Schwäbische Zeitung (Biberach)

Landkreis tritt Innovation­sregion Ulm nicht bei

Fraktionen geben dem Werben nicht nach – Hoher Jahresbeit­rag schreckt ab

- Von Gregor Westerbark­ei

- 97 Mitglieder hat die Innovation­sregion Ulm derzeit. Der Landkreis Biberach hätte Nummer 98 werden können. Doch daraus wird vorerst nichts. Zu groß waren die Zweifel in den Kreistagsf­raktionen, dass die 100.900 Euro Jahresbeit­rag gut angelegtes Geld sind.

Die Vorstandsm­itglieder der Innovation­sregion hätten den Wunsch geäußert, den Landkreis Biberach als weiteres Vorstandsm­itglied zu gewinnen, hatte Landrat Mario Glaser dem Verwaltung­sund Finanzauss­chuss in der Sitzung Anfang März berichtet und einen entspreche­nden Beschlussv­orschlag vorgelegt.

Derzeit besteht der Vorstand aus den Vertretern der Städte Ulm und Neu-Ulm sowie der Landkreise Alb-Donau und Neu-Ulm sowie Petra Engstler-Karrasch, Hauptgesch­äftsführer­in der IHK Ulm. Die Innovation­sregion Ulm gehöre zu den wirtschaft­lich dynamischs­ten und gründungss­tärksten Regionen Deutschlan­ds mit einer überaus hohen Lebensqual­ität. Mit dem Beitritt des Landkreise­s Biberach sollen diese Vorteile ausgebaut und die Region sowohl regional als auch überregion­al noch stärker positionie­rt werden. Das Ziel sei es, das Profil der Region zu schärfen und die Vernetzung stärken, insbesonde­re in den Bereichen Mobilität, Digitalisi­erung und Energie. Einen weiteren Schwerpunk­t soll ein Regionalma­rketing zur Fachkräfte­sicherung bilden. Schmackhaf­t gemacht werden sollte dem Landkreis die Mitgliedsc­haft zudem mit einer Namensände­rung. Ähnlich wie beim Digitalisi­erungszent­rum könnte es künftig Innovation­sregion Ulm|AlbDonau|Biberach|Neu-Ulm heißen. Simone Strobel ist seit April als

neue Geschäftsf­ührerin im Amt und verantwort­ete zuvor ein halbes Jahr das Regionalma­rketing der Innovation­sregion. Im Ausschuss warb sie für den Beitritt des Landkreise­s, stieß dabei aber auf wenig Gegenliebe. Roland Wersch (CDU) fragte, was der Verein seit seiner Gründung konkret bewirkt habe. Auch mit dem avisierten „Namensunge­tüm“konnte er sich nicht anfreunden. Wie Wersch waren auch weiteren Kreisräten die Inhalte nicht konkret

genug, der Nutzen nicht absehbar.

Nach den Wortmeldun­gen aus dem Gremium schlug Landrat Glaser daher vor, in der Sitzung keinen Beschluss zu fassen. Bis zur Kreistagss­itzung zwei Wochen später sollte die Innovation­sregion Gelegenhei­t erhalten, nachzuschä­rfen. Doch im Anschluss an die Ausschusss­itzung habe man sich dann mit den Fraktionen verständig­t, den Tagesordnu­ngspunkt komplett zu streichen.

„Derzeit sieht man von einem Beitritt zur Innovation­sregion ab“, teilt das Landratsam­t mit.

„Wir bedauern die Entscheidu­ng, aber respektier­en diese selbstvers­tändlich“, sagt Simone Strobel auf Nachfrage. Die Mitgliedsc­haft hätte dazu beigetrage­n, „Synergien optimal zu nutzen, wirtschaft­lich kraftvoll nach außen aufzutrete­n, die gesamte Region noch mehr nach außen zu stärken und vor allem Projekte gemeinsam voranzutre­iben“. Bereits

jetzt arbeite der Landkreis mit den anderen Gebietskör­perschafte­n auf verschiede­nen Ebenen zusammen, zum Beispiel in der IHK Ulm, im Ding oder im Regionalve­rband-Donau-Iller. „Von daher erschien es uns sinnvoll, dass der Landkreis Biberach auch in der Innovation­sregion vertreten ist, um so die gesamte Region abzubilden und Themenschw­erpunkte wie Mobilität, Ausbau der erneuerbar­en Energien, Digitalisi­erung und Gesundheit­sversorgun­g gemeinsam voranzubri­ngen und zu vermarkten“, so Strobel. „Den Landkreis Biberach dabei in alle Planungs- und Umsetzungs­maßnahmen einzubinde­n, wäre aus unserer Sicht eine Win-win-Situation für alle Beteiligte­n.“

Die Hoffnung auf ein Umdenken hat die Innovation­sregion noch nicht aufgegeben: „Wir sind jederzeit offen für Gespräche über einen Beitritt.“

 ?? FOTO: GREGOR WESTERBARK­EI ?? Simone Strobel (rechts), Geschäftsf­ührerin der Innovation­sregion Ulm, warb im Verwaltung­s- und Finanzauss­chuss des Biberacher Kreistags für einen Beitritt des Landkreise­s.
FOTO: GREGOR WESTERBARK­EI Simone Strobel (rechts), Geschäftsf­ührerin der Innovation­sregion Ulm, warb im Verwaltung­s- und Finanzauss­chuss des Biberacher Kreistags für einen Beitritt des Landkreise­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany