Schwäbische Zeitung (Biberach)
So werden Schaufenster attraktiver
Berater wollen Einzelhändlern unter die Arme greifen und Innenstädte lebendiger machen
- Was macht ein gutes Schaufenster aus? Wie werden aus Passanten Kunden? Bei diesen Fragen will die IHK Einzelhändlern unter die Arme greifen. Zugleich sollen so die Innenstädte wieder lebendiger werden. Leider wird das Projekt nicht von jedem angenommen. Die „Schwäbische Zeitung“war bei einem Ortstermin in Bad Schussenried dabei.
Alexander Geisteuer ist ausgebildeter Dekorateur und gibt als Teil des Modellprojekts „IHK-Innenstadtberater“kleinen Läden Tipps, wie sie Ihre Schaufenster attraktiver gestalten können. Bad Schussenried ist eine von fünf Städten, die für den ersten Durchgang des Projekts ausgewählt wurden. Die Innenstadtberater der IHK führen Passantenbefragungen durch oder überprüfen Standordfaktoren – alles, um die Innenstädte attraktiver zu machen.
Gemeinsam mit Josef Röll von der IHK Ulm stoppen die beiden Männer an diesem Morgen am Schaufenster von Optik Hammer in Bad Schussenried. Drinnen wartet bereits Birgit Hammer, die sich für den kostenlosen Beratungstermin angemeldet hat.
Als Erstes stellt der Deko-Fachmann fest: Die Optikerin macht bereits einiges sehr richtig. „Der Raum im Schaufenster wird hier hervorragend genutzt“, erklärt Alexander Geisteuer. Man müsse immer darauf achten, nicht alle Produkte auf derselben Höhe zu präsentieren. Im Schaufenster von Optik Hammer liegt mancher
Schmuck auf einer Erhöhung und versetzt darunter Brillen. Das alles vor einem Plakat eines Brillenherstellers als Hintergrund – hier gibt es nichts zu meckern. „Das Plakat hängt auf Augenhöhe, das ist gut so. Ich fahre oft an Geschäften vorbei, die das noch immer nicht verstanden haben.“
Außerdem sei es wichtig, einen Blickfang im Schaufenster zu haben,
erklärt Geisteuer. „Das kann ein prägnanter oder bunter DekoArtikel sein. Gern auch passend zur Jahreszeit oder anstehenden Feiertagen.“Tatsächlich habe Hammer zuletzt für Ostern Hasen und andere passende Dekorationen im Schaufenster stehen gehabt.
Einziges Manko, das der Dekorateur zu beanstanden hat, ist, dass das Schaufenster nicht beleuchtet ist. „Diesen Punkt muss ich bei fast jeder Beratung ansprechen“, sagt Geisteuer. Licht signalisiere Passanten nicht nur, dass der Laden geöffnet ist, sondern sorgt auch dafür, dass die Fenster bei Sonnenlicht weniger spiegeln. „Licht lockt Leute“, gibt er als Denkanstoß mit.
Geisteuer, der 20 bis 30 Firmen in der Region regelmäßig berät, kooperiert seit Kurzem mit der Industrie- und Handelskammer Ulm für das InnenstadtberaterProjekt. Das Angebot richte sich aber nicht nur an Mitgliedsbetriebe, betont Josef Röll. „Wir machen diese Beratung bereits zum vierten Mal“, sagt Röll. Jeweils eine Stunde nehmen die beiden Herren sich für jeden Betrieb Zeit, um sie kostenlos zu beraten. Für den heutigen Termin in Bad Schussenried haben sich lediglich drei Betriebe angemeldet. Bei einem vorigen Termin in Laichingen waren es zehn.
Das ausbleibende Engagement der Ladenbesitzer kann Röll sich nicht erklären. „Wir wollen dem Handel immerhin helfen, überlebensfähig zu sein.“Die Initiative stammt aus dem Wirtschaftsministerium und wird von der IHK durchgeführt.
Der nächste Stopp ist Hescheler Haushaltswaren. Auch hier gibt es bei erstem Betrachten – bis auf fehlendes Licht – wenig zu beanstanden. Mit den Geschäftsführern Gerhard und Siglinde Hescheler bespricht Geisteuer, dass es wichtig sei, einzelne Schaufenster thematisch voneinander zu trennen. Also Gartenarbeit im einen Fenster, Kochen im nächsten. Josef Röll wirft ein, dass es eine gute Idee sein kann, mit anderen Läden zu kooperieren. Warum also nicht vom Fahrradladen ein Trekkingrad ausleihen und mit diesem im Schaufenster die Urlaubszeit einläuten?
Siglinde Hescheler ist zufrieden mit der Beratung. „Gewisse Dinge wusste ich schon. Andere Tipps versuche ich jetzt in den kommenden Wochen anzugehen.“Sie finde es schade, dass sich so wenige Einzelhändler in Bad Schussenried für das kostenlose Beratungsangebot beworben haben. „Das ist, weil wir nicht mehr viele inhabergeführte Geschäfte haben. Die großen Ketten brauchen so etwas nicht.“