Schwäbische Zeitung (Biberach)

Was sonst noch läuft

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Zeiten des Umbruchs

Der sensible elfjährige Paul wächst in einer bürgerlich­en Familie auf, in der die Eltern alles daransetze­n, dass aus den Kindern einmal etwas wird. Nur Pauls Großvater Aaron (Anthony Hopkins) hat einen anderen Blick aufs Leben. Als Paul sich mit Johnny, dem einzigen Schwarzen in der Klasse, anfreundet, verbieten seine Eltern ihm den Umgang und schicken ihn auf eine Privatschu­le. Hier fällt es Paul extrem schwer, sich zurechtzuf­inden. Mit viel Feingefühl entwirft James Gray ein autobiogra­fisch geprägtes Bild vom Heranwachs­en im Queens der 80er-Jahre.

Der anatolisch­e Leopard

Der einsame und melancholi­sche Fikret (Ugur Polat) leitet seit 22 Jahren den Zoo in Ankara. Als arabische Investoren aus dem Zoo einen Vergnügung­spark machen wollen, steht er vor dem berufliche­n Aus. Doch solange der Zoo den seltenen anatolisch­en Leoparden beherbergt, ist er geschützt. Als dieser jedoch stirbt, versucht Fikret seinen Tod zu vertuschen. Stilsicher­es Debüt des türkischen Regisseurs Emre Kayis, der immer wieder überrascht und mit seiner Darstellun­g einer zerrissene­n Gesellscha­ft ganz nah an der Realität der Türkei ist.

Bones and All

Maren (Taylor Russell) ist eine Außenseite­rin, die einen erschrecke­nden Hunger auf Menschenfl­eisch zeigt. Nach einem weiteren Vorfall hält ihr Vater es nicht mehr aus und verschwind­et. Maren begibt sich daraufhin auf die Suche nach ihrer verscholle­nen Mutter, um herauszufi­nden, warum sie so ist. Es beginnt eine wilde Reise durchs Amerika der Reagan-Ära, wo sie unter anderem ihren Seelengefä­hrten findet: Der Herumtreib­er

Lee (Timothée Chalamet) ist genauso anders wie sie. Luca Guadigno gelingt ein berührende­r Mix aus Romanze, Horror und Roadtrip.

Servus Papa, See You in Hell

Die „Aktionsana­lytische Kommune“des Künstlers Otto Muehl hatte sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendlich­e fernab von traditione­llen Familienbi­ldern großzuzieh­en. 1991 geriet sie wegen Missbrauch­svorwürfen gegen Muehl in die Schlagzeil­en. In dieser Kommune aufgewachs­en ist auch Jeane Tremsal. Auf ihren Erinnerung­en basiert der Kinofilm, der sich weniger auf die Vorwürfe konzentrie­rt, sondern das Heranwachs­en in der Kommune thematisie­rt. „Servus Papa, See You in Hell“zeigt, wie alternativ­e Ideale zu autoritäre­n Strukturen führen können. (epd)

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