Euroretter
Für viele ist er de facto Europas mächtigster Mann:
Der 67- Jährige italienische Bankmanager und Wirtschaftswissenschaftler ist seit November 2011 Präsident der Europäischen Zentralbank ( EZB). Während Politiker mühsam um Kompromisse ringen, kauften die Währungshüter in der Krise mehrfach wertvolle Zeit. Als der Währungsraum im Sommer 2012 vor der Zerreißprobe stand, beruhigte Draghi mit wenigen Worten die Lage: „ Die EZB ist bereit, im Rahmen ihres Mandats alles zu tun, was nötig ist, um den Euro zu retten. Und glauben Sie mir: Es wird genug sein.“Er zeigte Tatkraft, während viele Politiker die Nerven verloren. Seitdem ist der EZB großer Einfluss zugewachsen. Unter Führung des Italieners schaffte die EZB in der Folgezeit die Zinsen im Euroraum quasi ab, flutete die Banken mit ultrabilligem Zentralbankgeld und kauft seit März 2015 in gewaltigem Umfang Staatsanleihen. Doch der Anti- Krisen- Kurs ist nicht unumstritten. Auch im EZB- Rat gab es wiederholt Widerstand – etwa von Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Kritiker wie Weidmann werfen Draghi vor, die Befugnisse der Notenbank überdehnt zu haben und die Geldpolitik zum Spielball der Regierungen – vor allem der Krisenstaaten – gemacht zu haben. Draghi balanciert seither auf einem schmalen Grat zwischen erlaubter Geldpolitik und verbotener Wirtschaftspolitik. Unter Draghi hat sich die EZB in den Dienst politischer Ziele gestellt, wie auch die Verlängerung der Notkredite für Griechenland am Sonntag verdeutlichte. ( dpa/ str) EZB- Präsident Mario Draghi fällt eine Schlüsselrolle zu.