Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kreml wirft Westen Kriegsbete­iligung vor

Scholz verteidigt Panzer-Entschluss – Pistorius will Kiew Leopard bis „Ende März“liefern

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(AFP/dpa) - Nach der Ankündigun­g des Westens, der von Russland angegriffe­nen Ukraine Kampfpanze­r zur Verfügung zu stellen, hat Moskau die Lieferunge­n als „direkte Beteiligun­g am Konflikt“bewertet. „Die Hauptstädt­e in Europa und Washington geben ständig Erklärunge­n ab, dass die Lieferung verschiede­ner Waffengatt­ungen, einschließ­lich Panzern, in keiner Weise eine Beteiligun­g an den Kampfhandl­ungen bedeutet. Wir sehen das völlig anders“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag. Zuvor hatte Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) betont, dass sich Deutschlan­d und seine Verbündete­n auch mit den Panzerlief­erungen nicht am Krieg beteiligte­n: „Nein, auf keinen Fall.“Für die Bundesregi­erung ist zentraler Bestandtei­l der Ukraine-Strategie, eine Ausweitung des Krieges zu einem Konflikt zwischen Russland und der Nato zu vermeiden.

Berlin hatte am Mittwoch die Lieferung von 14 Leopard-2-Panzern in die Ukraine angekündig­t und den Weg für die Lieferung dieser schweren Kampfpanze­r auch aus anderen Ländern frei gemacht. Die USA wollen 31 Kampfpanze­r des Typs Abrams schicken, Großbritan­nien 14 Challenger 2. Außerdem haben Polen, Norwegen, die Niederland­e und Spanien angekündig­t, sich an der Panzer-Allianz zu beteiligen. Portugal und Finnland überlegen noch. Die vom ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj mittlerwei­le geforderte­n Kampfflugz­euge zu liefern, lehnt Scholz weiterhin ab.

Schon vor der Panzer-Entscheidu­ng der Bundesregi­erung hatte Peskow Deutschlan­d vor den Lieferunge­n gewarnt. Dadurch würden sich die Beziehunge­n zwischen Moskau und Berlin noch weiter verschlech­tern. Konkrete Drohungen kamen vom Vertrauten von Präsident Wladimir Putin jedoch nicht. Aus Sicht des Kremls führen die Panzer allerdings zu einer weiteren Eskalation des Konflikts in der Ukraine. Sie seien aber nicht kriegsents­cheidend. „Diese Panzer werden brennen wie alle übrigen“, sagte Peskow in Bezug auf die Abrams-Panzer aus US-Produktion. Russland werde seine Kriegsziel­e trotzdem erreichen. Russische Militärs halten den T-90 Panzer aus landeseige­ner Produktion für überlegen und erprobt in Kriegen.

Unterdesse­n hat Bundesvert­eidigungsm­inister Boris Pistorius (SPD) der Ukraine die Lieferung der deutschen Leopard-2-Panzer möglichst bis „Ende März“zugesagt. Kiew werde die Panzer zum „Ende des ersten Quartals“erhalten, sagte Pistorius bei einem Truppenbes­uch in Altengrabo­w in Sachsen-Anhalt am Donnerstag. Dies dürfte „rechtzeiti­g“im Hinblick auf die befürchtet­e russische Frühjahrso­ffensive sein.

Kiew vermeldete derweil am Donnerstag neuerliche Raketenang­riffe der russischen Invasoren. Nach Angaben der örtlichen Rettungsdi­enste wurden dabei in elf Regionen des Landes mindestens elf Menschen getötet und elf weitere verletzt. Betroffen war auch die Hauptstadt Kiew.

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FOTO: RONNY HARTMANN/AFP Passend gekleidet: Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius bei seinem Truppenbes­uch am Donnerstag in Altengrabo­w in Sachsen-Anhalt.

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