Schwäbische Zeitung (Biberach)
Partnerschaftsverein ist Geschichte
Tannheimer Verein löst sich auf – Partnerschaft mit Pápakovácsi soll lebendig bleiben
- Der Tannheimer Partnerschaftvserein hat sich aufgelöst. Doch die Partnerschaft mit der ungarischen Gemeinde Pápakovácsi soll lebendig bleiben.
Über 25 Jahre bestehen Verbindungen zwischen Tannheim und dem Pápakovácsi in Ungarn bereits. Auf Anregung des Kultusministeriums, Schulpartnerschaften mit Schulen im ehemaligen Ostblock zu schaffen, hat sich der frühere Schulleiter der Hauptschule in Ungarn umgesehen. In Grenznähe verbracht Rektor Stefan Krämer regelmäßig seinen Urlaub.
Aus der Schulpartnerschaft wurde im Jahr 2000 dann eine Gemeindepartnerschaft, 2005 gründete sich der Partnerschaftsverein, berichtet Josef Wellen. Der langjährige stellvertretende Vorsitzende organisierte regelmäßig die Fahrten der deutschen Gruppe und die Besuche der ungarischen Gäste. Seit 15 Jahren ist Wellen Ehrenbürger von Pápakovácsi. Er pflegt viele persönliche Kontakte zu Familien dort. Beherbergte oft Jugendliche aus Ungarn, die einige Wochen das Ochsenhauser Gymnasium besuchten oder bei örtlichen Firmen arbeiteten.
In 750 Kilometern Entfernung seien die Tannheimer immer sehr herzlich und gastfreundlich aufgenommen worden. So wurden Ausflüge nach Budapest oder ins Umland organisiert, es gab Heimatabende mit einem großen Programm und viel persönlichen Austausch. Die Sprache ist kein Problem, „ein Viertel bis
ein Drittel der Menschen dort sprechen so gut Deutsch, dass man sich gut unterhalten kann“. Ungarische Deutschlehrerinnen dolmetschen, wenn es mal doch nicht klappt.
Die letzte Fahrt hat Wellen dieses Jahr organisiert. Davon schwärmt auch Bürgermeister Thomas Wonhas. Allerdings: „Ich war mit meinen 60 Jahren einer der Jüngsten.“Der
Altersdurchschnitt des Vereins liegt bei 70, sagt Wellen, selbst 81 Jahre alt. Da es die Hauptschule in Tannheim nicht mehr gebe, fehle ein wichtiger Baustein in der Partnerschaft, erklärt Bürgermeister Wonhas, umgekehrt gebe es für Musikverein oder Sportverein in Ungarn kein Pendant. So könne man sich nicht zu gegenseitigen Aktivitäten einladen – und dabei vielleicht junge Menschen für die Sache gewinnen.
„Ich war mit meinen 60 Jahren einer der Jüngsten“,
so Tannheims Bürgermeister Thomas Wonhas über die letzte Fahrt des Vereins nach Ungarn in diesem Jahr.
Wellen hat schon lange angekündigt, dass er aufhören möchte, berichtet er. Nachfolger für die Vorstandsposten gab es nicht. Also trommelte man laut zur letzten Versammlung, um überhaupt beschlussfähig zu sein. Bei einer Enthaltung viel das Votum klar für Auflösung des Vereins aus. Doch das Ende des Vereins bedeutet nicht das Ende der Partnerschaft, betonen Wellen und Wonhas. Nun steht wie zu Beginn die bürgerliche Gemeinde in der Verantwortung. Wie es genau weitergeht, das hängt auch davon ab, wie sich der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Thomas Wonhas nach der Bürgermeisterwahl dazu positioniert. Josef Wellen will jedenfalls helfen, wenn er gebraucht wird.