Schwäbische Zeitung (Biberach)

Biberacher demonstrie­ren für Europa

Bei der Kundgebung auf dem Marktplatz werben die Organisato­ren dafür, wählen zu gehen

- Von Maike Daub

- Europa ist es wert, dafür zu kämpfen: Das war der Tenor auf der Kundgebung auf dem Biberacher Marktplatz am Sonntagnac­hmittag. Die proeuropäi­sche Bürgerbewe­gung Pulse of Europe (PoE) hatte zu der Veranstalt­ung eingeladen und knapp 300 Zuschauer waren gekommen. Mit dabei waren auch viele Biberacher Bewegungen und Vereine.

Die Kundgebung stand unter dem Motto „Gemeinsam für Demokratie und ein starkes Europa“. Anlass war die anstehende Europawahl am 9. Juni. „Die EU ist im Inneren wie im Äußeren so gefordert wie nie“, sagte Organisato­rin Annette Rueß von PoE in ihrer einleitend­en Rede. Zuvor hatten die Städte Partner Biberach bereits einen Sternenspa­ziergang organisier­t. Europa sei seit Jahrzehnte­n dafür verantwort­lich, dass es auf dem Kontinent Sicherheit und Frieden gebe, sagte Rueß, daher müsse man eingestehe­n, dass es „uns eigentlich ein gutes Leben sichert“. Dafür bekam sie viel Applaus. „Die EU ist nicht perfekt, das ist uns allen klar“, fuhr sie fort. „Sie muss besser werden. Aber ganz klar ist auch: Sie darf nicht sterben.“

Neben dem Verein Städte Partner, die auch Biberachs Partnerstä­dte auf die Bühne brachten, nahmen auch mehrere Schulen an der Kundgebung teil. Die Big Band des Pestalozzi-Gymnasiums lieferte die einleitend­e Musik und brachte Stimmung auf, eine Schülerin des Wieland Gymnasiums warb dafür, niemals die Macht einer einzelnen Person in die Hand zu geben und Schüler und Schülerinn­en des BischofSpr­oll-Bildungsze­ntrums zählten die Vorteile auf, die die EU bringen würde, wie Frieden, viele Rechte, den Binnenmark­t oder auch die Freizügigk­eit im Schengenra­um.

Gerade die jüngeren Menschen auf der Bühne und im Publikum kennen Europa ohne diese Vorteile nicht mehr. Dennoch dürften sie nicht selbstvers­tändlich werden, hieß es immer wieder. Auch Poetry-Slammerin Lea Weiss griff das in ihrem Beitrag auf. „Stillsitze­n, nichts tun, ausruhen, Dinge als selbstvers­tändlich abtun: Das ist falsch“, sagte sie. „Es muss klar sein, dass jeder hier für Freiheit kämpft.“

Für die junge Künstlerin war es das erste Mal auf so großer Bühne,

doch auch Verena Fürgut von der Stadt Biberach feierte eine Premiere: Ihren ersten Redebeitra­g auf einer Kundgebung, dazu in ihrer neuen Rolle als Dezernenti­n für Bildung und Kultur, die sie offiziell am 1. Mai antritt. „Ich freue mich sehr, dass es das Thema Europa ist“, sagte sie, denn das liege ihr schon seit Schulzeite­n besonders am Herzen. Gerade der Wirtschaft­sstandort Biberach sei auf internatio­nale Fachkräfte angewiesen und profitiere daher enorm etwa von dem Recht auf Freizügigk­eit. Es brauche aber

großen politische­n Willen, 27 Staaten zusammenzu­bringen und zusammenzu­halten. „Wir sehen innerhalb Deutschlan­ds, wie schwer das schon mit 16 Bundesländ­ern ist. Und trotzdem gelingt es hier“, sagte sie.

Die Idee für eine solche Kundgebung in Biberach hatte Daniela Klug. Sie kennt Annette Rueß privat und habe beim letzten Treffen mit ihr erkannt: „Wir brauchen diesen Puls hier auch in Biberach, diesen guten Puls.“Eigentlich sei sie gar nicht politisch engagiert, verriet sie am Rande der Veranstalt­ung.

„Umso mehr ich mich damit beschäftig­t habe, umso mehr habe ich verstanden, dass wir uns hierfür einsetzen müssen“, sagt sie nun jedoch. Von der Kundgebung nun sei sie „überwältig­t“gewesen. Im Vorhinein hätte sie nicht abschätzen können, ob oder wie gut es funktionie­rt, ob Leute kommen oder mitmachen wollen.

„Politik darf auch kreativ gelebt und erlebt werden“, sagte sie und meinte genau solche Veranstalt­ungen wie die Kundgebung. Wie fast alle Redner bei der Kundgebung

warb sie vor allem für eines: Wählen zu gehen. „Politikver­drossenhei­t können wir uns gerade jetzt nicht erlauben“, sagte sie. „Jeder kann was tun und was bewegen.“

Immer wieder betonten die Teilnehmer der Kundgebung, dass jede Stimme zähle. Bei der Kundgebung verschafft­en sie sich zumindest schon mal Gehör.

Die Plakate, die im Rahmen der Kundgebung gezeigt wurden, sind ab 6. Mai im Rathaus ausgestell­t.

 ?? ?? Zu sehen war unter anderem Plakate der Hauchler Studio Privatschu­le für Design, Medien und Druck, die darauf aufmerksam machen sollten, wie wichtig es sei, wählen zu gehen.
Zu sehen war unter anderem Plakate der Hauchler Studio Privatschu­le für Design, Medien und Druck, die darauf aufmerksam machen sollten, wie wichtig es sei, wählen zu gehen.
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FOTOS: MAIKE DAUB Die Kundgebung stand unter dem Motto „Gemeinsam für Demokratie und ein starkes Europa“.
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Verena Fürgut hielt ihre erste Rede in ihrer neuen Rolle.

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