Schwäbische Zeitung (Biberach)
Zu den Wurzeln der Familiengeschichte
Dr. Bronner’s-CEO David Bronner besucht in Laupheim die Heimat seiner Vorfahren
- Die Sanierungsarbeiten am Haus Judenberg 2, der Europazentrale des Naturseifenherstellers Dr. Bronner’s, sind in vollem Gange. Am Montag hat sich David Bronner, Enkel des Firmengründers Emanuel Bronner, mit Familie und Freunden auf die Spuren seiner Familiengeschichte in Laupheim begeben. Neben dem Haus der Vorfahren standen auch der Besuch des jüdischen Friedhofs und des Museums zur Geschichte von Christen und Juden auf dem Programm.
Es ist ein emotionaler Moment, als David Bronner gemeinsam mit seiner Frau Mia und seiner Tochter Maya auf dem jüdischen Friedhof vor der Gedenktafel steht. Sein Urgroßvater Berthold und dessen Schwester Bertha Heilbronner sind darauf gelistet – 1942 ermordet in Theresienstadt und Treblinka. Bronner nimmt ein getrocknetes Blatt des zu Hause in Kalifornien selbst angebauten Tabaks aus einem Tabakbeutel, rollt es zwischen den Fingern zu einer kleinen Kugel und klemmt diese in einen Spalt zwischen den beiden Bronzetafeln, die an die Laupheimer Opfer des Holocausts erinnern. „Thank you“, sagt er leise und senkt den Kopf. Danach besucht er die Gräber seiner Ururgroßeltern Emanuel und Louise Heilbronner, die 1885 im Keller des Hauses Judenberg 2 mit der Produktion von Seife und Kerzen starteten. „Es ist ein sehr intensives Gefühl, hier in Laupheim mit der eigenen Geschichte in Kontakt zu kommen“, sagt Bronner später.
Auf den Spuren ihrer Familie, aber auch der jüdischen Geschichte sind die Bronners gemeinsam mit ihren Freunden Adam Eidinger und Ariel Vegosen auf einer Reise quer durch Europa unterwegs. Gestartet im polnischen Krakau, besuchten sie dort das jüdische Viertel. Im Anschluss führte sie die Spurensuche ins ehemalige Vernichtungslager Auschwitz. Seine Urgroßmutter sei in Auschwitz umgebracht worden, sagt Bronner. Für ihn sei es daher wichtig gewesen, diesen Ort zu besuchen. Ebenso wichtig seien für ihn und die Familie aber auch die Besuche in Laupheim und Heilbronn – „back to the deep roots“, zurück zu den tiefen Wurzeln seiner Familiengeschichte. Für die 25-jährige Maya ist es die erste Reise nach Laupheim. „Es ist sehr eindrucksvoll, die Geschichte meiner Vorfahren so kennenzulernen. Das ist ein Privileg dies entdecken zu dürfen“, sagt sie berührt.
Michael Schick von der Gesellschaft für Geschichte und Gedenken begleitet die fünfköpfige US-Reisegruppe auf dem Weg zu den Ursprüngen der Familie am Judenberg und erklärt den ein oder anderen geschichtlichen Zusammenhang zum jüdischen Leben in Oberschwaben und Laupheim vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten.
Für David Bronner, der gemeinsam mit seinem Bruder Mike das Familienunternehmen aus Kalifornien leitet, ist der Besuch auch eine Möglichkeit, den Baufortschritt der Europazentrale des Naturseifen- und -kosmetik-Herstellers in Augenschein zu nehmen. Als selbsternannter „Cosmic Engagement Officer“des Unternehmens, was sich frei als Beauftragter für kosmisches Engagement übersetzen lässt, kümmert er sich um die zahlreichen sozialen, politischen und ökologischen Aktivitäten des Unternehmens. Diese sind tief in der Unternehmensphilosophie verankert und machen neben der Seifenproduktion einen Großteil des Engagements aus. Denn für einen nachhaltigen Umgang mit dem Planeten und eine gerechte Welt ohne Krieg und Hass warb bereits sein Großvater, der Firmengründer Emanuel (Emil) Bronner. Dieser war 1929 in die USA emigriert und hatte aus Protest gegen Hitlers Machtergreifung das „Heil-“aus seinem Namen gestrichen. Das bunte Plakat mit dem Firmenslogan „All One Or None“– „wir sind alle eins, oder nichts“prangt aktuell auch an der Baustelle am Judenberg 2.
Dazu passt auch die künftige Bestimmung der Europazentrale von „Dr. Bronner’s“. Nach den umfangreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten werden in dem Gebäude Menschen mit Behinderung des Heggbacher Wohnverbunds ein neues Zuhause finden. Im Gewölbekeller soll in gemeinsamer Ausarbeitung mit dem Museum ein Ausstellungsraum eingerichtet werden, der von Mia Bronner gestaltet wird. Dafür sei es ihr wichtig, die Zusammenhänge zu verstehen und vor Ort gesehen zu haben. „So fügen sich die Teile zusammen“, sagt sie. Mit Blick auf die geplante Eröffnung des Hauses im Oktober meint David Bronner – vielleicht nicht ganz ernst gemeint: Er habe noch eine weitere Idee, was man mit dem Gewölbekeller sonst noch so alles anstellen könne. „Das wäre doch auch ein super Ort für einen Nightclub“, meint der Beauftragte für kosmische Angelegenheiten mit einem breiten Grinsen.