Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zu den Wurzeln der Familienge­schichte

Dr. Bronner’s-CEO David Bronner besucht in Laupheim die Heimat seiner Vorfahren

- Von Thomas Werz

- Die Sanierungs­arbeiten am Haus Judenberg 2, der Europazent­rale des Naturseife­nherstelle­rs Dr. Bronner’s, sind in vollem Gange. Am Montag hat sich David Bronner, Enkel des Firmengrün­ders Emanuel Bronner, mit Familie und Freunden auf die Spuren seiner Familienge­schichte in Laupheim begeben. Neben dem Haus der Vorfahren standen auch der Besuch des jüdischen Friedhofs und des Museums zur Geschichte von Christen und Juden auf dem Programm.

Es ist ein emotionale­r Moment, als David Bronner gemeinsam mit seiner Frau Mia und seiner Tochter Maya auf dem jüdischen Friedhof vor der Gedenktafe­l steht. Sein Urgroßvate­r Berthold und dessen Schwester Bertha Heilbronne­r sind darauf gelistet – 1942 ermordet in Theresiens­tadt und Treblinka. Bronner nimmt ein getrocknet­es Blatt des zu Hause in Kalifornie­n selbst angebauten Tabaks aus einem Tabakbeute­l, rollt es zwischen den Fingern zu einer kleinen Kugel und klemmt diese in einen Spalt zwischen den beiden Bronzetafe­ln, die an die Laupheimer Opfer des Holocausts erinnern. „Thank you“, sagt er leise und senkt den Kopf. Danach besucht er die Gräber seiner Ururgroßel­tern Emanuel und Louise Heilbronne­r, die 1885 im Keller des Hauses Judenberg 2 mit der Produktion von Seife und Kerzen starteten. „Es ist ein sehr intensives Gefühl, hier in Laupheim mit der eigenen Geschichte in Kontakt zu kommen“, sagt Bronner später.

Auf den Spuren ihrer Familie, aber auch der jüdischen Geschichte sind die Bronners gemeinsam mit ihren Freunden Adam Eidinger und Ariel Vegosen auf einer Reise quer durch Europa unterwegs. Gestartet im polnischen Krakau, besuchten sie dort das jüdische Viertel. Im Anschluss führte sie die Spurensuch­e ins ehemalige Vernichtun­gslager Auschwitz. Seine Urgroßmutt­er sei in Auschwitz umgebracht worden, sagt Bronner. Für ihn sei es daher wichtig gewesen, diesen Ort zu besuchen. Ebenso wichtig seien für ihn und die Familie aber auch die Besuche in Laupheim und Heilbronn – „back to the deep roots“, zurück zu den tiefen Wurzeln seiner Familienge­schichte. Für die 25-jährige Maya ist es die erste Reise nach Laupheim. „Es ist sehr eindrucksv­oll, die Geschichte meiner Vorfahren so kennenzule­rnen. Das ist ein Privileg dies entdecken zu dürfen“, sagt sie berührt.

Michael Schick von der Gesellscha­ft für Geschichte und Gedenken begleitet die fünfköpfig­e US-Reisegrupp­e auf dem Weg zu den Ursprüngen der Familie am Judenberg und erklärt den ein oder anderen geschichtl­ichen Zusammenha­ng zum jüdischen Leben in Oberschwab­en und Laupheim vor der Machtergre­ifung der Nationalso­zialisten.

Für David Bronner, der gemeinsam mit seinem Bruder Mike das Familienun­ternehmen aus Kalifornie­n leitet, ist der Besuch auch eine Möglichkei­t, den Baufortsch­ritt der Europazent­rale des Naturseife­n- und -kosmetik-Hersteller­s in Augenschei­n zu nehmen. Als selbsterna­nnter „Cosmic Engagement Officer“des Unternehme­ns, was sich frei als Beauftragt­er für kosmisches Engagement übersetzen lässt, kümmert er sich um die zahlreiche­n sozialen, politische­n und ökologisch­en Aktivitäte­n des Unternehme­ns. Diese sind tief in der Unternehme­nsphilosop­hie verankert und machen neben der Seifenprod­uktion einen Großteil des Engagement­s aus. Denn für einen nachhaltig­en Umgang mit dem Planeten und eine gerechte Welt ohne Krieg und Hass warb bereits sein Großvater, der Firmengrün­der Emanuel (Emil) Bronner. Dieser war 1929 in die USA emigriert und hatte aus Protest gegen Hitlers Machtergre­ifung das „Heil-“aus seinem Namen gestrichen. Das bunte Plakat mit dem Firmenslog­an „All One Or None“– „wir sind alle eins, oder nichts“prangt aktuell auch an der Baustelle am Judenberg 2.

Dazu passt auch die künftige Bestimmung der Europazent­rale von „Dr. Bronner’s“. Nach den umfangreic­hen Umbau- und Sanierungs­arbeiten werden in dem Gebäude Menschen mit Behinderun­g des Heggbacher Wohnverbun­ds ein neues Zuhause finden. Im Gewölbekel­ler soll in gemeinsame­r Ausarbeitu­ng mit dem Museum ein Ausstellun­gsraum eingericht­et werden, der von Mia Bronner gestaltet wird. Dafür sei es ihr wichtig, die Zusammenhä­nge zu verstehen und vor Ort gesehen zu haben. „So fügen sich die Teile zusammen“, sagt sie. Mit Blick auf die geplante Eröffnung des Hauses im Oktober meint David Bronner – vielleicht nicht ganz ernst gemeint: Er habe noch eine weitere Idee, was man mit dem Gewölbekel­ler sonst noch so alles anstellen könne. „Das wäre doch auch ein super Ort für einen Nightclub“, meint der Beauftragt­e für kosmische Angelegenh­eiten mit einem breiten Grinsen.

 ?? FOTOS: THOMAS WERZ ?? Auf Spurensuch­e in Laupheim: Mia (von links), Maya und David Bronner gemeinsam mit Ariel Vegosen, Anke Buhl (Geschäftsf­ührerin Dr. Bronner’s Europa) sowie Michael Schick von der Gesellscha­ft für Geschichte und Gedenken und Adam Eidinger auf dem Gerüst des Hauses Judenberg 2.
FOTOS: THOMAS WERZ Auf Spurensuch­e in Laupheim: Mia (von links), Maya und David Bronner gemeinsam mit Ariel Vegosen, Anke Buhl (Geschäftsf­ührerin Dr. Bronner’s Europa) sowie Michael Schick von der Gesellscha­ft für Geschichte und Gedenken und Adam Eidinger auf dem Gerüst des Hauses Judenberg 2.
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David Bronner gedachte an der Gedenktafe­l auf dem jüdischen Friedhof seiner durch die Nationalso­zialisten ermordeten Vorfahren.

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