Schwäbische Zeitung (Biberach)
Landkreis hat Landesquote fast komplett erfüllt
Neue Wohngemeinschaft soll für Puffer sorgen
- Der Landkreis Biberach hat die Aufnahmequote des Landes für unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA) nahezu erfüllt. Doch nun seien die Einrichtungen fast komplett ausgelastet und auch kaum noch Notplätze für sogenannte Aufgriffe vorhanden, berichtete Sozialdezernentin Petra Alger jüngst im Jugendhilfeausschuss und Sozialausschuss.
Insgesamt habe sich die Lage, wie in den Wintermonaten üblich, beruhigt, so Alger. Auch die landesinternen Zuweisungen sind seit Anfang September ausgesetzt. Das Sozialministerium hat nach Angaben Algers die bundesweite Verteilung bis Ende März verlängert. Baden-Württemberg zählt zu den Haupteinreiseländern in Deutschland und ist daher berechtigt, UMA beim Bundesverwaltungsamt zur bundesweiten Verteilung zu melden.
Dennoch sind zuletzt neue UMA hinzugekommen. So übernahm der Landkreis im Januar freiwillig neun junge Gef lüchtete aus dem Landkreis Lörrach, der am stärksten belastet ist. Das habe zur Stabilisierung der eigenen Aufnahmequote geführt und sollte möglichen „Nachholeffekten“vorbeugen, so Alger. Denn erfüllt ein Landkreis seine Quote nicht, behält sich das Sozialministerium vor, die UMA selbst landesintern umzuverteilen.
Zudem erhöhte sich zuletzt die Zahl der Aufgriffe. Diese Jugendlichen
hätten oft entfernte Verwandte im Landkreis und würden dann zur Gemeinde oder einer anderen Stelle gebracht. Der Landkreis ist dann verpflichtet, sie in Obhut zu nehmen. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Kreisjugendamt insgesamt 18 Aufgriffe. Allein von August bis Dezember kamen 14 Jugendliche, zwei weitere waren es im Januar. Zum Vergleich:
2022 waren es insgesamt elf Aufgriffe.
Ein Puffer für weitere unvorhergesehene Inobhutnahmen ist derzeit kaum vorhanden. Daher befindet sich der Landkreis nach Angaben der Sozialdezernentin in konkreten Planungen für eine weitere Jugendwohngemeinschaft (JWG) für UMA ab 16 Jahren. Das wäre dann bereits die
vierte JWG unter Regie des Landkreises. „Das ist nicht unser Kerngeschäft. Und wir sind dankbar, wenn wir einen Träger finden“, sagte Alger. Vier Jugendhilfeträger betreiben bereits sechs weitere JWG. Insgesamt sind in den Wohngemeinschaften 48 von 50 Plätzen belegt.
Derweil wartet der Landkreis noch auf konkrete Maßnahmen infolge des Fünf-Punkte-Plans, auf den sich Sozialministerium, Städtetag und Landkreistag Mitte Januar geeinigt haben. Ziel des Plans ist es, die Abläufe zu vereinfachen und so die Situation der Jugendämter zu verbessern. Bis jetzt sei es aber leider bei Absichtserklärungen geblieben, so Alger. „Schauen wir, ob sich in den nächsten Wochen etwas tut.“