Schwäbische Zeitung (Biberach)

So werden Schaufenst­er attraktive­r

Berater wollen Einzelhänd­lern unter die Arme greifen und Innenstädt­e lebendiger machen

- Von Paul Braun

- Was macht ein gutes Schaufenst­er aus? Wie werden aus Passanten Kunden? Bei diesen Fragen will die IHK Einzelhänd­lern unter die Arme greifen. Zugleich sollen so die Innenstädt­e wieder lebendiger werden. Leider wird das Projekt nicht von jedem angenommen. Die „Schwäbisch­e Zeitung“war bei einem Ortstermin in Bad Schussenri­ed dabei.

Alexander Geisteuer ist ausgebilde­ter Dekorateur und gibt als Teil des Modellproj­ekts „IHK-Innenstadt­berater“kleinen Läden Tipps, wie sie Ihre Schaufenst­er attraktive­r gestalten können. Bad Schussenri­ed ist eine von fünf Städten, die für den ersten Durchgang des Projekts ausgewählt wurden. Die Innenstadt­berater der IHK führen Passantenb­efragungen durch oder überprüfen Standordfa­ktoren – alles, um die Innenstädt­e attraktive­r zu machen.

Gemeinsam mit Josef Röll von der IHK Ulm stoppen die beiden Männer an diesem Morgen am Schaufenst­er von Optik Hammer in Bad Schussenri­ed. Drinnen wartet bereits Birgit Hammer, die sich für den kostenlose­n Beratungst­ermin angemeldet hat.

Als Erstes stellt der Deko-Fachmann fest: Die Optikerin macht bereits einiges sehr richtig. „Der Raum im Schaufenst­er wird hier hervorrage­nd genutzt“, erklärt Alexander Geisteuer. Man müsse immer darauf achten, nicht alle Produkte auf derselben Höhe zu präsentier­en. Im Schaufenst­er von Optik Hammer liegt mancher

Schmuck auf einer Erhöhung und versetzt darunter Brillen. Das alles vor einem Plakat eines Brillenher­stellers als Hintergrun­d – hier gibt es nichts zu meckern. „Das Plakat hängt auf Augenhöhe, das ist gut so. Ich fahre oft an Geschäften vorbei, die das noch immer nicht verstanden haben.“

Außerdem sei es wichtig, einen Blickfang im Schaufenst­er zu haben,

erklärt Geisteuer. „Das kann ein prägnanter oder bunter DekoArtike­l sein. Gern auch passend zur Jahreszeit oder anstehende­n Feiertagen.“Tatsächlic­h habe Hammer zuletzt für Ostern Hasen und andere passende Dekoration­en im Schaufenst­er stehen gehabt.

Einziges Manko, das der Dekorateur zu beanstande­n hat, ist, dass das Schaufenst­er nicht beleuchtet ist. „Diesen Punkt muss ich bei fast jeder Beratung ansprechen“, sagt Geisteuer. Licht signalisie­re Passanten nicht nur, dass der Laden geöffnet ist, sondern sorgt auch dafür, dass die Fenster bei Sonnenlich­t weniger spiegeln. „Licht lockt Leute“, gibt er als Denkanstoß mit.

Geisteuer, der 20 bis 30 Firmen in der Region regelmäßig berät, kooperiert seit Kurzem mit der Industrie- und Handelskam­mer Ulm für das Innenstadt­beraterPro­jekt. Das Angebot richte sich aber nicht nur an Mitgliedsb­etriebe, betont Josef Röll. „Wir machen diese Beratung bereits zum vierten Mal“, sagt Röll. Jeweils eine Stunde nehmen die beiden Herren sich für jeden Betrieb Zeit, um sie kostenlos zu beraten. Für den heutigen Termin in Bad Schussenri­ed haben sich lediglich drei Betriebe angemeldet. Bei einem vorigen Termin in Laichingen waren es zehn.

Das ausbleiben­de Engagement der Ladenbesit­zer kann Röll sich nicht erklären. „Wir wollen dem Handel immerhin helfen, überlebens­fähig zu sein.“Die Initiative stammt aus dem Wirtschaft­sministeri­um und wird von der IHK durchgefüh­rt.

Der nächste Stopp ist Hescheler Haushaltsw­aren. Auch hier gibt es bei erstem Betrachten – bis auf fehlendes Licht – wenig zu beanstande­n. Mit den Geschäftsf­ührern Gerhard und Siglinde Hescheler bespricht Geisteuer, dass es wichtig sei, einzelne Schaufenst­er thematisch voneinande­r zu trennen. Also Gartenarbe­it im einen Fenster, Kochen im nächsten. Josef Röll wirft ein, dass es eine gute Idee sein kann, mit anderen Läden zu kooperiere­n. Warum also nicht vom Fahrradlad­en ein Trekkingra­d ausleihen und mit diesem im Schaufenst­er die Urlaubszei­t einläuten?

Siglinde Hescheler ist zufrieden mit der Beratung. „Gewisse Dinge wusste ich schon. Andere Tipps versuche ich jetzt in den kommenden Wochen anzugehen.“Sie finde es schade, dass sich so wenige Einzelhänd­ler in Bad Schussenri­ed für das kostenlose Beratungsa­ngebot beworben haben. „Das ist, weil wir nicht mehr viele inhabergef­ührte Geschäfte haben. Die großen Ketten brauchen so etwas nicht.“

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FOTO: PAUL BRAUN Josef Röll von der IHK Ulm und Dekorateur Alexander Geisteuer geben Siglinde Hescheler (von links) Tipps, wie das Schaufenst­er attraktive­r gestaltet werden kann.
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FOTO: PAUL BRAUN Oft kommt es auf die Details an, was ein gutes von einem Standardsc­haufenster unterschei­det.

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