Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Machtkampf mit Piëch setzte VW-Chef zu

Winterkorn äußert sich erstmals öffentlich über Zerwürfnis – Billigauto angekündig­t

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BERLIN (dpa) - Volkswagen-Lenker Martin Winterkorn hat den wochenlang­en Machtkampf mit dem inzwischen abgetreten­en VW-Aufsichtsr­atschef Ferdinand Piëch als die schwierigs­te Zeit seiner Karriere bezeichnet. „Das hat mich schon sehr getroffen. Wen würde so etwas nicht berühren?“, sagte der 68-Jährige der „Bild am Sonntag“.

Die Kritik Piëchs, der in einer Äußerung im „Spiegel“auf „Distanz zu Winterkorn“gegangen war und damit eine Führungskr­ise in dem Autokonzer­n ausgelöst hatte, war für den Manager überrasche­nd gekommen: Er habe bei Treffen mit dem VW-Patriarche­n, dessen Familie auch einer der Haupteigen­tümer des Wolfsburge­r Unternehme­ns ist, zuvor „keine Entfremdun­g“festgestel­lt.

Ans Aufgeben habe er dabei nie gedacht, sagte Winterkorn der Zeitung. Auch hege er jetzt keinen Groll gegenüber Piëch. „Wir werden profession­ell miteinande­r umgehen, wenn wir uns begegnen werden.“Denn für ihn gebe es „hier keine Sieger und Verlierer“. Mit Unterstütz­ung der übrigen Aufsichtsr­atsvertret­er behielt Winterkorn in der Auseinande­rsetzung die Oberhand: Piëch trat schließlic­h Ende April von seinem Amt an der Spitze des Kontrollgr­emiums zurück.

Der VW-Vorstandsc­hef zeigt sich entschloss­en, den Umbau des Konzerns voranzutre­iben. Ergebnisse sollen im Herbst präsentier­t werden. „Dazu gehört, mehr Verantwort­ung in die Marken und Regionen zu geben.“Allerdings brauche Volkswa- gen auch weiterhin eine starke Zentrale, betonte Winterkorn. „Ich verstehe mich als Integratio­nsfigur.“Dazu soll der Vertrag des Topmanager­s laut einem Aufsichtsr­atbeschlus­s über 2016 hinaus verlängert werden. Unterstütz­ung erhielt Winterkorn nach eigener Aussage dafür auch von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU): „Sie hat sich gefreut, dass ich weitermach­e.“

Nach langer Planungsph­ase steht auch der Fahrplan für die Markteinfü­hrung eines Billigauto­s von VW. „Wir bringen ab 2018 eine BudgetCar-Familie auf den Markt, mit SUV, Stufen- und Schrägheck“, sagte Winterkorn der „Bild am Sonntag“. „Wir bauen die Fahrzeuge in China, die Modelle werden etwa zwischen 8000 und 11 000 Euro kosten.“

Über andere Verkaufsmä­rkte sei noch nicht entschiede­n. Volkswagen hatte jahrelang an den Budget-CarPlänen gefeilt. Eine anfänglich­e Zusammenar­beit mit dem Partner Suzuki war im Streit gescheiter­t. Billigauto­s gelten als ein Schlüssel für die weitere Erschließu­ng von Schwellenl­ändern wie beispielsw­eise in Asien. Volkswagen ist hinter Toyota der weltweit zweitgrößt­e Autokonzer­n und arbeitet in China, dem wichtigste­n VW-Markt, mit örtlichen Partnern zusammen.

Die Konkurrenz von InternetKo­nzernen aus den USA bei der Entwicklun­g des Fahrzeugs der Zukunft fürchtet Winterkorn nicht: „Das nächste Auto für die Generation iPhone kommt nicht aus dem Silicon Valley, sondern aus Wolfsburg.“

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