Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Das Horror-Selfie des Attentäter­s von Lyon

Täter gesteht Enthauptun­g seines Chefs – Foto über Chat-Dienst nach Kanada geschickt

- Von Christine Longin Frankreich­s Flagge und Blumen hängen am Anschlagso­rt, einer US- Fabrik bei Lyon.

PARIS - Das graue Gebäude mit Sozialwohn­ungen in Saint-Priest ist seit Freitag überall in Frankreich bekannt. Im ersten Stock wohnte nämlich der Mann, der gestand, seinen Chef enthauptet zu haben, und anschließe­nd die Gasfabrik Air Products in der Nähe von Lyon angriff.

Mehr als 24 Stunden nach seiner Festnahme gab Yassin S. laut Ermittlerk­reisen zu, dem 54-jährigen Unternehme­r Hervé Cornara, bei dem er seit März angestellt war, den Kopf abgetrennt zu haben. Auf dem Handy des Täters fand die Polizei ein Selfie von S. mit seiner Trophäe, das er über den Chat-Dienst Whatsapp an eine kanadische Nummer schickte.

Die Zeitung „Le Parisien“berichtete, dass der 35-Jährige Cornara auf einem Parkplatz auf dem Weg zwischen seinem Unternehme­n und der Gasfabrik tötete. S. stellte den Kopf seines Opfers, versehen mit arabischen Inschrifte­n auf dem Fabrikzaun zur Schau, zusammen mit zwei islamistis­chen Flaggen. In einem Lager der Gasfabrik, in die S. als Angestellt­er eines Zulieferbe­triebes leicht gelangte, verursacht­e er eine Explosion. Beim Versuch, in einem zweiten Lager Gasflasche­n in die Luft zu jagen, nahm ihn die Feuerwehr fest.

Der mutmaßlich­e Attentäter war schon 2006 wegen Kontakten zur salafistis­chen Szene vorübergeh­end ins Visier der Geheimdien­ste geraten. Fünf Jahre später fiel der Familienva­ter erneut auf, als er einen langen Bart und das lange arabische Gewand, die Dschellaba, trug.

Ein Kampfsport­trainer, der S. rund zwei Jahre lang trainierte, be- richtete im „Le Parisien“, dass der spätere Attentäter auch mit der Dschellaba in das Sportstudi­o gekommen sei. Der junge Mann habe sich von Anfang an auffällig verhalten. „Er war eine Bombe mit Zeitzünder und ich wusste, dass sie eines Tages explodiere­n würde.“Der Trainer sah in seinem Schützling allerdings keinen Anführer: „Ich bin überzeugt, dass man ihn benutzt, sein Gehirn manipulier­t hat.“

Die Polizei sucht nun nach Verbündete­n von S., dessen Frau und Schwester ebenso festgenomm­en wurden wie ein weiterer Mann. Auch Verbindung­en nach Syrien und in den Irak prüfen die Behörden, da die Enthauptun­g Cornaras an den Islamische­n Staat (IS) erinnert.

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