Schwäbische Zeitung (Biberach)
Umweltverbände sehen in CCS nach wie vor viele Gefahren
Bisher ist die CO2-Speichertechnologie CCS (Carbon Capture and Storage) in Deutschland de facto verboten. Nach jahrelangem Streit stand 2012 am Ende ein Gesetz, das Bundesländern ein Vetorecht einräumt, von dem die infrage kommenden norddeutschen Bundesländer Gebrauch machten. Umweltverbände, die in der Technologie ein Feigenblatt für den Neubau von Kohlekraftwerken sahen sowie Bürgerinitiativen, die Umweltschäden durch ein Austreten des CO2 fürchteten, leisteten erbitterten Widerstand.
Wird sich dieses Szenario wiederholen? „Damals hat man alles falsch gemacht“, sagt Christoph Bals von der Klima-Organisation Germanwatch. Heute sei die Debatte jedoch eine andere, da es vor allem um unvermeidbare Restemissionen aus dem Zement- oder Betonbereich geht. „Da haben wir im Moment keine Alternative.“Auch beim Anschub der Wasserstoffwirtschaft könne sich CCS als hilfreich erweisen, da es wahrscheinlich noch viele Jahre dauern wird, bis ausreichend grüner Wasserstoff aus Ökostrom verfügbar ist. Bis dahin könnte der Hochlauf der Technologie mit sogenanntem blauem Wasserstoff, der aus Gas hergestellt wird, organisiert werden. Die CO2
Emissionen werden bei der Herstellung abgespalten und gespeichert.
Bals warnt jedoch davor, es mit
CCS zu übertreiben. Die von der
FDP favorisierte Verwendung von CO2 als Rohstoff, etwa zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe, betrachtet er kritisch, da das CO2 früher oder später wieder in der
Luft lande.
In anderen Umweltorganisationen formiert sich deswegen bereits Widerstand. „Die Diskussion über blauen Wasserstoff erinnert mich an die Debatte über die Speicherung von Kohle-Emissionen“, sagt Tobias Pforte-von Randow vom Deutschen
Naturschutzring. Betrachte man die Dimensionen der Planung, gehe es nicht um unvermeidbare Restemissionen, sondern eine Verlängerung fossiler Geschäftsmodelle.
Greenpeace warnt zudem vor Mikro-Erdbeben, durch die das CO2 wieder in die Atmosphäre entweichen könne. Auch innerhalb der Koalitionsfraktion ist manchen bei dem Thema unwohl. „Die Einlagerung von CO2 bedeutet das Schaffen von Endlagern, die massives Gefährdungspotenzial enthalten“, warnt SPD-Energiepolitikerin Nina Scheer. Aus gutem Grund sei CCS verboten. (igs)