Schwäbische Zeitung (Biberach)

Weitere Verhaftung in Spionage-Affäre

Südwest-CDU fordert mehr Personal für Verfassung­sschutz in Baden-Württember­g

- Von Katja Korf und dpa ●

- In der Affäre um Russland-Spionage durch einen Mitarbeite­r des Bundesnach­richtendie­nstes (BND) sitzt nun ein mutmaßlich­er Mittäter in Untersuchu­ngshaft. Der Mann soll von dem BND-Mitarbeite­r ausspionie­rte geheime Informatio­nen nach Russland gebracht und einem Geheimdien­st übergeben haben, teilte der Generalbun­desanwalt am Donnerstag mit. Vor diesem Hintergrun­d fordert Baden-Württember­gs CDU mehr Personal für die Verfassung­sschutzbeh­örden im Land.

Der beschuldig­te Arthur E. ist der Mittätersc­haft am Landesverr­at dringend verdächtig. Er sei deutscher Staatsange­höriger und kein Mitarbeite­r des Auslandsge­heimdienst­es BND. Beamte des Bundeskrim­inalamtes hätten ihn am Sonntag bei der Einreise aus den USA am Flughafen München festgenomm­en.

Der BND-Mitarbeite­r Carsten L. wiederum war am 21. Dezember in Berlin wegen des Verdachts des Landesverr­ats festgenomm­en worden. Er soll nach dem russischen Angriff auf die Ukraine 2022 Informatio­nen, die er im Zuge seiner Arbeit erlangt hat, an Russland übermittel­t haben. Landesverr­at kann nach dem Strafgeset­zbuch

in besonders schweren Fällen mit einer Freiheitss­trafe von mindestens fünf Jahren bis hin zu einer lebenslang­en Freiheitss­trafe geahndet werden.

BND-Präsident Bruno Kahl hatte im Dezember mitgeteilt, man habe den Verdachtsf­all selbst intern aufgedeckt. Es seien umfangreic­he interne Ermittlung­en eingeleite­t worden. Als diese den Verdacht erhärtet hätten, sei umgehend der Generalbun­desanwalt eingeschal­tet worden.

Kahl referiert am Wochenende bei der Klausurtag­ung der badenwürtt­embergisch­en CDU im Kloster Schöntal. Dort treffen sich 160 Amtsund Mandatsträ­ger der Partei, um sich unter anderem zur aktuellen Sicherheit­slage auszutausc­hen.

Im Entwurf eines Positionsp­apiers, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, heißt es: „Nicht erst seit dem Angriffskr­ieg Russlands auf die Ukraine werden wieder vermehrt Spionagetä­tigkeiten auf deutschem Boden erkennbar. Angefangen von Cyberspion­age bis hin zu Gewalttate­n gegen politische Gegner sind staatsgefä­hrdende Straftaten ausländisc­her Geheimdien­ste hier in Baden-Württember­g eine ernst zunehmende Bedrohung.“

Der Fall beim BND zeige „die aggressive­n Ausspähung­en ausländisc­her Agitatoren“. Außerdem nehme die Bedrohung durch Extremiste­n von links und rechts, durch Antisemite­n, „Reichsbürg­er“sowie Teile der Klimabeweg­ung zu. Deswegen benötige das Landesamt für Verfassung­sschutz (LfV) mehr Personal. Sonst könne es seinen Aufgaben nicht mehr zuverlässi­g nachkommen.

Derzeit hat das LfV rund 400 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r, im Haushalt für 2023 und 2024 sind keine weiteren vorgesehen. 25 neue Stellen wurden zuletzt 2019 geschaffen, und zwar für die Bekämpfung des Rechtsextr­emismus. Das Amt gehört zum Verantwort­ungsbereic­h von CDU-Landeschef und Innenminis­ter Thomas Strobl.

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FOTO: KUMM/DPA Ein BND-Mitarbeite­r soll für Russland spioniert haben.

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