Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Zum Abschied singt Borg „Adios Amor“

Der Schlagerst­ar stand zum letzten Mal als Moderator des Musikanten­stadls auf der Bühne

- Von Britta Schultejan­s Servus: Die Fans feiern ihren Star ein letztes Mal.

MÜNCHEN (dpa) - Das war’s: Nach neun Jahren hat Andy Borg seinen letzten „Musikanten­stadl“moderiert. Auch wenn er zum Abschied Gladiatore­n auflaufen ließ – den Kampf gegen den „Stadl 2.0“hat er verloren.

Bereits im Februar hatten die ARD und ihre Partnersen­der ORF und SRF mitgeteilt, dass Borg den „Stadl“in Pula zum letzten Mal moderieren wird. Das Format soll jünger werden. Entspreche­nd melancholi­sch fällt der Begrüßungs­applaus für den Moderator aus. „Ich hab Euch auch lieb“, sagt Borg zu Beginn, ohne ein Wort über seine letzte Sendung zu verlieren. „Ich weiß, was Ihr meint. Ich meine das genauso.“

2000 Jahre alt ist die Arena, die die Kulisse für Borgs letzte Sendung bildet. „Wir gehören zum Weltkultur­erbe.“Der 54-Jährige gibt sich betont gut gelaunt, scherzt, schunkelt und führt mit einem Dauergrins­en durch seine letzten zweieinhal­b Stunden als „Stadl“-Moderator. „Unserem Andy ein herzliches Servus“steht auf einem Plakat im Zuschauerr­aum.

Seinen ersten Gast Andreas Gabalier kündigt er mit den Worten an: „Die jungen Menschen finden ihn ur- geil.“Im Gespräch mit dem selbsterna­nnten „Volks-Rock’n’Roller“gibt sich Borg viel Mühe zu betonen, wie wenig angestaubt Volksmusik (und der „Stadl“) doch sind. Kurz vor Schluss singt Gabalier „ein letztes Mal für unseren Andy Borg“seinen Kracher „I sing a Liad für di“.

Nostalgisc­h wird es dann etwa auf halber Strecke. Sein Publikum habe ihn in all den „Stadl“-Jahren immer umarmt, sagt Borg da. „Diese Umarmung wird jetzt gelöst, aber ich falle in die Arme meiner geliebten Frau.“Dann singt er eine Schnulze für die Gattin. Als es später anfängt zu regnen, sagt er: „Der Himmel hat gerade ein paar Tränen vergossen.“Ganz zum Schluss singt Borg – wie angekündig­t – „Adios Amor“, das Lied, mit dem seine Karriere vor 33 Jahren begann. „Ich bin stolz, Moderator dieser legendären Sendung gewesen zu sein“, sagt er zum Abschied. „Servus.“

Der 54-Jährige hatte für die Sendung, deren Zukunft lange ungewiss war, gekämpft und sich gegen Jugendwahn im Fernsehen stark gemacht. Umso bitterer für ihn, dass es jetzt ohne ihn weiter geht. Nach der Sommerpaus­e übernehmen seine Nachfolger: Alexander Mazza (42) ist zwölf Jahre jünger als Borg, Francine Jordi (38) sogar 16 Jahre.

Sinkende Quoten

Borg hatte die Show, die zu den ältesten im deutschen Fernsehen gehört, im September 2006 von ihrem Erfinder Karl Moik übernommen, der vor drei Monaten im Alter von 76 Jahren starb.

Während das Durchschni­ttsalter der Zuschauer mit 68 hoch ist, sinken seit Jahren die Quoten: 1994 schalteten nach Angaben der beteiligte­n Sender im Schnitt noch 7,53 Millionen Menschen (Marktantei­l: 25,9 Prozent) den „Stadl“ein. 2014 waren es nur noch 3,96 Millionen (13,6 Prozent). Grund genug für die Sender, einen radikalen Schnitt und den „Musikanten­stadl 2.0“zu planen.

Der ARD-Unterhaltu­ngskoordin­ator Thomas Schreiber betonte, es gehe darum, die Sendung modern zu machen. Borg habe sich aber „jeglicher Form der Veränderun­g widersetzt“. Die gewohnten Kulissen der TV-Show, die sonst aus Hallen übertragen wird, seien übrigens bereits zerlegt worden, sagte Borg. Für den Neuanfang werden sie – wie er selbst – nicht mehr benötigt.

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FOTO: DPA

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