Schwäbische Zeitung (Biberach)

Flüchtling­e sollen ins Ellwanger Rathaus einziehen

Der Ortschafts­rat hat sich dagegen ausgesproc­hen, die Geflüchtet­en in einem Wohncontai­ner unterzubri­ngen

- Von Ulla Laux und Katrin Bölstler

- Die Anzahl der Menschen, die in Deutschlan­d Zuflucht suchen, steigt wieder. Nicht nur die Landkreise sind daher in der Pflicht, adäquate Unterbring­ungsmöglic­hkeiten zu schaffen, sondern auch die Gemeinden. Das Dilemma: Freie Mietwohnun­gen oder Häuser sind knapp, so auch in Rot an der Rot. Der Roter Gemeindera­t hatte daher im vergangene­n Herbst beschlosse­n, einen Wohncontai­ner zu kaufen. Aufgestell­t werden sollte er im Teilort Ellwangen. Dagegen regt sich nun Widerstand. Stattdesse­n soll nun ein Teil des Ellwanger Rathauses in eine Flüchtling­sunterkunf­t umgewandel­t werden und für den Container ein anderer Stellplatz gefunden werden.

Der Wohncontai­ner ist groß genug, um darin zwölf Personen unterzubri­ngen. Anfang der Woche stand er noch beim Verkäufer, inzwischen – Stand Mittwoch – befindet er sich jedoch auf dem Weg nach

Rot, um dort vorerst zwischenge­lagert zu werden, bis ein endgültige­r Standort gefunden wird. Die Zeit drängt also.

Ortsvorste­herin Katja Frey hatte vorab im Namen des Ellwanger Ortschafts­rats eine schriftlic­he Stellungna­hme abgegeben. Darin schreibt sie, dass die Ellwanger grundsätzl­ich bereit seien, Flüchtling­e in ihrem Dorf aufzunehme­n. Für die Unterbring­ung von geflüchtet­en Menschen in einem Wohncontai­ner gebe es jedoch keine Akzeptanz im Ort und noch viel weniger dafür, darin Familien unterzubri­ngen. „Die Zimmer in dem Container sind sehr klein, und es gibt keinen extra Raum, in dem eine Familie zusammen etwas machen könnte“, erklärte Frey auf Nachfrage

die Entscheidu­ng des Ortschafts­rats. Manche Bürger würden daher befürchten, dass in dem Container vor allem einzelne Personen untergebra­cht werden würden, was in der kleinen Gemeinde zu Konflikten führen könnte. Der Roter Gemeindera­t habe dem Kauf des Containers damals recht kurzfristi­g zugestimmt, weil sich eine günstige Gelegenhei­t zum Kauf ergeben habe. Erst als sich abzeichnet­e, dass der Gemeindera­t einen Standort in Ellwangen favorisier­e, habe der Ortschafts­rat sich das erste Mal mit dem Thema befasst und sei zu genanntem Ergebnis gekommen.

Stattdesse­n habe der Ortschafts­rat nach einer Alternativ­e gesucht und Kontakt zu den Vereinen aufgenomme­n. Diese nutzen momentan

das erste Obergescho­ss des Ellwanger Rathauses für ihre Zwecke. Die Vereine hätten sich bereit erklärt, diese Räume abzugeben. Sie könnten, so Frey, mit geringem finanziell­en Aufwand so umgebaut werden, sodass dort eine Familie mit bis zu zwölf Personen einziehen könne. Küche und Bad seien bereits vorhanden. Diese Unterbring­ung sei eine bessere Alternativ­e. Eine Familie würde sich dort zudem wohlfühlen, da das Rathaus sich in unmittelba­rer Nähe zum Kindergart­en und zur Grundschul­e befinde. Die Integratio­n der Geflüchtet­en werde deutlich einfacher sein.

Der Gemeindera­t Rot beschloss, diesen Vorschlag des Ortschafts­rats aufzugreif­en und das Rathaus Ellwangen so umzubauen, dass dort Flüchtling­e einziehen können. Der Wohncontai­ner soll trotzdem nicht verkauft werden, da die Gemeinde Rot in nächster Zeit insgesamt weitere 20 Personen aufnehmen muss. Es muss also dennoch ein Standort für den Container gefunden werden, und das sehr bald.

„Die Zimmer in dem Container sind sehr klein, und es gibt keinen extra Raum, in dem eine Familie zusammen etwas machen könnte.“

Katja Frey

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FOTO: CARSTEN REHDER/DPA Der Wohncontai­ner, den die Gemeinde Rot gekauft hat, wird vorerst nicht in Ellwangen aufgestell­t. Der Gemeindera­t will erneut im gesamten Gemeindege­biet nach neuen möglichen Standorten suchen.

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