Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Rentenkass­en unter Druck

Mehr Geld für 20,6 Millionen Pensionäre ab 1. Juli – Schwere Zeiten stehen aber an

- Von Basil Wegener Senioren auf der Bodenseein­sel Mainau.

BERLIN (dpa) - Spürbar mehr Geld bekommen die 20,6 Millionen Rentner ab Juli überwiesen. 2016 wird es wohl noch mal mehr – doch der Abstand zwischen Arbeitsein­kommen und Rente wird größer. Und nun gerät die Rentenkass­e von Jahr zu Jahr mehr unter Demographi­e-Druck. Was kommt auf die Rentner zu?

Zunächst gibt es einmal 2,1 Prozent im Westen und 2,5 Prozent im Osten mehr. Die Löhne sind gestiegen und mit ihnen steigen die Renten. Wer bereits vor März 2004 Rentner wurde, erhält die höhere Rente bereits Ende Juni, bei den anderen fließt die erhöhte Rente erstmals Ende Juli aufs Konto.

Dank der Rekordbesc­häftigung fließt in diesem Jahr voraussich­tlich auch mehr Beitragsge­ld in die Rentenkass­e als bisher geschätzt. Und wegen eines statistisc­hen Sondereffe­kts fällt die Rentenanpa­ssung in einem Jahr wohl deutlich höher aus als 2015. Alexander Gunkel, der an der Vorstandss­pitze der Rentenvers­icherung die Arbeitgebe­r vertritt, hält bei allen Unwägbarke­iten vier Prozent mehr für möglich.

Doch die Rentnerrep­ublik wird von jetzt an immer mehr zur Realität – und damit die finanziell­en Probleme der Altersvors­orge. „Denn über die Geburtsjah­rgänge der 50er-Jahre kommen wir allmählich an die Babyboomer heran“, sagt Gunkel. Auf absehbare Zeit gebe es von Jahr zu Jahr mehr Neurentner. „2013 sind 650 000 Personen in die Altersrent­e gegangen. In wenigen Jahren werden wir bei einer Million sein.“

In den vergangene­n Jahren bemühte sich die Politik, die Rentenkass­e zu schonen. Derzeit profitiere­n die Rentenfina­nzen etwa noch von Abschlägen bei vorzeitige­m Renteneint­ritt. Doch die abschlagsf­reie Rente mit 63 und die Mütterrent­e, die am 1. Juli vor einem Jahr in Kraft traten, werden die Rentenvers­icherung in den nächsten Jahren mit jeweils rund zehn Milliarden Euro belasten, wie Gunkel hervorhebt. „Das wird sich in die Rentenfina­nzen hineinfres­sen, bis 2019 der nächste Beitragssa­tzanstieg kommt.“Laut offizielle­r Prognose steigt der Beitrag bis 2028 von heute 18,7 Prozent auf rund 21,4 Prozent.

Es sind keine günstigen Vorzeichen für die Alterssich­erung. Die derzeitige Phase niedriger Zinsen erschwert die auch von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) offiziell als nötig angesehene private und betrieblic­he Vorsorge zusätzlich zur gesetzlich­en Rente.

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FOTO: DPA

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