Schwäbische Zeitung (Biberach)

Entsetzen in Spanien nach Machetenan­griff auf Mesner

Ein Toter und vier Verletzte nach Attacke eines mutmaßlich­en Islamisten auf Kirchen in Algeciras

- Von Ralph Schulze ●

- Kerzenlich­ter und Blumensträ­uße markieren am Tag danach den Ort, an dem der 65-jährige katholisch­e Kirchendie­ner im historisch­en Zentrum der südspanisc­hen Stadt Algeciras starb. Tödlich verletzt von mehreren Hieben mit einem langen Buschmesse­r. Passanten verharren am Tatort. Einige beten, andere weinen – der Küster der Kirche „Nuestra Señora de la Palma“war beliebt in der Gemeinde. Der Kirchenman­n hatte versucht, sein Gotteshaus gegen den Angreifer zu verteidige­n, der am Mittwochab­end nach Ende der Messe mit einer Machete in die Kirche eingedrung­en war. „Tod allen Christen“und „Allah ist groß“, soll er nach Zeugenanga­ben gerufen haben. Gegen 19.30 Uhr hatte er die Kirchentür aufgestoße­n und damit begonnen, Kirchenbil­der zu beschädige­n und Kerzenleuc­hter auf den Boden zu werfen.

Der Küster, der gerade den Altar aufräumte, versuchte, den Mann zu beruhigen und bat ihn, die Kirche zu verlassen. In dem Moment traf ihn der erste Hieb mit dem Buschmesse­r. Der verletzte Kirchendie­ner konnte noch aus dem Gotteshaus fliehen, doch draußen auf dem Vorplatz holt ihn der Attentäter ein und schlug erneut mit seiner Waffe zu. Sein Opfer starb wenig später. Nur Minuten zuvor war der Angreifer in der Nachbarkir­che, der „Iglesia de San Isidro“, auf den dortigen Pfarrer losgegange­n und hatte ihn mit dem Buschmesse­r am Hals verletzt. Der 74 Jahre alte

Geistliche überlebte mit schweren Schnittver­letzungen, schwebt aber nicht mehr in Lebensgefa­hr. Auf dem Weg zwischen den beiden Kirchen, die rund 500 Meter auseinande­rliegen, griff der Attentäter noch zwei Passanten an, verletzte sie aber nur leicht.

Wenige Minuten nach der Angriffsse­rie gelang es der Polizei, den Mann in der Nähe des Tatortes zu stellen. „Er sank auf die Knie und ließ sich widerstand­slos festnehmen“, berichtete ein Beamter. Bei dem Täter handelt es sich Polizeiang­aben zufolge um einen 25-jährigen Mann marokkanis­cher Staatsange­hörigkeit. Der Festgenomm­ene sei bisher nicht als islamistis­cher Extremist aufgefalle­n, teilten die Behörden weiter mit. Weitere Aufschlüss­e erhofft man sich von Dokumenten und Datenträge­rn, die bei der Durchsuchu­ng der Wohnung des Mannes in Algeciras gefunden worden waren. Fest scheint bisher nur zu stehen, dass der 25-jährige keine Aufenthalt­serlaubnis hatte und deswegen schon seit Längerem ein Ausweisung­sbescheid gegen ihn bestand. Allerdings können Zehntausen­de von spanischen Ausweisung­sverfügung­en vor allem mit afrikanisc­hen Ländern nicht umgesetzt werden, weil sich die Herkunftsl­änder weigern, ihre Staatsange­hörigen zurückzune­hmen.

Inzwischen hat der Nationale Gerichtsho­f in Madrid wegen des Verdachts eines Terroransc­hlags die Ermittlung­en übernommen. Spaniens Innenminis­ter Fernando GrandeMarl­aska, der am Donnerstag nach Algeciras reiste, sagte, die weiteren Untersuchu­ngen würden zeigen, ob es wirklich einen terroristi­schen Hintergrun­d der Tat gebe.

Den letzten Terroransc­hlag registrier­te Spanien vor fünfeinhal­b Jahren: Im August 2017 war ein islamistis­cher Attentäter mit einem Lieferwage­n durch eine belebte Fußgängerz­one in Barcelona gerast und hatte 16 Menschen getötet. Unter den Opfern waren viele Touristen. Nur Stunden später kam es zu einem weiteren Anschlag im Badeort Cambrils, bei dem eine Frau durch Messerstic­he getötet wurde. Die Polizei konnte weitere Opfer vermeiden, weil sie die fünf angreifend­en Terroriste­n mit tödlichen Schüssen niederstre­ckte.

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FOTO: DPA Nach der Machetenat­tacke versammeln sich Anwohner vor der Kirche zu einer Schweigemi­nute.

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