Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mit Geldanlagen ökologische Projekte fördern
Fragen rund um nachhaltige Anlagen – Telefonaktion der „Schwäbischen Zeitung“
- Wie spart man in diesen unsicheren Zeiten richtig? Und was tut man am besten, wenn man sein Geld nachhaltig anlegen will, also bei sozialen oder ökologischen Unternehmen? Und geht das bei kurzfristigen Geldanlagen? Niclas Schaffer von der Volksbank Allgäu-Oberschwaben, Matthias Kramer von der Volksbank Friedrichshafen-Tettnang und Bernd Schäfer von der Kreissparkasse Ravensburg (Fotos: PR) beantworten Fragen rund ums Thema „Nachhaltige Geldanlagen“bei der Telefonaktion der „Schwäbischen Zeitung“.
Was bedeutet eigentlich der Begriff Nachhaltigkeit?
Nachhaltige Entwicklung gewährleistet, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, wenn sie ihre Bedürfnisse befriedigen, als jetzige. Das Ziel ist die Sicherung der menschlichen Existenz durch die Bewahrung globaler, ökologischer Ressourcen und Entscheidungen unter Wirtschafts-, Umwelt- und Sozialgesichtspunkten.
In welche Finanzprodukte kann ich überhaupt nachhaltig investieren?
Es stehen in der Zwischenzeit eine Vielzahl von Anlagemöglichkeiten zur Verfügung, dazu zählen Anleihen, Aktien (Fonds und Zertifikate), Immobilienfonds, Misch- und Dachfonds, oder auch die ganz individuelle Vermögensverwaltung. Auch eine direkte Investition in nachhaltige Anlagen, zum Beispiel in Solaranlagen oder Windparks ist als geschlossene Beteiligung möglich.
Was versteht man speziell unter nachhaltigen Geldanlagen?
Auch beim Thema Sparen muss der Begriff Nachhaltigkeit erstmal genau analysiert werden. Viele Anlagen schließen bei einer nachhaltigen Strategie zunächst einmal bestimmte Branchen, wie z.B. die Kohlebranche, aus. Bei Branchen, die per se nicht nachhaltig, aber trotzdem wichtig sind, wie der Bekleidungsindustrie, wird ein Best-In-Class Ansatz angewandt. Dabei wird in das Unternehmen angelegt, welches innerhalb der Branche am nachhaltigsten agiert. Es gibt auch wirkungsbezogene nachhaltige Fonds, welche nur in Unternehmen investieren, die nachweisbar einen positiven nachhaltigen Beitrag, z.B. zur CO2Reduktion leisten. Auch Themenfonds sind hier möglich wie z.B. Wasserfonds oder Clean Energy.
Meine Fonds sind aktuell im Minus. Diese sind nachhaltig. Wie soll ich damit umgehen?
Aktuell sind viele Wertpapiere im Minus. Dabei entwickeln sich seit Jahresbeginn Aktien, aber auch defensivere zinsbasierte Anleihen negativ. Wenn Sie das Geld in nächster Zeit nicht benötigen, ist es sinnvoll, die aktuelle Phase auszusitzen.
Wie kann ich Geld für zwei bis drei Jahre nachhaltig anlegen?
Bei so einem kurzfristigen Anlagehorizont fallen aktienbasierte Anlagen aufgrund der höheren Schwankungen raus. Hier bieten sich vielmehr Anleihen an. Sie könnten Geld in Anleihen von nachhaltigen Unternehmen investieren oder alternativ Geld in Green Bonds anlegen.
Was sind Green Bonds?
Sie ermöglichen die Finanzierung von Projekten, die einen Nutzen für die Umwelt stiften und zu nachhaltiger Wirtschaft beitragen. Dadurch wird ein messbarer Klimabeitrag ge
leistet (Impact Investing). Die Rückzahlung hängt von der Bonität des Emittenten ab. Green Bonds sind zweckgebunden, die Rendite ist oft geringer als die von konventionellen Anleihen.
Ich habe bereits eine klassische Vermögensverwaltung und möchte nun noch nachhaltige Anlagen beimischen?
Laut Gesetzgeber muss in einer Vermögensverwaltung eine klare Trennung zwischen nachhaltigen und nicht nachhaltigen Anlagen bestehen. Jederzeit kann aber eine weitere Vermögensverwaltung, die ausschließlich nachhaltig ausgerichtet ist, eröffnet werden. Sie können aber auch verschiedene nachhaltige Fonds oder ETFs (börsengehandelte Indexfonds) in ein neu zu eröffnendes Depot investieren und die Anlagen
dann selbst managen.
Ich habe einen Teil meines Vermögens in festverzinslichen Wertpapieren angelegt und möchte nun noch einen Teil in nachhaltige Aktienfonds oder ETFs anlegen. Was raten Sie mir?
Beides ist möglich. Soll nur ein Index wie etwa der MSCI World abgebildet werden, bietet sich auf Grund der Kosten ein ETF auf den MSCI SRI (Socially Responsible Investing) an. Durch eine monatliche Ansparung (Ausnutzung des cost average Effekts) kann dies noch optimiert werden. Auf jeden Fall sollten Sie mit Ihrem Berater wegen der Gewichtung und den Risikoaspekten sprechen.
Ich will mein Geld kurzfristig anlegen, gibt‘s einen Zins aufs Terminbzw. Tagesgeld?
Ganz kurzfristig sind die Zinsen noch gering. Überlegen Sie doch, Ihr Kapital in den Laufzeiten zu streuen. Mit einer guten Struktur in Laufzeiten und unterschiedlichen Anlageklassen hat man gute Chancen, attraktivere Renditen zu erzielen als auf dem Tagesgeldkonto.
Kann ich mich speziell zu nachhaltigen Produkten beraten lassen?
Selbstverständlich. Ein Anlageberater ist aufgrund gesetzlicher Vorgaben verpflichtet, seine Kunden danach zu fragen, ob sie ihr Geld oder einen Teil ihres Geldes nachhaltig investieren möchten. Dann muss der Berater zusätzlich erfragen, welche Nachhaltigkeitsmerkmale das Produkt aufweisen soll. Die Berater sind zu Nachhaltigkeitsthemen sehr gut geschult und können hier umfassend und kundengerecht beraten.
Ich höre immer wieder von PAI, ESG- und E-Produkten. Was hat es denn damit auf sich?
PAI (Principal Adverse Impact): Das ist ein Strategie-Produkt, das Umweltund Sozialthemen berücksichtigt. Hierbei sollen die wichtigsten nachteiligen Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit reduziert werden. ESG-Impact Produkt: Das sind Produkte, bei denen ein bestimmter Mindestanteil (bzw. Prozentwert) generell in nachhaltige Aktivitäten investiert wird. Sie berücksichtigen mindestens eine der drei ESG-Ausrichtungen (Environment – Umwelt, Social – Soziales und Governance – Unternehmensführung). E-Impact Produkte: Das sind auswirkungsbezogene Produkte, bei denen ein bestimmter Mindestanteil bzw. Prozentwert ausschließlich in ökologische Aktivitäten investiert wird.