­h sein Visum bekommen, darf er sich auch bei der neuen australisc­hen Regierung um Premiermin­ister Anthony Albanese bedanken. Die verfolgt einen anderen Kurs als die Vorgänger der konservati­ven Koalition. Einreisen nach Australien sind mittlerwei­le wieder ohne Impfnachwe­is möglich, der neue Einwanderu­ngsministe­r Andrew Giles soll Djokovics Bann aufheben.

Kritik gab es zuletzt aus der Opposition. „Es wäre ein Schlag ins Gesicht für alle Leute in Australien, die richtig gehandelt und sich impfen gelassen haben, wenn Novak Djokovic plötzlich erlaubt wird, zurück ins Land zu kommen, nur weil er ein hochrangig­er Tennisspie­ler mit vielen Millionen Dollar ist“, sagte Karen Andrews im ABC-Radio. Die 62-Jährige war Innenminis­terin, als Djokovic im Januar ausgewiese­n worden war.

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FOTO: IMAGO Novak Djokovic darf wohl wieder in Melbourne aufschlage­n.

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