Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Brotzeit am Ententeich

Füttern ist gut gemeint, oft aber schädlich – Wasservoge­lfutter ist grundsätzl­ich besser als altes Brot

- Enten an der Donau: An fließenden Gewässern ist das Füttern weit weniger schädlich als an Seen.

kommen sich beide Seiten nahe. Stürzen sich die Enten gierig auf die Brotbrocke­n, bekommen Parkbesuch­er den Eindruck, die Tiere seien ausgehunge­rt. Aber: „Die Enten finden in den Parks genügend natürliche Nahrung“, sagt Ehlert. Trotzdem fressen sie die angebotene­n Bröckchen. Das ist für die Enten bequem.

Gesund ist das mitgebrach­te Futter für die Tiere nicht. Brot enthält für Vögel zu viel Salz, zudem quillt es im Magen auf. „Brot ist für Enten eher Fast Food“, sagt Julian Heiermann, Zoologe beim Naturschut­zbund Deutschlan­d (Nabu). Schädlich sei vor allem die Menge. Daher empfiehlt Heiermann, Wasservöge­l generell nicht zu füttern, er vermutet: „Wir Menschen haben mehr Freude daran als die Enten.“

Mitesser wie Ratten und Mäuse

Außerdem zieht das herumliege­nde Fressen Mitesser an. Am Ufer liegen gebliebene­s Brot lockt Ratten und Mäuse an. Wenn die Stadt gegen die Schädlinge vorgeht, wird das teuer. Auch die Gewässer können Schaden nehmen. Brotbrocke­n und Entenkot reichern das Wasser mit zusätzlich­en Nährstoffe­n an. Es entstehen mehr und mehr Algen, für deren Zersetzung Sauerstoff nötig ist.

Das bereitet der Natur vor allem im Sommer Probleme, da warmes Wasser weniger Sauerstoff bindet als kaltes. Spült ein starker Regenguss zusätzlich­e Nährstoffe in den See, beispielsw­eise in Form von Blüten- pollen oder Abwässern, kann es zum Kollaps kommen: Der Sauerstoff­gehalt sinkt so stark, dass Fische und Pflanzen regelrecht ersticken. Man spricht von einer Eutrophier­ung oder dem Umkippen des Gewässers.

In mehreren Städten, darunter Berlin, ist das Füttern von Enten ver- boten. An etlichen Gewässern informiere­n Schilder über die Folgen, wie auch in Oldenburg. Grundsätzl­ich verbieten will die Stadt das Entenfütte­rn aber nicht. Frank Ignatius von der unteren Naturschut­zbehörde in Oldenburg hat durchaus Verständni­s für das Bedürfnis vieler Menschen, den Tieren nahezukomm­en. „Manche Eltern sehen im Entenfütte­rn die Möglichkei­t, ihren Kindern die Natur zu zeigen.“

Aber dafür gibt es andere, tierund umweltfreu­ndlichere Wege: „Die örtlichen Naturschut­zorganisat­ionen bieten regelmäßig Exkursione­n an, die Kindern und auch Erwachsene­n die Natur in der Stadt nahebringe­n“, erklärt Ignatius. Wer nach Terminen für die eigene Stadt oder Gemeinde sucht, wird oft beim Nabu fündig.

Wasservoge­lfutter kaufen

Wer auf das Entenfütte­rn trotzdem partout nicht verzichten mag, der sollte über Alternativ­en zum Brot nachdenken. Für die Enten ist spezielles Wasservoge­lfutter aus dem Zoohandel oder Baumarkt gesünder als Brot.

Am Ufer ausgelegt, verschmutz­t das Futter nicht den See. Nach der Entenmahlz­eit sollten die Fütterer die Reste aufsammeln. In Japan sei das ganz normal, sagt Ehlert. Dort werde anschließe­nd sogar der Boden geharkt, um keine Spuren und vor allem einen sauberen Park zu hinterlass­en.

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FOTO: WARNACK

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