Recht einseitig
Drei Frauen, drei Wege, mit der eigenen Scheidung umzugehen. Barbara lernt endlich Fallschirmspringen, was sie sich früher nie getraut hätte – zu viele Bedenken. Christine sucht Trost im Glauben. Sie fühlt sich schuldig, die Familie zerstört und Sohn Leon den Vater genommen zu haben. Claudia schmeißt eine fette Scheidungsparty, mietet sich eine Stretchlimo und zerschneidet demonstrativ ihr Hochzeitskleid. Gemeinsam ist allen dreien, dass sie die Trennungen von ihren Partnern nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn „Scheidung heißt Scheitern“, wie es in der Dokumentation heißt. Sie fühlen sich als Versagerinnen und müssen erst mühsam das eigene Selbstwertgefühl wieder aufbauen. Der Neubeginn fällt ihnen schwer.
170 000 Ehen werden jährlich in Deutschland geschieden. Autorin Anke Hilmann hat sich ein Riesenthema vorgenommen – vielleicht zu groß für 45 Minuten. Dass kein einziger Mann zu Wort kommt, war wohl Absicht – man vermisst den Blick auf die männlichen Bewältigungsstrategien trotzdem. So bleibt die Reportage relativ einseitig. Vorgestellt wird zudem die sogenannte Ahrensburger Praxis, ein Modellprojekt des Familiengerichts. Man setzt dort auf Konsens statt Konflikt bei der oftmals strittigen Kinderbetreuung. Doch das wäre eigentlich schon wieder ein ganz anderes Thema gewesen.